Erwin,
ehrlich gesagt, ich verstehe rein gar nichts von Metallurgie. Es reicht gerade noch so, dass im Normalfall Porzellan, Plastik, Holz Strom isoliert und im Normalfall Metalle elektrischen Strom leiten. Je nach seiner Eigenschaft, unterschiedlich gut, siehe bei den entsprechenden Tabellen, aber das ist hier jetzt nicht das Thema).
Aber ich habe sicher eine durchschnittliche Beobachtungsgabe für das was mich interessiert und Zink bez eben Zinkpest begleitet mich seit ich 16 bin, hatte also 43 Jahre Zeit, dieses Phänomen zu beobachten. Teils indirekt aus beruflicher Sicht, es macht sich nicht gut, wenn jemand ein Vermögen bezahlt, für theoretische Raritäten welche wegen Zinkpest schlicht nichts finanziell Wert sind. Seit 2008 als Sammler.
An der Zusammenfassung von Herrn Stefan Unholz, welcher den Metall-Fachmann zitiert, stört oder irritiert mich folgendes: Ich weiss nicht wie andere Leute diesen Text interpretieren??? (HAG-Forum Zinkpest Beitrag von Stefan Unholz vom 18. Mai 2023: auf mich wirkt diese Zusammenfassung so, dass letztendlich Zinkpest in einem weissen Pulver als Korrosion endet. Und mit dem Bleigehalt nichts zu tun hat. Sicher wird das so in dem von ihm untersuchten Fall so sein, sonst käme er nicht zu diesem Ergebnis.
Aber es ist nicht erwähnt, was überhaupt "Zinkpest" ist, dieser Begriff ist nichts wissenschaftliches, aber das Ergebnis trifft diesen Populär-Begriff "Zinkpest" haargenau. Wo ist die Abgrenzung von Zinkpest zur Korrosion??? Und kann man Zinkpest stoppen? Bez. ein davon befallenes Objekt retten? Im Kern geht es wohl um diese 2 Punkte? Und was das weisse Pulver an Zinkpest Modellen anbelangt, da habe ich eine ganz andere praktische Erfahrung. Egal ob die Person der Herrgott oder ein Hilfsarbeiter ist. Meine Einwände zum Herrn Unholz-Zitat sind nicht personenbezogen, sondern aus der Praxis. Wenn es (immer?) so wäre, wie der Bericht beschreibt, gäbe es eine Zinkpest welche immer gleich abläuft. So ist es in der Realität gerade eben nicht!!! Gleichzeitig sind die verschiedenen Zinkpest-Fälle immer inhärent. Die Tender und Wagen welche letztendlich durch weisses Pulver zerbrösmeln haben KEINE Sprünge/Risse im Material und die Teile welche Sprünge / Risse haben, da ist kein weisses Pulver ersichtlich. Es kann auch beides am selben Objekt auftreten, aber NICHT ÜBER SEINEN GUSSTEIL HINAUS! Z.B der Chassis-Boden (und nur dieser!) hat Risse und der Aufbau ist von weissem Pulver befallen.
Wieso sich so auf diesem Detail herum reite: die klassische Zinkpest, diese kristalline Zersetzung, da kann man nichts dagegen tun, wenn es mal begonnen hat. Egal ob geschraubt, geleimt, abgeschabt, übermalt und weiss ich was noch alles, das von Zinkpest befallene Modell zerfällt von innen heraus. Sorgsam damit umgegangen, bei trockenen gleichbleibenden Zimmertemperaturen, kann so ein Modell dennoch rein optisch Jahre bis Jahrzehnte halten, aber bei der kleinsten Belastung bricht es auseinander, geschweige dass das Getriebe noch funktionieren würde.
Hingegen wie gestern schon geschrieben: ist es "nur" weisses Pulver, kann man dieses entfernen und den Wagen neu lackieren und das Modell wird den Besitzer um viele Jahre überleben. Daher stimmt es für mich persönlich nicht, wenn jemand schreibt, weisses Pulver = Zinkpest.
Zum Glück ist es nur Spielzeug, solange man es mir nicht verkaufen will: meinetwegen kann jemand ein Modell mit Zinkpest übermalen und Wagen mit "weisser Pulver- Korrosion" wegwerfen. Bezogen auf das derzeitige Interesse an alten Modellbahnen: es gibt noch tausende Modelle, nur die Jahren 1947/1948 bis 1949/1950 da sind teilweise >90% der Auflagen durch Zinkpest zerstört und daher extrem selten in gutem Originalzustand. Von den anderen Jahrgänge gibt es oft mehr Modelle, als allgemeines breites Interesse vorhanden ist.
Anbei das noch ein paar Fotos zu meinen Ansichten:
Märklin ST 800 von 1948, gekauft von Peter Züger, 1982 an der Hammerstrasse am Wettsteinplatz in Basel.
Der Buckel schätze ich als Gussfehler ein. Es sieht aus wie Zinkpest, ist aber keine! Weil diese Beule hatte das Modell schon bei meinem Occasionskauf 1982 und seither hast sich die Beule in keiner Weise verändert! Noch ist sie weggegangen, noch hat sie sich vergrössert. Und Erwin, das kannst Du mir glauben, ab und zu fahre ich mit diesem Zug noch umgerechnet 200-250 km/h. Ein Schnellzug welcher nur noch schleichen darf, gehört in den allermeisten Fällen (bei mir) in die Altmetall-Tonne. Ein von Zinkpest befallener Zug würde diese Belastung niemals mehr aushalten können.
Klassische Zinkpest: Märklin ES 800 von 1948. Modell nicht mehr zu retten, Totaldefekt. Relaishalter und ganze Rückseite abgebrochen. Weisses Pulver gibt es da nicht und auch in Zukunft nicht, es wird kleine Scherben geben. In Extremfällen dunkelgraues-schwarzes Pulver. Umgekehrt verhält es sich bei dieser MS 800 von 1948: die Lok (Rahmen & Gehäuse) ist noch gut, aber an den Rädern brechen bei der kleinsten Belastung immer wie grössere Teile heraus. Aber nur ausschliesslich an den Rädern, die anderen Gussteile wie Rahmen und Gehäuse sind seit vielen Jahren stabil.
Märklin Güterwagen "315" von 1947. Aufbau original und noch wie neu. Jedoch Räder Zinkpest-Rissig. Dies betrifft ausschliesslich die Räder, nicht den Wagen insgesamt. Also geht die Zinkpest nicht von einer Legierung zur anderen, wenn die andere gut ist.
Optisch und nur optisch im 1. Moment noch ein guter Tender. Aber er hat überall feine Risse, nicht an der Lackierung, sondern durch das ganze Material.
Auch wenn er noch so schön aussieht. Die 2 weissen Punkte halten den Kohleneinsatz fest, da ist weit und breit keine weisse Korrosion zu sehen. Baujahr 1947- 1949.
Märklin HR 800 (und weitere Dampflok Modelle) Universaltender "809" (ohne "HR"- Bezeichnung. Bj. 1950 - 1954.
Häufige typische Korrosion, es wirkt wie "weisses Pulver". Belässt man die Modelle so, werden auch diese über die Jahr zerfressen. Vor allem die Details leiden. Jedoch wenn man mit einer Bürste(!) das Zeugs grosszügig abschabt und das Modell neu lackiert, ist zwar der Sammlerwert "weg", nicht aber der Spielwert. So ein Modell kann neu lackiert, noch über Jahrzehnte dauerhaft halten. Entsprechend finde ich es nicht ganz korrekt, hier bei dieser Korrosion von Zinkpest zu sprechen, weil es reparabel ist, ganz im Gegensatz zu Zinkpest.
Gut, man hätte es noch etwas schöner ausführen können, doch diese Lackierung stammt von mir vor vielen vielen Jahren, noch vor meiner AzD Zeit und der Tender hält heute noch, ohne jeder weitere Korrosion. Der sah auch genau so aus, wie obiges Beispiel!!
Thema Aluminium, Magnesium, verschiedene Zinklegierungen bei Märklin:
Doch Erwin, ich glaube sehr wohl, dass das vorkam. Auch wenn es Du mir im Moment nur glauben musst, darfst, kannst, wenn Du willst. Ich kann es derzeit nicht beweisen, weil mir die Relation Zustand/Preis dieser Wagen meist nicht passte, kaufte ich bisher keine dieser ultraleichten Märklin 311 Wagen.
So um 1952-1954 herum, waren die Gewichte der aufbauten der offenen Güterwagen "311" total unterschiedlich. Nicht nur ein bischen, sondern ganz auffallend markant. Wobei trotzdem, die Wagen in der Zinkguss Ausführung die grosse Mehrheit darstellen dürften.
Aber so selten sind die Wagen auch wieder nicht, wenn der Zustand egal ist, werde ich gelegentlich sicher je 1 Exemplar finden, einfach als Dokumentation.
Interessanter als das Material selbst, wären die Beweggründe zu erfahren, was mag das Ansinnen von Märklin gewesen sein??? Es bestand keinerlei Bedarf und Notwendigkeit, dass so ein Märklin Güterwagen ultraleicht sein müsste? Billiger als Zink wird es auch nicht sein? Und nicht so ganz optimal sind die Märklin Zinkguss Achslager aus jener Zeit, manche Mitbewerber haben das besser hin bekommen. Da nützt es auch nichts, aus was der Aufbau hergestellt wurde, wenn das Gewicht sekundär ist, nicht aber der zu hohe Rollwiderstand dieser etwas gar einfach hergestellten wie zerbrechlichen Achslager-Halter.
Egal, das CCS 800 Krokodil hatte genug Power, auf damals üblichen Tischanlagen 6-10-12 Wagen zu ziehen, oft waren es mangels Platz auf durchschnittlichen Anlagen auch nur 3-5 Stk 2-Achser Güterwagen. Da hätten die Wagen auch blockierte Räder haben können, das CCS 800 oder die Güterzug Dampflok G 800 zogen alles weg... Diese Stromfresser Motoren -Lokomotiven hatten Zugkraft genug, auch wenn zutreffend ist, was der HAG-Forum Muni 271 kritisiert, dass viel vom Power für die Lok selber "draufgeht", statt rein für die Zugkraft zu Verfügung steht. Nun, dass was übrig bleibt, ist immer noch mehr als genügend.
Gruss
Hermann