Einleitung
So - jetzt versuche ich einmal einen Beitrag in diesem Bereich zu verfassen, wo ich eine Arbeit beschreibe, die ich zwar nicht selber ausgeführt habe (als Prototyp-Grobmotoriker bin ich gar nicht in der Lage, sowas umzusetzen), aber zumindest habe ich das Ganze organisiert. Der Vorschlag für unser Projekt kam von Michi Bloch (SOBA).
Es existieren ja bereits einige Gold- und Chrom-Loks, weniger schöne und wunderschöne – wie die Sonderserien von Andi Germanier. Zu den Schöneren gehören mit Sicherheit auch die bereits hier vorgestellten Gold- Krokodile. Ich verweise hier auf meine Gold-Lok Seite.
Im Markt geistern ja sehr viele sehr günstige Ae 8/8 Loks rum. Also organisierten wir mal 5 dieser Doppelloks, 2 für Michi, 3 für mich. Eingestiegen sind wir gleich "grosszügig" mit fünf Doppelloks, vielleicht wäre es doch intelligenter gewesen, klein anzufangen, also mit einer einzigen Lok, z.B. der BLS Ae 4/4. Unser grosses Glück war natürlich, dass mein Schwiegersohn Roli von Kälin Galvanik AG sowohl über die Fähigkeiten und das Knowhow, als auch die technischen Mittel verfügt, um unser Vorhaben umzusetzen.
Teil I - Vorbereitung
Wir trugen deshalb also einige Occasions-Loks zusammen, welche wir für dieses Vorhaben einsetzen wollten. Michi's Loks wurden von Michi, meine von Bruno Iten „entgarniert“, d.h. von allem Zubehör wie Fenster, Panto, Isolatoren, Griffstangen etc. befreit. Die Gehäuse kamen dann zu Roli.
Bevor eine Oberflächenveredelung stattfinden konnte, musste die ganze Farbe entfernt werden. Je feiner die Oberfläche, je schöner das Schlussresultat. Wichtig ist einfach, dass die Oberfläche des Zinkdruckgusses nicht verletzt wird. Was mir aufgefallen ist, Roli hat während dem ganzen Prozess zu keinem Zeitpunkt die Gehäuse gestrahlt, denn das würde die Oberfläche unnötig angreifen, der Zinkdruckguss würde fast zu einem "Schwamm" - für die Veredelung absolut unbrauchbar. Was auch vorausgeschickt werden muss ist, dass Roli grundsätzlich Vorbehalte gegen das Trägermaterial Zink-Druckguss hat, das Material ist ganz einfach zu wenig hochwertig.
Der erste Schritt ist das geheizte Ultraschallbad zur Entfettung, kurz eintauchen und danach zuerst im Stadtwasser (Leitungswasser) und dann in der Kreislaufspülung (über Ionentauscher und Filterung recycliertes Wasser) abspülen:
Der nächste Schritt ist das Ablaugen der aufgetragenen Farbe in einer ziemlich "brutal-aggressiven Brühe“. Hier gilt es schon zum ersten Mal Fingerspitzengefühl einzusetzen. Zu kurz im Bad löst sich die Farbe nicht, zu lange wird das Metall angegriffen - und das gilt es natürlich zwingend zu verhindern:
Danach muss das Gehäuse sofort neutralisiert werden
und die Farbgrobentfernung von Hand und mit einer Geschirrbürste führt dann zum ersten Resultat::
Je heller das Gehäuse, desto besser. Der nächste Schritt ist die rotierende Drahtbürste unter einem Wasserstrahl
und die Nachbearbeitung mit einer Eisennadel, damit die letzten Farbreste in den Ecken entfernt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass mit der spitzen Nadel keine Verletzung der Oberfläche erfolgt.
Nach erneutem Abspülen kommt das mit Druckluft ausgeblasene Gehäuse in den Ofen damit kein Wasser mehr am Gehäuse verbleibt.
Die Farbe ist weg und der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt sich wie folgt:
Bis zu diesem Schritt wurde noch nichts poliert. Wichtig ist ganz einfach, dass sauber gearbeitet wird. Es ist ja allgemein bekannt, dass Unsauberkeiten sich beim fertigen Modell extrem stark und unwiderruflich rächen. Da wird jedes einzelne Stäubchen sichtbar. Jeder kleinste Schmutzrest in einer Kante oder Ecke muss weg, denn sonst wird da nichts aufgetragen.
Wir haben uns dazu entschieden, den Modellen eine leichte Polierung angedeihen zu lassen, also verwendete Roli eine hochtourigen Stoff-Polierwalze mit Polierpaste. Interessant war, dass die Gehäuse sich dabei ziemlich stark erwärmten, was für die Egalisierung der Oberfläche von Vorteil ist.
Nach der Polierung mussten die Gehäuse mittels Nitroverdünner erneut gereinigt werden.
Die Gehäuse waren nun soweit fertig, dass sie in die Bäder gehängt werden konnten
Natürlich sind wir nicht ganz ohne Knackpunkte resp. Kompromisse ausgekommen. HAG bemüht sich ja, die Farbe möglichst gut und absolut deckend aufzutragen und wir wollen alles wieder herunterholen. Die von HAG verwendete Lackierung ist qualitativ hochwertig, was für Roli den Aufwand doch um Einiges erhöhte. Ein Punkt sind z.B. die Lüftungskanäle auf dem Dach. Wenn das einwandfrei vergoldet werden soll, dann ist stundenlange Handarbeit angesagt. Das kostet unheimlich Nerven. Wir haben uns dazu durchgerungen, darauf zu verzichten und werden diese Partie schwarz überspritzen. Ein anderer Punkt sind mühsame Farbresten auf der Fensterinnenkante. Auch hier haben wir uns entschieden, einen Kompromiss einzugehen, denn das wird nach dem Einsetzen der Fenster nicht mehr sichtbar sein.
Roli hat ja schon vor Beginn unseres Vorhabens mehrfach seine Vorbehalte gegen den Werkstoff Zink-Druckguss angemeldet. Das Material ist zu wenig homogen, es kommen immer wieder Gussfehler in Form von Lunkern vor. Dem habe ich keine grosse Bedeutung beigemessen – wie sich dann ganz zum Schluss herausstellte, war das aber ein Fehler.
So - weiter geht es im nächsten Beitrag mit Teil II