Um den Neuheitenfaden nicht noch unübersichtlicher zu machen, folgt hier ein neues Thema zur Re 4/4 I von Piko. Nachdem ich gestern das erste Exemplar in Empfang nehmen konnte, hier ein Vergleich der Optik. Ob das Modell auch fährt, habe ich noch nicht getestet
Prolog: Was soll man sagen? Licht und Schatten findet man bei allen Herstellern, unter dem Strich wage ich zu behaupten, dass das Piko-Modell die bisher beste Re 4/4 I am Markt ist. In diesem Fall war ich vorinformiert, nachdem beim Arbeiten am Vorbild im letzten Frühling zwei Konstrukteure aus Sonnenberg auftauchten. Da verkaufte ich alsbald alle Trix-Modelle und einige von Lima, auf Risiko, gewissermassen. Die Art und Weise der Vermessung der Pikoianer ähnelt eher meiner. Also nichts mit 3D-Scanner und Co, was man, etwas böse gesagt, den Modellen auch ansieht. Das Niveau von z.B. REE ist dann schon noch ein Stück entfernt.
Wenn man das Piko-Modell betrachtet, stechen zuerst die aus der Zeit gefallenen, Atombombensicheren Scheibenwischer ins Auge. Das ist aber ein kleines Problem, hier kann man Teile von Rocos Ae 4/6 nehmen. Ansonsten wirkt die Erscheinung recht stimmig.
Im Bildvergleich: Eine vor jahrzehnten gesuperte Lima-Re 4/4 I mit neuen Scheiben und -Wischern, da letztere eine sehr skurrile Form aufwiesen, die rote Piko 10018 und ein Archivbild der Trix-Lok.
Bevor hier Copyright-Diskussionen wie im Nachbarforum auftauchen, alle Bilder sind von mir
Die Gangseite wirkt nicht schlecht, obwohl durch die aufdringliche Gravur der Haltestange in den Fenstern diese eher etwas länglich wirken. Masslich sind sie gleich wie bei Lima.
Den gröbsten Fehler finden wir auf der Seite mit den Düsenlüftern, wie dies auch bereits Kollegen aufgefallen ist. Die obere Reihe liegt zu tief, womit die Abstände zwischen dem Dach und der unteren Reihe nicht passen. Übrigens hat auch Märklin bei diesem Detail nicht überzeugt, wie man deutlich sehen kann.
So etwas sollte bei einer Neukonstruktion nicht passieren. Es sind eingesetzte Teile, die Überdeckung mit der Aussenwand beträgt ca. 0,5mm. So wäre es möglich, die Lüfter nach oben zu versetzen. Da die Betriebsnummern zu fett und auf der Gangseite zu tief aufgedruckt sind, würde auch noch eine neue rote Lackierung fällig. Damit könnte auch gleich das disproportionierte Firmenschild eliminiert werden. Mal schauen...
Bei den Drehgestellblenden stellen alle Hersteller die Federschaken vertikal dar, warum auch immer. Piko hat dafür als erster Hersteller die eingeschweissten Speichenverstärkungen.
Piko ist übrigens der einzige Hersteller, der diese ovalen Ausbuchtungen in den Fensterrahmen nicht nachgebildet hat. Ich weiss, sieht man ja auch kaum Bei den Lampen ist Lima etwas zu klein, Piko verfügt über das Gegenteil, Dito bei den Puffern. Hier kann sich jeder selber ein Urteil bilden.
Auf dem Dach finden wir die überzeugensten Pluspunkte des Piko-Modells. Alles ist weitgehend vollständig und gut nachgebildet, besonders die Shunt-Abdeckung tritt hier positiv in Erscheinung. Seltsam ist nur, dass die Dachausrüstung geerdet dargestellt ist. Mit etwas Farbe könnte hier noch das i-Tüpfelchen gesetzt werden. An den Stromabnehmern finden wir wieder diese seltsamen Zentrierfedern und hässliche grosse Laschen an den unteren Schenkeln. Statt diese Federn anzubauen, würde Piko die Energie gescheiter in eine unsichtbarere Tiefhaltung investieren.
Märklin fällt neben den üblichen herstellertypischen Mängeln wie zu breiten Stromabnehmern in diesem Bereich komplett ab. Die Shunthaube ist nur ein hässlicher Klotz und um es etwas spannender zu machen, wurden vorbildfreie Isolatoren und Dachleitungen ergänzt. Lima hat dafür beim Stromabnehmerantrieb Isolatoren dazuerfunden.
Beim Vorbild sieht diese Partie so aus.
Untenherum finden wir eine unerreichte Detailierung mit liebevoll gemachten Details, wie dem Antrieb der Sicherheitssteuerung. Die DG-Blenden sind nur horizontal beweglich, die Getriebeblöcke mit den Radsätzen auch vertikal. Eine clevere Lösung wie ich finde. Die DG-Blenden sind trotzdem breiter als bei Lima.
Hier sehen wir im Vergleich nochmals die gehobenen Stromabnehmer. Die Dachform über dem Führerstand kam mir zuerst "zu bucklig" vor, hier gibt es beim Vorbild verschiedene Variationen. Befeuert wird dieser Eindruck durch die dort liegende Formtrennkante. Lima scheint mir von der Form her leicht stimmiger, Piko hat dafür Nietennachbildungen.