B 3/4, Instandstellung eines Dachbodenfunds

  • Anlässlich dem Erstellen eines Inventars einer grösseren Modellbahnsammlung geriet mir eine Originalschachtel der B 3/4 1367 von Fulgurex in die Hände - aber ohne Inhalt. Wochen später fand ich die Lok dann in einer neutralen Schachtel, leider in sehr desolatem Zustand. Insbesondere fiel mir auf, dass:

    • der vorderer Stossbalken abgebrochen ist,
    • die Bisselachse fehlt,
    • an diversen Teilen rumgebastelt wurde, aber nichts fertiggestellt war...

       


    Danach stellte ich mir die Frage, ob ich dieses Artefakt bei ricardo für CHF 01.00 anbieten soll (mit OVP :D) oder ob ich versuchen soll, die Lok wieder soweit instand zu setzen, dass ein Betrieb auf meiner Anlage möglich wird.
    Eigentlich würde dieser Loktyp noch gut in die Epoche IIIb passen; demnach entschied ich mich, folgende Schwerpunkte einer möglichen Instandsetzung zu prüfen:

    • Kann der abgebrochene Stossbalken wieder angeklebt werden (anlöten kommt nicht in Frage). Die Lok sollte allerdings auch rückwärtsfahrend eine (geringe) Anhängelast ziehen können;
    • kann ich eine neue Bisselachse herstellen bzw. organisieren;
    • kann ich Kadeekupplungen anbringen;
    • kann die Lok ohne allzugrossen Aufwand digitalisiert werden?

    Vermutlich kann ich diese oben gestellten vier Fragen alle mit "Ja" beantworten - es bedarf aber noch einiger Abklärungen ...

    Gruss, René

    Einmal editiert, zuletzt von Lukas ()

  • viel Glück René dabei, Du mit Deinen Fähigkeiten wirst das schon können. :thumbsup:


    Wenn schon dann schon würde ich dabei auch noch kontrollieren, ob die Lötnähte noch gut sind? Was bei Deinem Modell soweit vom Foto erkennbar, der Fall ist?! :). Falls nicht: neu verlöten.


    Hersteller bedingt, haben auch u.a. H0 Fulgurex Modelle die unschöne Eigenschaft, dass vereinzelt deren Lötnähte den Geist aufgeben. Na ja, bei 2 Jahren Garantie haben auch schlechte Fulgurex Modelle mindestens 20 Jahre gehalten, meistens eher 40-50 Jahre, bis wirklich Probleme auftreten. Besonders bei H0 Modellen mit Bj. 1975 bis 1982. Erstaunlicherweise bei alten Fulgurex Modelle aus den 1960-er verhält es sich umgekehrt: Lack etwas empfindlicher, dafür halten die Lötstellen (bisher) bombenfest. Die Zusammensetzung und Haltbarkeit von Lötzinn und Flussmittel ist ein Thema für sich.


    Zuerst gibt es eine Verfärbung der Lötstellen, was bei Dampfloks durchaus noch wie von selber echt gealtert "attraktiv" wirkt. Geht der Prozess weiter, entsteht im Endstadium wieder einen Bausatz ;). Diese schadhaften Lötstellen mögen keine Belastungen mehr aushalten, oder zerfallen gar von selber. "Nur" die damaligen Lötverbindungen sind schadhaft, nicht das Messingblech als solches. (Ausser es hätte direkten Kontakt mit dem zerfallenden Schaumstoff im Karton, was ein anderes Kapitel ist).


    Beruhigend: nicht immer und nicht alle Fulgurex H0 Modelle leiden unter schadhaften Lötarbeiten. Selbst Modelle aus der gleichen Charge können von gar nicht betroffen bis defekt sein. Ansonsten sind Fulgurex Lokomotiven eigentlich nach menschlichen Massstäben unbeschränkt lange haltbar.


    Ältere Modelle sind einfach noch mit billigen groben, empfindlichen Motörli ausgestattet, welche aber dennoch auch noch nach Jahrzehnten mehrheitlich funktionieren. Wahrscheinlich ging es nicht nur um Kosten zu sparen, sondern man wollte schlanke schmale Motoren. Dass Antriebe sehr gut wie auch gleichzeitig ganz unsichtbar sein sollten, hielt man zu der Zeit noch für etwas übertrieben.


    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner B 3/4.

    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Gratuliere Dir zu dem schönen Messingmodell, das Du sicher wieder hinkriegst. Die Lok in den "Ricardo-Piranhas-Teich" werfen wäre definitiv zu schade. Als Kleber habe ich Dir einen Tipp für einen Industriekleber, der alle meine Modelle zusammenhält (einige schon seit mehr als 20 Jahren) und auch einiges aushält. Die "Machbarkeits-Studie" steht bei mir auch immer am Anfang vor jeder Instandsetzung. Viel Vergnügen bei der Aufarbeitung, die ich mit wachem Interese verfolgen werde ;).

    Gruss Bruno


    Ein Herz für alte Modellbahnen aus Holz, Metall oder Karton :love:

  • Die Lok kann soweit hergestellt werden, dass ein angemessener Einsatz auf der Anlage möglich sein wird.

    • Der abgebrochenen Stossbalken konnte ich mit Araldit blau wieder ankleben - in der Hoffnung, dass es klebe [ bruno: trotzdem danke für deinen Tipp]. Auf der Innenseite der Bruchstelle konnte ich noch zwei kleine Verstärkungswinkel einkleben, diese sind in montiertem Zustand nicht sichtbar;
    • die Herstellung einer neuen Bisselachse war relativ einfach. Der Radsatz stammt von einer Roco C 5/6 (Ersatzteilspender) und wurde auf RP 25 profiliert, die Radlager wurden aus einem Messingröhrchen und die Deichsel aus einem Messingflachprofil hergestellt;
    • Supporte für eine Kadee-kompatible Kupplung wurden aus Messing gedreht und eingeklebt bzw. wo möglich angeschraubt
    • eine Digitalisierung ist, was die Platzverhältnisse betrifft, problemlos möglich. Decoder und evt. ein Powerpack haben im Kessel Platz. Allerdings ist die auf dem Bild in #1 sichtbare untere Kohlebürste des Motors direkt mit der Lokmasse verbunden.
      Der Motor ist leicht federnd aber trotzdem sehr präzise zum Schneckenrad montiert. Eine Isolation gegen Masse mit einer Folie im hauchdünnen Bereich könnte möglich sein. Dazu käme aber noch das Anlöten des massefreien zweiten elektr. Anschlusses mit einer Lötfahne o.ä. (nicht mehr so hauchdünn). Dadurch könnte sich aber platzbedingt die Lagerung des Motors und dadurch der Eingriff Schnecke/Schneckenrad ändern und ...
      sb bietet einen einfachen Umbausatz an - ohne Feil- oder Fräsarbeiten, diese Option behalte ich mir noch offen.

    Nachstehend einige Bilder zur Instandsetzung:


       

     

    Gruss, René

  • in der Hoffnung, dass es klebe

    Da hast Du aber schon ordendlich was geleistet :thumbup:. Araldit ist auch eine gute Wahl. Mit der zusätzlichen Verstärkung werden Deine Anforderungen erfüllt werden, denke ich ;).

    Gruss Bruno


    Ein Herz für alte Modellbahnen aus Holz, Metall oder Karton :love:

  • Hallo René


    Toll, was du da machst! Die Lok sieht sehr gut aus, so soll sie ja auch fahren. Wenn ich von deinen Herausforderungen beim Motor lese und ihn sehe, so vermute ich , dass dein Hinweis hier -

    sb bietet einen einfachen Umbausatz an - ohne Feil- oder Fräsarbeiten, diese Option behalte ich mir noch offen.

    - wohl der beste Weg darstellt! Und wenn dann beim Motor doch etwas schief gehen sollte und damit gleich ein Decoder "drauf" geht, wäre der sb-Umbausatz wiederum etwas günstiger...


    Ich habe erst mit einem solchen Umbausatz Erfahrungen gesammelt - und erst noch in einer im Vergleich zu deiner Lok einfachen Märklin Hobby Traxx (die Lok gefällt mir aber ausserordentlich und bedeutet mir zudem sehr viel:love:). Die Lok läuft perfekt, sie ist quasi nicht mehr zu hören und wohl meine leiseste. Auch dieser Umbausatz erfordert keine Fräsarbeiten, ich musste ihn nur einkleben (hielt zuvor auch ohne Kleben) - und jetzt hat sie sogar etwas SwissMade drin, da dieser Satz einen Maxon-Motor besitzt.

    Also klar die Empfehlung, das gleich vorzusehen - es lohnt sich;)

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.

  • Auch ich bin von SB-Umbausätzen angetan: sie werkrln in meinen drei Kurztriebwagen, die aus Fahrgestellen des Märklin-Schienenbusses aufgebsut wurden. Perfekte Laufeigenschaften, kaum hörbar.:thumbsup:

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Mit sb-Umbausätzen habe ich auch schon einige Erfahrungen sammeln können:
    - Mä Be 6/8 (neue Version), mit Feilarbeiten,

    - Li Ae 4/7, ohne Feilarbeiten, wenn ich mich recht erinnere,

    - Li E 3/3, mit Feilarbeiten, wenn ich mich recht erinnere.

    Die Laufeigenschaften aller drei Loks waren danach deutlich besser; auch die Feilarbeiten waren jeweils ohne Probleme zu bewerkstelligen, wegen den anfallenden Feilspänen und evt. zum Einspannen im Schraubstock ist eine Demontage der Lok u.U. empfehlenswert.


    Nachstehend noch eine Nahaufnahme des Originalmotors mit Befestigung - die Krux ist: Die Laufeigenschaften sind bei dieser Lok auch mit diesem Motor sehr gut (analog). Wer hätte sowas gedacht?


    Gruss, René

  • Hallo René

    Super, könnte,

    wenn erlaubt, auch ein Foto meiner ähnlichen Komposition beisteuern.


    (Kommt zwar nicht vom Dachboden, ist trotzdem echt aktuell)


    Gruess vom Obwaldnerland

    jack

  • Sehr schön René. Stimmungsvoller hättest Du die B 3/4 kaum mehr in Szene setzen können :thumbsup:.

    Gruss Bruno


    Ein Herz für alte Modellbahnen aus Holz, Metall oder Karton :love: