3-D-Druck im Anlagenbau

  • Guten Abend


    Ich eröffne hier einen Thread mit den edelsten Absichten... :)


    3-D-Druck hat meine Art, mit Eisenbahnprojekten umzugehen, drastisch verändert. Ich bin auch überzeugt, dass das noch viel weitergehen wird. Irgendwo habe ich die Hoffnung, dass immer mehr Modelleisenbahner damit arbeiten werden und es wäre doch schön, wenn es eine Plattform geben würde, wo man vielleicht auch einmal Dateien miteinander austauschen kann. Denn, wie jemand so schön geschrieben hat: Das Erstellen der Zeichnungen ist mit Abstand das grösste Hindernis, Projekte zu realisieren.


    Als ich meinen ersten 3-D-Drucker für knapp 800.-- erstand (das war eine 50%-Aktion vor etwa drei Jahren), war ich zuerst fürchterlich enttäuscht. In meiner absoluten technischen Unwissenheit hatte ich mir ja eigentlich vorgestellt, man zeichnet einen Zug und druckt ihn dann aus - fertig.


    Das war ganz, ganz weit weg von der Realität. Der Replicator 2, der mit Filament funktioniert, erzielt keine brauchbaren Oberflächen.


    Aber - und das hat mich dann doch erstaunt - man kann damit unglaublich stabile, funktionelle Dinge drucken. Und so unschön die Oberfläche auch sein mag, sie ist sehr präzise, also immer genau gleich unschön.


    Anstatt für den Modellbau habe ich deshalb damit begonnen, Dinge für den Anlagenbau zu gestalten. Und mehr. Das geht von Halterungen für die Digital-Geräte, Gehäusen für Steckern, Verstärkunswinkel die auch mal nicht 90° sein dürfen bis hin zu Halterungen für Joghurt-Becher, in denen man Farben und Gips anmischt...


    Inzwischen habe ich auch einen zweiten Drucker, der mit Harz und UV funktioniert. Damit kann man dann wirklich schöne, gut aussehende Teile drucken. Aber dieser Thread hier soll für die etwas rudimentären Anwendungen bleiben.

  • So, und hier kommt das erste Projekt.


    Das Projekt: Ich erstelle Gleiswendeln wie wohl die meisten von uns: Eine vertikale Gewindestange und dann Unterleg-Brettchen, die mit zwei Muttern auf der richtigen Höhe befestigt werden und darauf wird die Trasse gelegt.


    Das Problem dabei: Die Unterleg-Brettchen sind durch die beiden Muttern absolut waagerecht, das Trasse soll aber schief liegen. Das führt automatisch zu Verwerfungen, welche bei einer kleinen Wendel zwar unbedeutend sind, aber bei meiner grossen Gleiswendel mit zwölf Umdrehungen führt das zu sehr starkem Korrekturbedarf und einem grossen Einsatz zusätzlicher Gewindestangen.


    Meine erste Lösung war eine Konstruktion aus Alu-Profilen, welche zwar gut funktioniert hat, aber ohne geeignetes Werkzeug... ich sag mal so: das war eines der schwierigeren Projekte mit viel Ausschuss und permanentem Einsatz der Hausapthoke und entzüngungshemmender Salben...


    Kommt hinzu, dass die grosse Wendel eigentlich schon fertig war und ich nicht wirklich Lust hatte, sämtliche Muttern die ganze Gewindestange hoch und wieder runter zu bewegen, um die neuen Halterungen anzubringen. Es sollte deshalb eine Lösung her, wo man die Halterungen auch von der Seite her anbringen kann.


    Das kam dabei heraus:


    Die erste Variante aus Aluprofilen



    Das ist die endgültige Variante aus 3-D-Druck mit einigen Metallelementen wie im nächsten Bild:



    Die beiden Klammerteile aus 3-D, dazu eine Distanzrolle (Elektronik-Bedarf), Schraube, Mutter, Unterlagsscheibe.



    und das ist die Zeichnung der Grundklammer in der Software "Sketchup".


    Wie gesagt, wenn das jemand nachdrucken möchte (selber oder über Anbieter wie Shapeways), überlasse ich ihm gerne eine .stl - oder .obj - Datei oder falls man das noch etwas verbessern möchte, auch das Sketchup-Projekt. Im letzteren Fall wäre es natürlich schön, hier wieder davon zu hören.


    So, und jetzt muss ich wieder an meine anderen Projekte :D


    Schönen Abend wünsche ich


    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von Sugarbear ()

  • In meiner absoluten technischen Unwissenheit hatte ich mir ja eigentlich vorgestellt, man zeichnet einen Zug und druckt ihn dann aus - fertig.


    Und das glauben heute immer viele Leute. ;)


    Die Klammerteile sind ein sehr schönes Beispiel wie ein FDM Drucker sinnvoll eingesetzt wird. Bei der richtigen Materialwahl stabile, belastbare Teile in einer guten Genauigkeit. Die Optik ist bei solchen Teilen Nebensache.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Guten Abend


    Nun, so richtiv viel Diskussions-Interesse scheint ja an 3-D nicht zu bestehen. Hält mich nicht ab, hier kurz ein Nebenprojekt vorzustellen. Ich bin dabei, Figuren zu drucken. Natürlich etwas, das man von Preiser so nicht kaufen kann.



    Ich muss allerdings gestehen, die Zeichnung habe ich mir von einer 3-D-Designerin machen lassen, es gibt Online-Foren, wo man solche Leute findet. In meinem Fall gaaaanz weit im Osten.


    Das Projekt ist ein Schweizer Soldat, so irgendwo 70/80-er Jahre im Kämpfer, mit Gamaschen und verschiedenen Helmtypen (den Helm aus dem 2. Weltkrieg find ich so herrlich Schweizerisch.... und er wurde offenbar erst 1971 ersetzt).


    Erste Druckversuche kamen gut, ich muss aber noch etwas daran arbeiten, wie ich das Teil genau auf die Platte stelle. Fotos folgen dann, sobald mir der Druck zufriedenstellend gelingt.


    Schönen Abend


    Markus

  • den Helm aus dem 2. Weltkrieg find ich so herrlich Schweizerisch....

    Für mich kommt dieser Helmtyp M18 sehr deutsch daher und ist optisch doch sehr an den deutschen M18 angelehnt, zumindest für meine Augen.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


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  • Nun, so richtiv viel Diskussions-Interesse scheint ja an 3-D nicht zu bestehen.

    Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Nach einer längeren Forums-Pause bin ich jetzt auch wieder aktiv, neuerdings ausgerüstet mit viel Interesse am 3-D Druck. Ich drucke erst mit Filament, also bei Resin-Druck kann ich (noch) nicht mitreden.

    Nach ersten Erfahrungen mit PLA bin ich jetzt beim Druck mit PETG gelandet. Damit kriege ich neben beachtlicher Stabilität der Teile auch recht schöne Oberflächen hin, allerdings mit sehr kleiner Schichthöhe und damit bei sehr langsamem Druck.

  • Hallo Röbi


    PETG würde mich interessieren für Magnetkupplungen.
    Wie sind Deine Erfahrungen mit PETG?

    welches verwendest Du?

    Wie sieht es mit Material Schwund aus? Bei PET soll das ja ein Problem sein

    Grüsse

    Rolf

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    K-Gleis, CS3 + 3xBooster, Intel Xeon, Win 10-64, iTrain 5.x PRO, uCon S88 Master, Qdecoder und ESU Servodecoder

    Fahrzeuge von Märklin, Roco, HAG, Liliput uvm.


    Meine Anlage: Homepage

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  • Hallo Rolf

    Ich habe mit PETG sehr gute Erfahrungen gemacht. Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten mit dem Ablösen der gedruckten Objekte von der Druckplatte, aber das habe ich jetzt voll im Griff.

    Ich verwende Prusament PETG und Extrudr PETG. Mit beiden bin ich sehr zufrieden, aber in letzter Zeit ist Extrudr mein Favorit.

    Nein, das Schrumpfen ist vor Allem ein Problem bei ABS und ASA. Das PETG schrumpft kaum.

    Allerdings ist das PETG nicht unbedingt das geeignete Material für Kleinstteile. Und für Überbrückungen ist es auch schlechter geeignet als PLA.

    Ob es sich für Magnetkupplungen eignet, weiss ich nicht. Da müsstest du mir genauer erklären, was du genau vorhast. Soll es in den NEM H0-Kupplungsschacht passen?

  • Hallo Röbi


    das soll so aussehen


    Grüsse

    Rolf

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  • Hoi zäme


    Immer wieder kommen kleine Ideen, was man mit dem 3-D-Drucker noch so alles anstellen kann. Hier mein neuestes Teil, das zwar völlig unspektakulär ist, aber irgendwie doch sehr hilfreich:

    Und zwar ist es eine Kabelblende für die Liliput-EW I, welches dafür sorgt, dass die Kabel wirklich unsichtbar und ohne Klebeband oder ähnliches geführt werden können.

    So kommen die Kabel - eines für die Stromabnahme, zwei für die elektrische Kupplung, aus der Inneneinrichtung.

    Der Aufsatz wird montiert. Es muss nicht mal geklebt werden, da das Material etwas elastisch ist und ich das Teil senkrecht ohne "Raft" gedruckt habe, lässt es sich wunderbar stabil einrasten.

    Das Kabel wird also erst im Dach sichtbar.

    So sieht das dann fertig verkabelt aus.


    Obwohl ich 3-D-Fan bin, habe ich die 2-poligen Magnet-Kupplungen von EER eingesetzt: Die haben eine eingebauten Höhenausgleich und sind recht günstig, 16 Stück kommen um die 40CHF, da lohnt sich Selbstbau nicht mehr wirklich. Und sie sind sogar in Interlaken erhältlich.


    Falls jemand die STL-Datei oder das Sketchup-File will: PN mit email genügt.


    Schönen Sonntag


    Markus

  • Inzwischen sind die Figuren in Serienreife. Mich erstaunt etwas, und ich habe keine Ahnung warum, dass bei den Figuren diese Streifen nicht zu sehen sind, keine Spur davon.


    Hier ein Offizier in typischer Miliz-Haltung:

    Den kennt man wohl:

    noch ein Detail: Das ist der Schütze für die Oerlikon. Den Stuhl habe ich separat gezeichnet und dann in der Slicer-Software in die Figur hinein geschoben, das funktioniert wunderbar und geht einiges schneller.


    Schöne Pfingsten


    Markus

  • Hoi Markus


    Sehr hübsch, beim Offizier fehlt allerdings noch der/die Streifen auf dem Hütchen. Und farblich brauchte es etwas mehr rotbraun, denn du bildest ja den Kämpfer vor Armee 95 ab. Der Offizier hat die OS sogar vor 75 besucht, weil er noch den alten Reiseföhn trägt.


    Gruss Barni

  • Hallo Markus


    ich habe mir solche REE Kupplungen bestellt und finde diese unbrauchbar. Testweise habe ich mal ein Paar eingebaut, ohne Kabel verlöten nur im NEM Schacht gesteckt, aber bereits bei 3 angehängten Roco EW IV Wagen kam es zu gelegentlichen Trennungen, bei 6 Wagen war bei den Weichen fertig. Und ich fahre mit 8-9 Wagen.

    Hast Du da keine Probleme? Und ich hätte meine Packung günstig abgeben, wenn Du willst melde dich per PN

    Grüsse

    Rolf

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  • Guten Abend


    Ich habe mich über die Festtage entschlossen, meine zu viele Jahre lang organisch gewachsene Anlage mit einer besser geplanten Variante zu ersetzen.


    Unter anderem werde ich den Unterbau etwas anders gestalten und habe dazu ein spezielles Tischbein entwickelt, das vielleicht von Interesse sein könnte.


    Grundsätzlich verwende ich Stahlprofile aus dem Baumarkt (Alfer Logika) mit 35,5 mm breiten Winkeln. Davon setze ich zwei Winkel-Elemente zu einem U-Profil zusammen (...es gäbe zwar U-Profile, aber ich habe von der bestehenden Anlage noch eine gefühlte Tonne von den Winkeln....).


    Mit dem 3-D-Drucker sind dann noch ein paar Elemente entstanden:

    - Ein Fuss mit eingelassener M-8-Mutter für einen in der Höhe verstellbaren Justierteller und einer weiteren vertikalen Führung für eine Gewindestange.

    - Ein oberer Anschluss, um einerseits die allenfalls unschön geschnittenen Profile zu kaschieren und andererseits das querlaufende Winkelprofil sauber montieren zu können und natürlich um besagte Gewindestange oben abzustützen.

    - Für die Gewindestange gibt es Halter, auf die man die Platten für die Schattenbahnhöfe auflegen kann. Ich plane, vier Ebenen unter der Anlage anzulegen und diese leicht geneigt auszuführen, deshalb die fein justierbare Höhe.


    Hier einige Bilder von dem Teil:

    Ich grüsse Euch.


    Markus