• Hoi zäme


    Mein neustes Projekt. Ich erfuhr es als ziemlich schwierig, ein vernünftiges Brückengleis (mit Auffangschiene und so....) zu finden. Es gibt zwar amerikanische Modelle, aber da hatte ich das eine oder andere Problem, die zu kriegen (inklusive ein deutscher Händler, der nun mein Geld hat).


    Irgendwie kam ich dann auf die Idee, ein eigenes Projekt aufzusetzen mit dem 3-D-Drucker. Mit der Stereo-Lithographie müsste es ja eigentlich möglich sein, Gleisschuhe mit Führung - also überhängende Teile - zu drucken. Der Weg war dann doch etwas länger und erst nachdem ich meinen Anycubic Photon durch dessen Nachfolge-Modell ersetzt habe, hat es auch wirklich funktioniert.


    Das immer noch bestehende Problem ist das Material. Das ist sehr spröde, deshalb musste ich lange ausprobieren, bis ich die Grössen so hatte, dass auch bei 50 cm Gleis und entsprechendem Druck beim Reinschieben nichts abbrach. Das klappt jetzt und ich werde auch noch andere Harze ausprobieren, die sind zwar sauteuer, aber mal sehen.


    Dann kam die Vorbildsuche. Da ich selber nicht wirklich gerne rumwandere und fotografiere, habe ich im Netz Bilder gesucht. Tja, das gibt wohl fast so viele Varianten, wie es Brücken gibt. Da ich das erste Gleis für die Faller Bietschtalbrücke einsetzen will, habe ich mich entschieden, diese Situation dort bestmöglich umzusetzen. Das dort verwendete System ist- wie ich sagen würde als Laie - ein ganz normaler Holzrost und zwischen jeder Holzschwelle liegt eine Metallschwelle, die Auffangschienen sind nur an der Metallschwelle fixiert. Das hatte mich zur Zwischenlösung gebracht, einen Tillig-Rost zu nehmen und nur die Metallschwellen zu drucken. Das war aber nicht ganz glücklich, das Einfädeln der Schienen und das einlegen der Metallschwellen ist einfach zu fummelig. Deshalb habe ich schlussendlich alles selber gedruckt, den Holzrost und die Stahlschwellen separat, das ermöglicht dann auch ein separates Lackieren.


    Hier nun das Resultat. Ich bin einfach kein Fotograf und finde, das Teil sieht durchs Auge besser aus, vor allem die Farbe (Lederbraun für das Holz, Nussbraun mit Oxid-Rot-Film für die Stahlschwellen. Nach dem Altern dürfte es noch mal besser aussehen, hoffe ich, aber das kommt erst, wenn das Gleis auf der Brücke liegt.


    Der Anfang mit der Einfädelung der Fangschienen (...wenn die dann wirklich so heissen, Wikipedia sagt es....)



    Etwas detaillierter, hier sieht man die Stahlschwellen schön - und hey, die Holzschwellen sind echt - nicht - grau....


    Ich muss die Gleise teilen, deshalb braucht es in der Mitte ein Uebergangsstück



    Die Zeichnung der Stahlschwelle in SketchUp. Die Halterungen für den 3-Druck habe ich direkt gezeichnet, so kann ich die Teile mit wenig Aufwand vom Gussast abbrechen (es braucht elend viele davon....)



    Und die Zeichnung vom Anfang des Gleisrostes mit der Einfädelung. Die Maserung hat mich fast erledigt beim zeichnen. Ich habe zwei Schwellen mit Aussparungen, damit ich den Gleisverbinder ganz hineinschieben kann und dann, wenn das Gleis liegt, einfach zurückschieben. Das mache ich bei Brücken immer so, damit ich die einfacher aus der Anlage rausnehmen kann.


    Das war wieder einmal ein sehr aufwändiges Projekt für etwas, das der Laie kaum beachten wird, aber was solls....


    Dann noch eine Frage an die Profis: Ist diese Konstruktion üblich für die Schweiz? Oder habt ihr andere Beispiele? Ich werde wie gesagt noch mit dem Material experimentieren und allenfalls auch noch eine zweite Version für die anderen Brücken auf meiner Anlage konstruieren. Aber ausser für die Bietschtalbrücke habe ich im Netz sehr wenige Bilder gefunden.


    Schönes Wochenende!


    Markus

  • Sieht hervorragend aus. Vielfach wurden bei Brücken Holzschwellen durchgehend gelegt (also wie Du es mit den Stahlschwellen gemacht hast).

    Gratuliere zu Deiner Arbeit und dem superrealistischen Ergebnis.

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Ist diese Konstruktion üblich für die Schweiz?

    Leitschienen (auch 'Fangschienen' genannt) sieht man auf Grund der heutigen (stabileren?) Konstruktionen eher nicht mehr. Nachstehender Eintrag aus Wikipedia scheint mir die Notwendigkeit für den Einbau solcher Schienen genügend zu beschreiben:


    Führungen sind notwendig, wenn für die Brückentragfähigkeit maßgebende Bauteile über dem Brückendeck vorhanden sind, die durch Entgleisungen beschädigt oder zerstört werden können, wie beispielsweise bei Fachwerk- und Stabbogenbrücken mit unten liegender Fahrbahn. Außerdem sind sie bei alten Deckbrücken erforderlich, deren Bauteile nicht ausreichend tragfähig sind für entgleiste Radsätze oder die nicht ausreichend breit sind.


    In Einzelfällen werden Leitschienen allerdings auch heutzutage noch eingebaut.
    Hier das Beispiel Aarwangen (ASm) der alten Brücke und der neuen Brücke.


    Dein Versuch scheint mir jedenfalls gelungen, gefällt mir.

    Gruss, René

    2 Mal editiert, zuletzt von Lukas ()

  • Sorry, Rene, ich bin etwas spät....


    Danke für die Fotos und die Erklärung. So wirklich vertrauen tu ich den alten Hasen im Forum mehr als Wikipedia.


    Aber damit hat sich die Frage geklärt, wie sich das bei gemauerten Viadukten mit anschliessender Eisenbrücke verhält - es wäre also tatsächlich vorbildgerecht, mit den Leitschienen erst ab der Brücke anzufangen.


    Ein Detail gibt es allerdings, welches nicht ganz mit dem Wiki-Dingens-Beitrag geklärt wird. Ich bin mir fast sicher, dass ich auch schon Gleise gesehen habe, welche nur eine dieser Schienen hat, und zwar bei extremen Hanglagen. Der Unterbau dort war aber eine normale Trasse. Ich ging deshalb immer davon aus, der Sinn der Fangschienen wäre es, bei einer Entgleisung quasi eine zweite Chance zu erhalten, dass die Achse nicht komplett vom Gleis wegspringt. Anyway, ich bin recht froh, dass ich das Viadukt mit normalen Schienen lassen kann :-)


    Lieber Gruss in die Runde


    Markus

  • Ich bin mir fast sicher, dass ich auch schon Gleise gesehen habe, welche nur eine dieser Schienen hat, und zwar bei extremen Hanglagen.

    Richtig, habe ich auch schon gesehen. Etwa so:



    Das ist ein Screenshot aus dem dreiviertelstündigen Film über die Kalka-Shimla Railway in Indien. Lohnt sich anzuschauen, die Verhältnisse, das Leben der Bähnler, Fahrzeug- und Trassenpflege, das Token-System, eigentlich fast alles. Es ist uns sehr fremd, aber es funktioniert.


    Auch bei anderen Linien in Indien lohnt sich ein Blick, z.B. bei der Darjeeling Bahn. Hier dampft's auch mächtig :D

    Gruss

    Peter


    dif-tor heh smusma - live long and prosper

  • Ich bin mir fast sicher, dass ich auch schon Gleise gesehen habe, welche nur eine dieser Schienen hat, und zwar bei extremen Hanglagen. Der Unterbau dort war aber eine normale Trasse. Ich ging deshalb immer davon aus, der Sinn der Fangschienen wäre es, bei einer Entgleisung quasi eine zweite Chance zu erhalten, dass die Achse nicht komplett vom Gleis wegspringt.

    Hallo Markus


    Jetzt wo du's sagst - sowas habe ich doch erst kürzlich selbst gesehen:



    Ganz klar dient die innenliegende Fangschiene als Absturzsicherung.


    Auch bei anderen Linien in Indien lohnt sich ein Blick, z.B. bei der Darjeeling Bahn. Hier dampft's auch mächtig :D

    War ein einmaliges Erlebnis, sehr empfehlenswert; und je nach Veranstalter (!) ist die Reise dorthin auch bezahlbar ...


    Gruss, René

    2 Mal editiert, zuletzt von Lukas ()