Zeichnung der Front eines Steuerwagens der BLS

  • Liebe Modellbaukollegen


    So als Nicht-Techniker und Nicht-Handwerker missbrauche ich die Modelleisenbahn ja immer wieder, um an diesen beiden Mankos zu arbeiten. Mein neuestes Projekt ist ein BDt Steuerwagen der BLS, welchen ich in Messing bauen möchte. Ich bin nun also dabei, die Zeichnungen zu erstellen und bin bei der Abwicklung der Frontpartie über etwas gestolpert. Es ist mir soweit alles klar, aber es nimmt mich Wunder, wie das in Wirklichkeit gemacht wird. Und ich denke, hier werden sich schon ein paar Leute finden, welche das beantworten können.


    Hier die Zeichnung aus einer 3-D-Software (ich bin auf die Idee gekommen, das so zu zeichnen und dann die Masse zu nehmen anstatt mit Geometrie rumzupfuschen):



    Es geht um die orange Fläche, in welche jetzt noch das Stirnfenster zu zeichnen ist. Ich bin zum logischen Schluss gekommen, dass diese Fläche ein Rhomboid sein muss. Konsequenterweise muss also auch das Fenster, welches von vorne ohne Perspektive als viereckig erscheint, auf der Fläche als Rhomboid gezeichnet werden.


    Meine neugierige Frage: Wird das im Original wirklich so gemacht? Oder baut man doch ein viereckiges Fenster ein und das fällt einfach nicht auf? Die Abweichung ist nicht so gross, in meinem konkreten Fall sind es statt 90° 91,7° und 88.3°.


    Ich bin gespannt, was ihr dazu sagt.


    Schönen Abend und frohes Basteln!


    Markus

  • Eine klare Logik kann es als Antwort nicht geben. Im Vordergrund stehen immer die Kosten. Mit heutiger Technologie sind Formen die unnötigen Aufwand bedeuten oft kein Problem mehr. Vor der breiten Einführung von Laser- und Wasserstrahltechnologie dürfte das eher ein Thema gewesen sein. Dazu kommt noch die Philosophie der Firma und allenfalls des Bestellers.


    Typisch kostenoptimiert sind ältere Wagenkasten von Stadler oder die erste Version GTW (Blumenkistli). Alles eckig praktisch, einfach abzukanten, ästhetisch, na ja, dafür sicher optimal für die Fertigung.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Jetzt wird es kompliziert 8). Meiner Meinung nach sind die Fenster rechteckig. Alles andere wären unnötige Erschwernisse. Für nicht wenige Leute, welche einen Zug exakt von vorne betrachten, endet es ungesund. Daher ist meistens ein Perspektivenfehler dabei.


    Wie wäre es mit einem Bausatz? Gibt es hier bei einem anderen passionierten Modellbauer: http://www.swissmarko.ch/produktseite

    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Mit heutiger Technologie sind Formen die unnötigen Aufwand bedeuten oft kein Problem mehr. Vor der breiten Einführung von Laser- und Wasserstrahltechnologie dürfte das eher ein Thema gewesen sein.

    umso mehr Respekt für die Formen-Künstler aus den 1930-er bis 1960-er Jahren: FS Settebello ETR 300, Ae 8/14 11852, div Rote Pfeile, SNCF BB 9003/4, DB BR 103, und natürlich die SBB TEE Züge RAe TEE um nur einige Bahnen zu nennen. (Autos, Flugzeuge, Schiffe mal weggelassen) Die Kopfform vom RAe ist trotz moderner Möglichkeiten noch eine Herausforderung, jedenfalls gab es über die Stimmigkeit der Märklin SBB RAe TEE verschiedene Ansichten...

    Analog ist cool:)

  • Wie wäre es mit einem Bausatz?

    Hey :nono:

    Ich bin Modellbauer, nicht Sammler... machen ist wichtiger als haben :miffy:

    Natürlich ist das teilweise gelogen, tatsächlich habe ich Bausätze von ihm - aber die Konstruktion an und für sich ist einfach spannend... da dachte ich grad von dir, dass du das verstehst :)

  • Früher waren die Konstrukteure und Facharbeiter nicht dümmer als heute. Der Aufwand für komplexere Formen war einfach ungleich höher. Aufgeteilt in einfachere Formen und danach zusammengeschweisst machte manche komplexe Form möglich. Früher musste man öfters einmal gute Ideen haben um Schwieriges zu realisieren. Heute braucht es dafür viel weniger und löst es der Computer nicht, wirft man ganz einfach das Handtuch.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Richtig, Konstruieren ist spannend, primär aber dann, wenn es nicht schon eine gute existierende Grundlage gibt. Persönlich würde ich mich in diesem Fall mit dem Bausatz abgeben, es gibt auch da noch genug Herausforderungen. Spätestens bei der ersten missratenen Ätzplatine wirst du dich ärgern. Das ist etwas weniger schlimm, wenn du z.B. einen der zahlreichen BLS-Leichttriebwagen baust. Ist aber auch schwerer...


    Der RAe TEE II ist ein gutes Beispiel, mein Traum in Spur 0. Leider gibt es in allen Massstäben missratene Modelle davon. Märklins Karikatur ist nur eines davon.

    Die beim Vorbild anzutreffende Handwerkskunst wäre heute unbezahlbar, Fensterrahmen, Sitzgestelle, Bareinrichtung, Blechkonstruktion des Kastens und Vieles mehr.

    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Die Frage die sich mir stellt: Was soll das für ein BDt werden? BDt gibt es mehrere bei der BLS, das was Swissmarko anbietet ist ein ABt zum RBDe.

  • Die Frage die sich mir stellt: Was soll das für ein BDt werden? BDt gibt es mehrere bei der BLS, das was Swissmarko anbietet ist ein ABt zum RBDe.

    Ach, der für den Autotransportzug... und ja, den könnte man auch kaufen, aber eben :-) Falls er jemals fertig werden sollte, stelle ich ihn hier vor...

  • BDt beim Autoverlad gibt es aktuell drei verschiedene Typen - die heissen alle BDt, schauen aber völlig unterschiedlich aus ;)

  • Mit dieser Frontpartie gibt es aber nur einen.

    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Hoi Markus,

    Nein: ich weiss auch nicht, ob die Fenster Rhomboiden sind oder eben dich nur rechteckig. Aber ich drück Dir die Daumen bei Deinem Selbstbau.

    Ich denke, dass Hänsu Dich mit dem Verweis auf den Bausatz nur die Arbeit erleichtern wollte. Auch wenn sich eure Philosophen unterscheiden, ist der Weg zum Resultat derselbe. Während es Hänsu um das perfekt umgesetzte Abbild geht, bei dem man unter allfälligem Basismaterial nicht auf eigene Entwicklungen verzichten kann, weil die bestehenden Modelle nicht korrekt umgesetzt wurden, oder es sie gar nicht gibt, steht bei Dir der Selbstbau als solches im Vordergrund.

    Beide Antriebe erfordern unglaubliches Können und einiges an Recherche und Geduld.

    Und ja: gerne läsen wir hier die gewonnenen Erkenntnisse der geometrischen Frage und natürlichen auch den weiteren Fortschritt deiner Arbeit.


    liebe Grüsse aus dem Nachbardorf.


    PS: Als Person mit grafischem Flair, denke ich, dass Die Konstukteure gar nicht umhin kommen konnten, die Fenster als Rhomboiden auszubilden. So folgen bestimmt alle Fensterrahmen parallel den entsprechenden Blechkanten. Alles andere sähe doch ziemlich schräg aus.

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Und wenn wir schon dabei sind: wie sieht‘s mit den Scheinwerfern aus? Ich denke! auch hier sind keine reinen Rechtecke verbaut, auch wenn das aufgrund der kurzen Seiten im Modell noch weniger ins Gewicht fällt, als bei den Scheiben.


    https://images.app.goo.gl/DSSZA7JEZGyeND276

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Meines Erachtens sind diese Frontscheiben rechteckig, ebenso die Scheinwerfer. Letztere stammten m.W. seinerzeit beim Umbau der SBB Re 4/4 II (Beispiel) aus dem Fundus der LKW-Hersteller.

    Der Anschein eines Rhomboids entsteht wahrscheinlich durch die perspektivische Ansicht.



    Markus, ich kenne mich mit den für's Techn. Zeichnen vorhandenen 'softwares' (CAD u.ä.) überhaupt nicht aus - deshalb würde ich vorab mal mit der uralten Methode 'Aufriss - Seitenriss - Grundriss' beginnen ...

    Gruss, René

  • Rechteckig? ... Jein.

    Durch die Pfeilung und Neigung der Front können die Fenster nicht rechteckig sein, falls sie parallel den Seitenkanten folgen. Aber wir sprechen da von sehr kleinen Abweichungen zum 90 Grad-Winkel. Wie Markus schon im ersten Beitrag vermeldet hat. So ist seine Fragestellung auch im akademischen Sinn gemeint: Wurde beim Vorbild gemurkst oder das Fenster tatsächlich als gaaaaaaanz leichtes Parallelogramm umgesetzt. Ich tippe - völlig ohne Beweis, rein zum Bauch heraus - auf zweites. Die damaligen Ingenieure konnten das noch.;)


    Bei den Lichtern magst Du aber Recht haben. Dort sähe man die Abweichung wohl nicht.

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Ich werde mal versuchen, den einen oder andern der damals massgebenden Beteiligten zu kontaktieren ...


    ... oder könnte evt. einer unserer bei der BLS im operativen Dienst arbeitenden MoBa-Kollegen die (Diagonalen der) Fenster rasch mal ausmessen - es könnte auch an einem ABt BLS sein (aber nicht ex. RM!).

    Gruss, René

    Einmal editiert, zuletzt von Lukas ()

  • Ich kann übrigens Licht ins Dunkel bringen: Die Fenster sind NICHT rechteckig. Eine Messung dürfte aber nicht ganz einfach sein, so gross ist die Abweichung nicht.


    es könnte auch an einem ABt BLS sein (aber nicht ex. RM!).

    Wieso nicht? Der dürfte doch bis auf die unterschiedliche Fensterteilung an der Seitenwand identisch sein - oder nicht?

  • Nicht alle. Ich meinte diesen hier - obschon, die Form der Front basiert eigentlich auf dem gleichen Prinzip ...


    Gruss, René

  • ... ergänzend zu #19


    Diese Kopfform (gepfeilt und nach hinten geneigt) kennen wir eigentlich seit der Ae 6/6 - also habe ich mal die Stirnfenster eines Modells ausgemessen. Fazit: Die Stirnfenster meiner Roco-Ae 6/6 in 1:87 sind als Parallelogramm (nicht Rhombus) ausgeführt. Die Längen der Diagonalen e und f differieren um ca. (!) 0.2 bis 0.3 mm.

    Gruss, René