Ich weiss, ich bin ziemlich vermessen. Da habe ich gerade erst mal mit selbstausgedruckten Decals herumexperimentiert - und schon glaube ich, anderen Modellbahnern zeigen zu müssen, wie man dabei vorgehen soll.... dabei bin ich selbst Lehrling.
Vielleicht eben deswegen, kann ich hier Hemmschwellen ablegen und Zauderern zeigen, dass die ganze Sache keine Hexerei ist. Da ich im Moment bei den beiden Triebwagen bei der Technik nicht weiterkomme (Da Friho aus Lenk in den Ferien weilt und ich die Stromabnahme ab den Rädern daher nicht vorantreiben kann) habe ich als Zwischenspiel mal zwei Güterwagen umgespritzt und beschriftet. Genau genommen gehörte diese Arbeit in den Breuer-Thread, da die genannten Güterwagen nun das Logo der Konservenfabrik erhielten, die ich auf dem Breuer-Diorama baue. Aber nun zu den Decals:
Aus dem Internet-Angebot kaufte ich einige Bogen Decal-Papier. Und zwar je eine Packung mit durchsichtiger Trägerfolie und eine mit weiss. Wie hinlänglich bekannt können herkömmliche Drucker die weisse Farbe nicht ausdrucken. Will man also irgend etwas in Weiss herstellen, ist man auf eine weisse Grundfolie angewiesen. Diese muss dann allerdings ganz genau entlang des Motivs ausgeschnitten werden. Nun gut: Für meine ersten Versuche stellte sich dieses Problem nicht.
Mein Ansinnen war, dass ich für die Konserventransportwagen einen billigen Güterwagen als Basis wählen wollte. Alte K3 von Märklin habe ich bis zum Abwinken. Einen würde ich also erübrigen können. Und sollte das Experiment missglücken, wäre der Verlust zu verschmerzen. In meiner Grabbelkiste traf ich auf der Suche nach einem weiteren Versuchsmodell überraschend auf einen Roco Werbegüterwagen, von dem ich beim besten Willen nicht mehr wusste, woher ich ihn hatte. Es war eine Werbung eines Modellbauladens aus Süddeutschland aufgedruckt - so etwas würde ich doch nie kaufen... und doch hielt ich so einen Wagen (welchen ich noch nie gesehen hatte, wie mir mein Gedächtnis zu verstehen gab) in den Händen. Dieser Kühlwagen mit den glatten Seitenwänden war wie geschaffen, um ihm eine andere Livrée zu verpassen, da ich den hässlichen Werbewagen eh nie auf einer allfällilgen Anlage fahren lassen würde (woher zum Teufel kam der bloss in meinen Besitz?). Womöglich würde letztgenanntes Rollmaterial etwas zu modern ausfallen für das Diorama, aber es ging ja um den Versuch ihn mit meinen Decals zu versehen. Beide Wagen, Märklin K3 und Roco-Kühlwagen, wurden flugs demontiert. Der braune K3 lackierte ich aus der Dose in Crèmeweiss um, der Rocowagen, dessen Grundfarbe ebenfalls weiss war, laugte ich nach misslungenem Lackieren ab. Unter der Modellbahnladenwerbung trat eine goldene Schicht zum Vorschein, unter dieser dann endlich das weisse Kunststoffgehäuse, das farblich perfekt zum lackierten K3 passte.
Die Firmenanschrift der Ritter-Konservenfabrik hatte ich breits früher in aufwendiger Kleinarbeit, mittels eines primitiven Zeichnungsprogramms am Computer gefertigt. Für die Güterwagenanschrift musste ich das Firmenlogo und die Anschrift nur wenig anpassen. Dann druckte ich im Geschäft mit unserem Farblaserdrucker einen Bogen mit den benötigten Anschriften aus. Wichtig ist beim Bestellen des Decal-Papiers, dass man im Vornherein Papier für Laser- oder Tintenstrahldrucker kauft, je nachdem was für einen Drucker man verwendet. Aus Neugier druckte ich auf unsererm Laserdrucker einmal einen übrig gebliebenen Rest Decalpapier, das für Tintenstrahldrucker vorgesehen war. Das Ergebnis war eine Katastrophe - und beim Einlegen des Decals im Wasser löste sich der Aufdruck in Wohlgefallen auf. Also: darauf achten!
Obwohl ich das Motiv mit einer normalen Pixeldatei erarbeitete, kam der Ausdruck bei einer maximalen Auflösung von 1200 DPI messerscharf heraus.
Für das Auftragen der Decals sollten einige Grundregeln beachtet werden:
Zum Ablösen der Decals: Am besten füllt man eine kleine Schale mit Wasser, einem Tropfen Spülmittel - und einigen Spritzern Essig. Dadurch wird das Decal gschmeidig. Das Wasserschiebebild sollte man nur kurz ins Wasser geben, je nach Papierhersteller zwischen 5 und 10 Sekunden. Belässt man das Decal länger drin, löst es sich nicht nur vom Trägerpapier, sondern auch der Kleber löst sich im Wasser auf. Hernach schiebt man die hauchdünne Folie an die Stelle, an der das Decal nachher zu liegen kommen sollte. Am besten nässt man die vorgesehene Stelle etwas mit der Wasser-Essig-Spüli-Lösung vor. Auf diese Weise lässt sich das Decal gut plazieren. Mit Zahnstocher oder Pinzette schiebt man das Decal zunächst in die entgültige Position. Mit dem Wattestäbchen drückt man es an. Bei unebenen Flächen wendet man mit Vorteil einen Weichmacher an (ich verwende 'Micro Sol' von Microscale aus den USA an, die man per Internet direkt beim Hersteller bestellen und mit PayPal bezahlen kann). Ein Wattestäbchen in die Weichmacherlösung getaucht, wird anschliessend auf das Schiebebild gedrückt. Durch den Weichmacher fügt sich das Decal der Oberfläche an. Allenfalls kann man mit dem Zahnstocher nachhelfen, wenn man das Decal in eine Nut oder ähnliches drücken muss. Achtung: das Decal reisst trotz allem schnell. Der Weichmacher kann es nicht dehnbar machen, sorgt aber für ein sattes Anliegen an den Untergrund. Mit dem Wattebausch wird anschliessend das überflüssige Wasser zwischen Decal und Grund weggedrückt und -gesogen.
Sind alle Schrifen und Symbole angebracht, übersprayt man die Flächen mit mattem Lack. Am besten wird dieser mit Airbrush aufgenebelt. Den Lack kann man zwecks besserem Auftrag und schnellerem Trocknen mit Brennspritt im Verhältnis 2:1 verdünnen.
Nach dem Trocknen des Mattlackauftrag sieht man die Schneidekanten der Decals kaum noch. Bei Bedarf einfach nochmals eine Schicht Mattlack auftragen. Fertig.