Am Donnerstag hatte ich die Gelegenheit eine Führung zur Technik der Stanserhorn Bahn miterleben zu dürfen. Die Führung hat der Direktor der Bahn, Jürg Balsiger, übernommen. So wurde uns der Maschinenraum der Cabrio Luftseilbahn gezeigt und auch der Maschinenraum der Standseilbahn in der Station Kälti.
Der Maschinenraum der Station Kälti besteht in erster Linie aus dem Original Gebäude und den Seilrädern, die Antriebs- und Bremsanlage ist erst 3jährig. Das Antriebszahnrad ist aus Stahl und das Seilrad hat Zähne aus Eichenholz. Der Verschleiss findet zum grösseren Teil am Stahlzahnrad statt. Das lässt sich mit der viel grösseren Drehzahl und dem dadurch häufigeren Eingriff der Zähne erklären. Die Zähne des Holzzahnrades sind als Segmente aufgebaut. So sind sie einfacher herstell- und austauschbar.
Eine originale Antriebs- und Bremsanlage ist in der Bergstation ausgestellt.
Interessant ist die Zangenbremse. Damals ein absolutes Novum, das seine Tauglichkeit unter Beweis stellen musste um die Zulassung zu erhalten. Zu der Zeit war es bei Standseilbahnen üblich in der Mitte der Schienen noch eine Zahnstange zu haben, worin das Bremszahnrad lief. Auf dieser Seite ist die Zangenbremse sehr gut erklärt. Bei einem Seilriss treibt ein Rad die Zangenbremse an, bis der Wagen steht. Damit das nicht zu ruckartig erfolgt, ist eine Rutschkupplung dazwischen geschaltet.
Die nach dem (Hotel-)Brand (1970) gebaute Luftseilbahn (1975) ist eine einfache Lowcost Ausführung. Als Ersatz war eine bessere Luftseilbahn geplant. Da darauf viel zu wenig Anteile gezeichnet wurden, war die Lösung die Lowcost Version die mit zunehemenden betrieblichen Einschränkungen zu kämpfen hatte und deren Konzession auch nicht mehr erneuert worden wäre. Übrigens gilt genau bei Bahnen, sobald es um die Sicherheit geht, die Devise altbewährt nicht. Die Konzession der Standseilbahn wäre 1973 auch ausgelaufen.
Historisch intressant ist für mich, dass man selbst um 1900 zwei bis drei Wochen Ferien in einem Hotel wie auf dem Stanserhorn verbrachte. In der heutigen Spass und Event Kultur unvorstellbar.
Die Cabrio Seilbahn, ein weiteres Novum im Seilbahnbau. Verschiedene Lösungen wurden angedacht. Recht abenteuerlich war die Idee, die Seilbahn nur auf einem Doppeltragseil laufen zu lassen und die Kreuzung wie bei einer Standseilbahn zu gestalten. Dazu wäre die Bahn beim Kreuzungsmasten auf Schienen aufgelaufen, die beiden Kabinen aneinander vorbeigeführt und danach wieder auf das Tragseil abgesetzt worden. Eine Lösung die Garaventa realisieren hätte können, allerdings ohne verbindliche Kostenangaben. Das Risiko wollte man bei der Stanserhornbahn doch nicht eingehen und setzte auf die nun existierende vier Tragseillösung. Es gab noch genug andere Probleme zu lösen, Computersimulationen ergaben, bei einer Notbremsung, z.B. Zugseilriss, hätten die einen Passgiere den Boden unter den Füssen verloren und die anderen wären mit mehr als 4m/s in Scheibe geschleudert worden. Im Unterschied zu herkömmlichen Seilbahnen, ist die Cabrioseilbahn nahe dem Schwerpunkt aufgehängt, dadurch reagiert sie wesentlich sensibler auf Geschwindigkeitsänderungen als herkömmliche Luftseilbahnen die wie ein Pendel am Laufwagen hängen.
Interessant ist die Lösung mit Zugseilen. Diese erlaubt das sogenannte leerfahren der Kabinen. Bei einem Bruch einer Rollenachse oder einer Blockade einer Seilrolle, was übrigens schon bereits einmal passiert ist, können die Kabinen noch in ihre Stationen gefahren werden. Dadurch entfällt die schwierige Bergung der Passiagiere in luftiger Höhe. Auf SRF gibt es zwei Videos welche die Funktion dieser Seilführung und das leerfahren erklären. Das Modell dient übrigens heute noch dem gleichen Zweck. Auch uns wurde das System anhand von diesem Modell erklärt.
Der Antrieb der Luftseilbahn besorgt ein schnell laufender 700kW Elektromotor via Untersetzungsgetriebe. Dazu gibt es noch zwei Ersatzantriebe mit Verbrennungsmotoren von Caterpillar. Diese geben ihre Energie einer Hydraulikanlage weiter und greifen per hydraulisch angetriebenem Zahnrad in die Innenverzahnung des grossen Antriebrades. Der kleinere der beiden Motoren treibt die Bahn im Notfall noch mit 1 m/s voran. Die Normalgeschwindigkeit beträgt 8 m/s. Der ganze Antriebsraum ist blitzsauber, kein ausgelaufenes Öl oder tropfendes Fett. Das Tragseil ist mehrfach um eine grosse Holztrommel gewickelt. Durch diese Reibkraft bleibt es so schon in seiner Lage. Zur Sicherheit gibt es am Seilende vier Seilklemmen. Diese sind jeweils 90 Grad versetzt zueinander angeordnet. Sie haben eine kleinen definierten Abstand zueinander. Dieser wird regelmässig mit einer Blattlehre kontrolliert. So ist man sich sicher, das Seil bewegt sich nicht. Das Restseil um das Seil alle 12 Jahre zu versetzen, ist in der Bergstation aufgerollt.
Nach all dem Wissen, dass wir aufnehmen konnten, lockte danach das Abendessen im Restaurant, das übrigens sehr zu empfehlen ist. Die Talfahrt war bei Sonnenuntergang um 21:30.
Was unsere Vorfahren definitiv besser machten als die heutige Generation. Die Bahnen waren damals viel schöner in die Landschaft eingebettet. Das trifft auch auf die Stanserhornbahn zu.