Hallo zusammen
"Das Werk" ist vollbracht, meine Drehscheibe läuft wieder - und wie!
Das brachte mich dazu, die Erfahrungen des Umbaus und die ersten Betriebserfahrungen aufzuschreiben und Euch mitzuteilen.
Hier sind wir auf das Thema gekommen, auch darauf, dass es noch weitere "Leidensgenossen" gibt:
Es entsteht eine neue Modellbahnanlage im Schwarzenburgerland...
Meine Drehscheibe stammt irgendwo aus der ersten Hälfte der 90er (Bauzeit 1991-94), ist eine Märklin 7686 - also die nur relativ kurz vertriebene Version der von Fleischmann hergestellten grossen Drehscheibe mit beiliegendem Digitaldecoder sowie Folie für das Märklin Keyboard des ersten/vor-mfx Digitalsystems. Parallel und vor allem während langer Zeit gab es die Scheibe mit der Nr. 7286 ohne Decoder und zusätzlich erhältlichem Decoder 7687 (dieses Set ist sogar noch erhältlich: https://www.maerklin.de/de/produkte/details/article/7687/).
Meine "Sorgen" habe ich hier schon angetönt. Die Bühne hat eine Laufzeitüberwachung, wenn sie also schwergängig geht, klemmt (das kann auch von einem "hängenden" Einbau kommen) oder einfach der Motor nicht so "gut" läuft/zu kalt ist, braucht sie bis zum Zielanschluss zu lange und bleibt mit einem Fehler stehen (sie soll ja keinen Schaden nehmen). Manchmal ging sie, manchmal nicht. Ich entdeckte dann beim Ausbau der Grube, dass sie wohl auch "durchhing" - vielleicht hätte ja dies zu beheben schon das Problem lösen können. Dazu kommt die Geräuschentwicklung der Kontakte, bei jedem Anschluss deutlich hörbar, einfach Lärm.
Neue Elektronik/Umbausatz
Für den Umbau bestellte ich die bestückte Platine DSD2010 von Sven Brandt (DIGITAL-BAHN.de) - genau genommen sind es zwei Platinen, einmal für unter die Bühne,, quasi eine Art Lok-Decoder sowie die Hauptplatine, die wie der alte Märklin-Decoder neben die Scheibe montiert wird. Dazu der Einfachheit halber die Beleuchtung für das Maschinenhaus, welche auch noch ein Blinklicht umfasst. Alles wurde prompt geliefert bis nach Hause (inkl. später der Abrechnung des Imports...).
Die beiden Platinen (bestückt, programmiert, einbaufertig) kosten 129.- Euro (https://digital-bahn.de/shopping/kit_DSD2010_20)
Das Hauslicht zusätzlich 5.- Euro und kann bei den beiden Platinen mit dazu bestellt werden. Dieser Preis finde ich sehr fair - das Nachrüstset mit heute "Uralttechnik" kostet 149.99 Euro
Auf der Webseite sind umfangreiche Dokumente für den Umbau und Betrieb verfügbar; alles gut erklärt - doch es ist ziemlich viel zu lesen! Den Platinen liegt eine Betriebsanleitung für Einstellung und Betrieb bei. Die Umbauanleitung muss selbst gedruckt oder z.B. am Laptop betrachtet werden.
Der Umbau ist schon nicht ganz so einfach, nicht "plug and play" - doch auch für weniger geübte Modellbahner machbar. Es braucht aber Zeit! Der Umbau umfasst Demontage, mechanische Arbeiten (Bohren, sägen, das Fräsen erledigte ich mit der Laubsäge), kleben, löten, etc. - also eigentlich ein toller Umbau, wenn man das mag.
Was ist denn eigentlich anders?
Nun, die Bühne wird bei Fleischmann/Märklin mechanisch positioniert, bei Sven Brandt optisch/elektronisch - dies ist DER Unterschied mit weitreichenden "Folge" bzw. "Erfolgen".
Die Bühne wird von einem flachen Motor über zwei Schneckengetriebe von einem grossen Zahnrad (d ca. 25mm), welches in den Grubenrand eingreift, bewegt. Dabei besitzt dieses Zahnrad vier Nuten auf dem zylindrischen Körper, wo der Start/Stop-Mechanismus eingreift. Dieser Mechanismus wird über einen Elektromagneten und Federbleche bewegt. Die Steuerung bzw. der Decoder beurteile ich für damalige Verhältnisse als ziemlich raffiniert. So konnten die max. 48 möglichen Abgänge (24 gegenüberliegende) so programmiert werden, dass alle vorhandenen Abgänge direkt angefahren werden konnten, dazwischen fuhr die Bühne ohne Stopp über Abgänge und Blindteile hinweg - ziemlich revolutionär damals. Allerdings erforderte sie eine Digitalsteuerung und fast ein GANZES Keyboard. Darauf konnte die Folie gelegt werden, damit am Keyboard die drehscheibenspezifischen Befehle beschriftet werden konnten.
So sieht die Drehscheibe bzw. die Bühne im Originalzustand aus:
Mich überraschte, wie die vier Kontaktfedern für die Kontakte zu den Schienen "erodiert" sind - wohl durch Funkten und unterstützt durch die mechanische Belastung beim Überfahren der Gleisanschlüsse!
Dies ist hier an einem der Kontakte (rechts) sehr gut zu sehen - es fehlt quasi schon ein beträchtliches Stück:
Ebenfalls ist die Kontaktnase für den Mittelleiter gut sichtbar - die kommt beim Umbau weg.
Der Ganze Umbau ist in den Dokumenten von Sven Brandt sehr gut dokumentiert, Interessierte mögen das dort besser lesen, als wenn ich hier alles quasi wiederhole:
https://digital-bahn.de/shoppi…2010_einbau_anleitung.pdf
Umbau
Beim Set sind auch die Dinge dabei, die einem den Umbau erleichtern, so ein Streifen Leiterplattenmaterial, aus dem die Übergabeplatinen gesägt werden können. Dazu sind auch die Kleber für die Positionserkennung enthalten, der Sensor ebenfalls. Zusätzlich braucht es Kabel - ich habe dazu Decoderlitzen von Brawa verwendet. Dafür könnten die Löcher, die in die Bühne zu bohren sind, auch kleiner gewählt werden. Zudem ist es eine Überlegung wert, alle Kabel in Schwarz auszuführen (wegen der Sichtbarkeit von aussen) - ich habe mich an die Farben gehalten, damit ich besser den Überblick behalten konnte. Falsche Verkabelung könnte die Elektroniken beschädigen, was ich nicht riskieren wollte.
Die Löcher habe ich zuerst versucht mit der Minibohrmaschine zu bohren, was nicht so gut gelang - mit der 750 W Metabo ging dann das deutlich angenehmer und sogar auch präzise - ein Bohrständer würde hier noch bessere Dienste leisten.
Am Antrieb muss ein vorhandener Ausschnitt für den Positionssensor vergrössert werden, was in der Anleitung mit dem Fräser empfohlen ist. Ich habe dazu die Laubsäge verwendet, was sehr gut geht. Auf das Trennen der Schienen zwecks Rückmeldung habe ich verzichtet und diese erst gar nicht angeschlossen. Auch auf die Montage der Gleissperrsignale (max. vier möglich, direkt an die Bühnenplatine anschliessbar) habe ich verzichtet. Das hole ich dann mal nach, wenn sie weniger "griffgefährdet" sind. Auch die Geländer bleiben vorerst nicht montiert...
Nach dem Umbau:
Nun sind deutlich die Bühnenplatine sowie auf dem Antrieb der Positionssensor zu erkennen. Auf dem Zahnrad auch die aufgeklebte Reflektorscheibe. Nun sind deutlich mehr Kabel vorhanden - es wären noch mehr, wenn ich auch noch dIe Gleissperrsignale und die Rückmeldung eingebaut hätte.
Ihr seht, dass sowohl Kontaktbleche zu den Schienen wie die Kontaktnase für den Mittelleiter fehlen - beides wird entfernt und hilft so, dass der Betrieb deutlich ruhiger und störungsfrei läuft. Allerdings müssen die Gleise ab der Bühne dann separat/direkt angeschlossen werden (was ohnehin bei Digitalbetrieb sinnvoll ist).
Hier ist die Hauptplatine zu sehen, die in die Nähe der Drehscheibe kommt:
Die Versorgungsspannung und die Steuerbefehle kommen von einem 6002 Trafo, einer 6020 Central Unit (von 1986!) mit einem 6040 Keyboard. Deshalb auch die schwarz und violett für die Kabel. Die Kabel für das Fahren sind Braun/Rot und kommen von der Intellibox II - die weiterführende Leitung elektrifiziert die Gleisabgänge direkt.
Programmiert habe ich die Drehscheibe mit dem PC, welcher ich mit dem Schnittstellenkabel des Lokprogrammers angeschlossen habe (USB/RS232 9-polig). Auf dem Bild fehlt das Verbindungskabel. Die Kommunikation zwischen PC und den Platinen funktionierte auf Anhieb!
Die ganze Einstellung der Bühne ist dann noch einmal etwas eine Herausforderung - es ist alles sehr gut gemacht und erklärt, doch eben auch etwas anspruchsvoll - "man muss den Kopf beisammen haben"
Am Schluss erhält man eine Drehscheibe, die endlich so funktioniert, wie sie soll! Ich steuere sie wie vorher mit dem Keyboard. Es gibt von Sven Brandt auch eine Bedieneinheit, die zusätzlich angeschlossen werden kann und den Betrieb auch als einziges Bedienelement ermöglicht. Überhaupt, es können alle Bedienmöglichkeiten gleichzeitig angeschlossen bleiben - sie sind dann auch alle funktionsfähig. Auch mit dem PC kann sie bedient werden - sowohl mit dem Programm, welches auch das Einrichten erleichtert, als auch natürlich mit Steuerungsprogrammen wie TrainController, etc.
Bilder vom Testbetrieb - interessant ist vor allem die Positionsgenauigkeit der Schienen! Das passt nach dem Einstellen wirklich gut. Dabei beschleunigt die Bühne und bremst etwa anderthalb Anschlüsse vor dem Zielgleis ab (jetzt nicht so fein wie eine Lok, aber gut):
Hier dreht die Bühne...
Da hat es keine mechanischen Teile mehr, die die Bühne stoppen oder verriegeln!
Hier ist die Bühne nach einer 180° Drehung etwas "daneben" dies ist zwar optisch sichtbar, doch für das Befahren vernachlässigbar:
Kleiner Wermutstropfen: Die Bühne benötigt etwa 8 Sekunden, bis sie nach dem Befehl auch wirklich losfährt - ebenso ca. 8 Sekunden, wenn sie steht und wieder einen neuen Befehl ausführen soll. Evtl. hat dies mit den Gleisssperrsignalen zu tun, die mit Überblenden anzeigen würden. Ich denke, man gewöhnt sich dran. Dabei hilft das Blinklicht im Dach des Maschinenhauses. Dieses beginnt sofort zu blinken und stoppt erst dann, wenn ein neuer Befehl gegeben werden kann. Ob sich daran etwas einstellen lässt, weiss ich (noch) nicht - vermute aber nicht.
Ich kann die DSD2010 sehr empfehlen! Die Elektronik und deren Möglichkeiten sind brilliant! Das Argument anderer Lösungen - inkl. dem zuvor in Erwägung gezogenen Littfinski - die Bühne OHNE mechanischen Umbau betreiben zu können tönt zwar gut, doch löst es die wesentlichen Probleme der Drehscheibe eben nicht.
So macht die Drehscheibe wieder Freude - wenn dann noch eine 141 R darauf steht, umso mehr