vereiste Fahrleitung

  • Heute Morgen wollte ich wie gewöhnlich auf den Zug von Niederbipp nach Langenthal (ASM), da hiess es Bahnersatz, weil sich an den Fahrleitungen zu viel Eis angesetzt habe.

    Gruss Matthias

  • Genau dasselbe heute Morgen auf der ASM-Strekce Ins - Biel. :thumbdown:

    Es grüsst Mattioli


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert" (Albert Einstein)


    Mattioli`s Modellbahnwelt

  • Das höre ich zum ersten Mal, dass die Bahnen wegen vereister Fahrleitung nicht mehr fahren können. Das kommt wahrscheinlich nicht sehr oft vor.
    Was ist genau das Problem in solch einer Situation? Kann man gar nicht fahren oder geht etwas kaputt wenn man fährt?

  • Kann man gar nicht fahren oder geht etwas kaputt wenn man fährt?


    Ich hörte damals (Jahrzehnte her) bei einer Führung durch den Tunnel Richtung Stadelhofen, dass die Stromabnehmer-Schleifleisten aus Graphit seien. Wird wohl auch heute noch so sein.


    Ich kann mir vorstellen, dass eine Oberleitung mit Eisauftrag eine sehr abrasive Wirkung auf diese Teile hat. Es muss nicht so sein, ist aber vorstellbar :huh:

    Gruss

    Peter


    dif-tor heh smusma - live long and prosper

  • Es ist eher ein Problem der Gleichstrombahnen wo weniger Strom in der Fahrleitung ist als bei der SBB. Wenn sich die Luft abkühlt zb. in der Nacht, und die Luftfeuchtigkeit hoch ist, so bildet sich Eis nicht nur auf der Strasse sondern auch an der Fahrleitung. Man sieht dann bei fahrenden Zügen ein Gewaltiger Funkenschweif so hell wie Schweisslicht. Die kontakt Abnahme am Pantograf ist natürlich unregelmässig, das heisst der Strom kommt nur stossweise. Moderne Drehstromfahrzeuge haben damit natürlich so ihre Probleme und nach ein paar Meter fahrt stellt die Elektronik ab und sagt: ERROR!


    Ältere Fahrzeuge sind da nicht so empfindlich, dennoch muss der Lokführer aufpassen das er nicht mit voll Stromziehenden Motoren länger am selben ort stehen bleibt den es könnte die Fahrleitung herunterbrennen.

  • aber es fliesst nicht unbedingt weniger Strom


    Im Gegenteil, es fliesst häufig mehr Strom. Z.B. ein bergwärts fahrender Bernina Express zieht mit Sicherheit mehr Strom als ein durchschnittlicher Normalspur-Zug mit 15 kV. Vermutlich gleiche Grössenordnung oder sogar mehr Strom als ein beladener bergwärts fahrender Güterzug am Gotthard mit Re 10/10.

  • Ein Allegra am Bernina zieht bis zu 2400A. Eine Re465 max. 466A.
    Ich denke, das Resultat ist eindeutig!


    Ja, das Resultat ist eindeutig. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass der Unterschied so krass ist.
    Wobei die Stromaufnahme allein eigentlich nicht viel aussagt. Interessanter ist die maximale Leistungsaufnahme und da führt unsere schöne Re465 wieder mit ca. 7 MW gegenüber dem Allegra mit ca. 2.4 MW wegen der 15 mal höheren Spannung an der Fahrleitung.

  • Hallo zusammen


    Das selbe Problem hatten wir heute Morgen auch bei der Waldenburgerbahn. Das Problem war, dass es gestern Nacht regnete und dann die Temperaturen sanken. Am Fahrdraht bildet sich Eis, dadurch entstehen die Funken zwischen Stromabnehmer und Fahrdraht. Der Fahrdraht wirkt wie ein Sägeblatt, es entstehen Stromabnehmersprünge was eine ruckartige Fahrt verursacht. Je nach Fahrstil des Triebfahrzeugführers (--> starkes Aufschalten des Fahrstroms und je nach Kontakt zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer) entstehen grosse Stromspitzen. Diese haben je nach dem Hauptschalter- und Maximalstromrelaisauslösungen (--> Motorschutz) zur Folge. Dies gibt folglich Verspätungen, wenn der Triebfahrzeugführer laufend den Motorschutz wieder quittieren muss. Zudem kommt, dass solche Störungen nicht täglich auftreten und die Triebfahrzeugführer in solchen Situationen überfordert sind.

  • Bei der ASM war es heute meines Wissens die Triebfahrzeugführer und die Zugsverkehrsleitung/Betriebsleitung.

    Gruss Matthias

  • sturzi
    Der Triebfahrzeugführer entscheidet nicht. Es kam auch bei uns der Wunsch eines Triebfahrzeugführers auf, den Viertelstundentakt infolge von Verspätungen zu reduzieren --> halbstundentakt zu fahren. Dies war beim Betrieb jedoch kein Thema, denn in den Morgenstunden zwischen 6 und 8 wo das grösste Passagieraufkommen statt findet, bringt man die Kunden nicht weg --> Kapazitätsproblem. Es braucht halt ein wenig mehr Zeit, der Triebfahrzeugführer muss dann eben etwas weniger stark beschleunigen --> Strom aufschalten.
    Und bis ein Bahnersatz richtig funktioniert, dauert es gut 60 - 90 min.

  • Das es zu Ausfällen führt ist glaub nicht sehr häufig. Da muss ja gleich das feuchte Wetter und der Temperatursturz zusammenkommen. Es fünkelt ja recht häufig, also bisschen Eis macht offenbar ja nichts, nur wenn es zuviel wird und auf weniger befahrenen Linien hat das Eis wohl Zeit richtig dick zu bilden.
    Auf der Berninabahn gibt es das Problem natürlich auch, aber es ist nicht übermässig. In dieser Gegend ist es auch viel mehr trockenkalt. Einer der Stromabnehmer hat schon noch guten Kontakt zu Leitung. Die max. Stromaufnahme beträgt etwa 1500A - irgenwo hatte ich die Zahl mal, aber ich finde sie nicht mehr, glaube stimmt aber schon.

  • Hallo,


    es gibt noch eine andere Methode wie man das Eis von der Fahrleitung wegkriegt! Bei einer Berner-Oberlandbahn beunutzt man einen 2 Pantho am vordersten Wagen um das Eis abzukratzen, ich glaube die Bahn ist die Schynigeplattenbahn?

    Ich habe eigentlich nichts gegen Anwälte, aber einen mag ich gar nicht, aber irren ist menschlich!




    Grüsse


    Fredy

  • Bei der ASM (BTI) wurde das früher ähnlich gemacht. Dem fahrplanmässigen Triebzug wurde ein älterer Triebwagen vorgespannt. Vorgängig wurde dessen Schleifstück am Pantographen durch eine sepzielle Aluschiene ersetzt. Schlussendlich kratzte und beseitigte dieses Alustück das Eis und der Triebzug hatte wieder guten Fahrstrom. Natürlich wurden zwei Führer dazu benötigt. Weiter mussten immer zwei solche Führer plus zwei Triebwagen im Depot bereit stehen. 1 Paar Richtung Ins, eines Richtung Biel. Diese Kosten spart man sich heute offenbar ein, es kommt ja so oft nicht vor. Ob aber dann aber 5 Ersatzbusse, welche auch 5 Chauffeure benötigen, billiger sind, ich weiss nicht...

    Es grüsst Mattioli


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert" (Albert Einstein)


    Mattioli`s Modellbahnwelt

  • Hallo zusammen


    Ja, das Resultat ist eindeutig. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass der Unterschied so krass ist.
    Wobei die Stromaufnahme allein eigentlich nicht viel aussagt. Interessanter ist die maximale Leistungsaufnahme und da führt unsere schöne Re465 wieder mit ca. 7 MW gegenüber dem Allegra mit ca. 2.4 MW wegen der 15 mal höheren Spannung an der Fahrleitung.


    Vielleicht noch allgemein interessante Hinweise:


    - Auf Bilder von SNCF Fahrzeugen in Genf und Basel sind oft sehr schön die Unterschiede der Fahrleitungen zu sehen - einmal 1500VDC, einmal 25kV AC - in Genf hängen (noch) regelrechte "Stäbe" oben - DC braucht einfach entsprechend mehr Strom wie oben vorgerechnet...


    - Auch am Gotthard sind die bei 15kV relativ hohen Dauerstromaufnahmen zu berücksichtigen - daher ist auf der Nordseite die Fahrleitung mit zum Teil zwei Hängeseilen ausgerüstet um einen grösseren Querschnitt zu haben.


    - In Italien waren die ETR 500 Hochgeschwindigkeitszüge in 3000VDC geplant und zuerst auch so ausgerüstet - es zeigte sich aber, dass die für 300km/h notwendige el. Leistung und entsprechender Ströme nicht sicher übertragen werden kann - heute hat auch Italien ein Zweisystemnetz wie Frankreich, die HGV Züge fahren mit 25kV AC auf den HGV Linien.


    Aus der Erinnerung: Die WB habe ich als Schüler erlebt (inklusive Übergang von den alten BDe 4/4 von 1953 zu den BDe 4/4 von 1985) - da war oft ein regelrechtes Feuerwerk, dass das ganze Waldenburgertal mit blauem Licht erhellte. Bei der Kälte - dabei war auch der Winter mit Wochen von -20°C - mussten auch die Türantriebsdeckel offen bleiben, dass die Antriebe noch funktionierten (das bei den alten Triebwagen, die heute nicht mehr vorhanden sind).


    Gruss Christian

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.

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