Ich nehme jetzt den Beitrag von Simon im Thread HAG Weihnachtsverkauf 2018 zum Anlass für meinen Beitrag in einem neuen Thema. Simon schrieb:
ZitatAlles anzeigenMeine persönliche Meinung und grunsätzliche Überlegungen zu Fabrikverkäufen mit 2.-Wahl-Artikel:
- Ein Premium-Hersteller hat nur premium Ware. Alles was nicht perfekt ist muss in die Tonne. Jeder 2- Wahl-Verkauf verhindert einen Premium-Verkauf und kanibalisiert den Brand.
- Händler die teure Ladengeschäfte unterhalten dürfen auf keinen Fall konkurenziert werden. Würde mich als Händler ein Hersteller mit Direktverkäufen konkurenzieren würden die Produkte
sofort aus meinem Laden verschwinden.
- Leider ist die Krise des Fachhandels auch auf des Verhalten der Hersteller und Grossisten zurückzuführen.
- Wenn als letzter Rettungsanker nur noch der Direktverkauf, mit was für Ware auch immer, bleibt ist's düster am Hersteller Himmel.
- Überleben werden nur Hersteller mit innovativen Produkten, einer marktgerechten Preispolitik, einer professionellen Distribution, einer sauberen Firmenpolitik und einem gesunden Wiederverkäufer Netz.
- Wie all das Marketing geht kann man lernen oder bei Spezialisten einkaufen. Schöne Lok's zu machen reicht nicht.
Ihr seit nicht meiner Meinung? Macht nichts, eine Überlegung ist's wert, LG Simon
Auf die einzelnen Punkt ist ja Erwin bereits im erwähnten Thread eingegangen. Ich teile da seine Ansicht vollumfänglich, deshalb schreibe ich auch nichts mehr dazu.
Tatsache ist doch (wohlgemerkt, das ist die Situation und nicht ein Wunschzustand):
- mit der aktuellen Verkaufsorganisation - die Hersteller beliefern den Fachhandel, Endkunden können die Modelle nur über den Fachhandel beziehen ist wohl langfristig kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Dieses Modell hat sich überlebt. Die Zukunft heisst (leider) nur noch Online-Handel (Direktverkauf), es ist leicht zu prophezeihen: das Ladensterben wird weiter gehen. PIKO hat bereits - als Ausnhame - begonnen auch Direktlieferungen an Endkunden auszuführen, aber da sind die Preise noch so hoch, dass das nicht interessant ist.
- nehmen wir mal den Platz Zürich. Per Ende Jahr schliesst Roundhouse den Laden, dann sind da nur noch Züri-Tech und die unverwüstliche Frau Neisser. Sie ist aber auch schon deutlich über 90, eine Schliessung ist also absehbar. Wenn ich mich nicht irre ist Züri-Tech auch nicht soooo erfolgreich unterwegs und für den Fall, dass dieser Laden auch dicht gemacht wird, dann besteht in der ganzen Stadt Zürich kein einziger Modellbahnladen mehr.
- Viele Ladenbetreiber sind gesetztere Herren, oft ohne Nachfolgeregelung, d.h. ein Nachfolger zu finden ist ausgesprochen schwierig.
- Persönlich hätte ich nicht den Mut, heute einen neuen Laden zu eröffnen. Die Zeit des reinen Moba-Handels ist m.E. vorbei. Ich habe immer das Lager von Roundhouse bewundert, was da an Lager gelegt und somit verfügbar war, das war phänomenal - aber da lag auch enorm viel Kapital! Das Lager muss bezahlt werden, die ganze Infrastruktur (Laden, Löhne) etc. - das ist happig, aber eben: braucht es das heute noch?
- Wer ist heute noch bereit, (viel) Kapital in eine Branche mit sinkender Tendenz so zu investieren? Nein, bitte nicht falsch verstehen, ich unke keineswegs über den Tod unseres schönen Hobby, das Hobby wird noch lange bestehen, aber es wird deutlich schrumpfen. Durch das Wegsterben der grossen, alten Sammler kommt immer mehr Material auf den Markt und das wiederum zieht die Preise in den Keller. Es fehlt an finanzkräftigem Nachwuchs, die heutige Jugend hat dermassen viele Freizeitangebote und das doch zeit- und auch teilweise finanz-intensive Hobby Moba ist nur noch eines unter "ferner liefen". Es geht weit über den passiven Konsum hinaus, und das ist heute leider nicht mehr so ganz in Mode...
- Ein Laden kann m.E. dann erfolgreich sein, wenn der Betreiber innovativ ist und auch Zusatzdienste anbieten kann, sei des z.B. Digital-Programmierung, Veredelung, aber auch normale Reparaturen. Ohne aktive Online-Tätigkeiten kann kaum mehr jemand überleben. Gute Beispiele dafür sind für mich c-gleis plus, EYRO oder Bahnorama (es sind sicher auch noch weitere solche Beispiele zu nennen, aber das jetzt mal diese, die mir gerade in den Sinn gekommen sind).
- Als ketzerische Aussage: welche Berechtigung hat heute noch ein Laden? Das Sammeln von Bestellungen und Weiterleitung zum Hersteller braucht es im Prinzip nicht. Ein Hersteller könnte das doch - vorausgesetzt, er hat eine funktionierende Online Shop-Lösung mit Vertrieb - direkt anbieten und die eingesparte Marge teilweise an den Endkunden weitergeben, was zu höheren Erträgen beim Hersteller und tieferen Kosten beim Enduser führt.
- Für ein Land in der Grösse der Schweiz wären doch nur noch wenige, sagen wir mal 3, Stützpunkte nötig/wünschenswert. Da können kleinere Reparaturen ausgeführt werden, eine Ersatzteilhaltung wäre da auch sinnvoll. Genau das macht doch Amiba in Wetzikon für die HAG- und BUCO- (und andere) Spur 0 Fabrikate und die nicht-masstäblichen H0 Modelle von HAG. Grössere Reparaturen gehen sowieso zum Hersteller (sofern dieser noch existiert) zurück.
- Publikationen von neuen Infos (Modellen, Aktionen etc.) finden doch schon längst nicht mehr in Papierform statt, alles (oder zumindest ein überwiegender Teil) wird elektronisch abgewickelt, sei das durch Newsletters, die Social Medias, Hersteller Webpages (und auch zu einem kleinen Teil über die Foren) statt.
- Anschauungsunterricht für allfälligen Nachwuchs gibts bei den Clubs mit ihren schönen Anlagen, aber auch im VHS, Käserberg, Loki Depot-Horw, Smilestone, Miniatur Wunderland etc.
Bei der Betrachtung der obigen Punkte (sowohl diesen von Simon als auch meinen eigenen) frage ich mich schon, warum man sich keine Gedanken für die Zukunft machen soll.