Einleitung
Seit einiger Zeit betrachte ich die Beiträge anderer Mo-Ba-Forum Mitglieder mit grossem Interesse, wobei immer wieder gute Tips und Anregungen zu finden sind. Es wird deshalb höchste Zeit, einmal selbst über meine modellbahnerischen Tätigkeiten zu berichten!
Diese begannen bereits im Jahr 1958, als ich als Elfjähriger eine Trip-Express Eisenbahn erhielt und anschliessend zusammen mit meinem Vater erste modellbahnerische Erfahrungen machen konnte. Es handelte sich um eine an-der-Wand-entlang Anlage im Trockenkeller meines Elternhauses mit zwei Kopfbahnhöfen und einer Kreuzungsstation, wobei sogar zwei Elektroboiler hinterfahren werden mussten. Als etwas des modernsten in der Modellbahnszene galt damals die BLS Garnitur mit der grünen Ae 4/4 und den passenden Schnellzug- und Gepäckwagen. Diese Modelle aus meiner Jugend besitze ich noch immer, wenn sie auch schon lange nicht mehr zum Einsatz gelangen. Der eine oder andere umgebaute Spritzguss-Güterwagen wird jedoch noch heute hie und da für Holztransporte auf meiner jetzigen Anlage eingesetzt.
Wie nicht unüblich, wurde die Modellbahn nach mehreren Jahren durch andere Interessen in den Hintergrund verdrängt, was sich erst 1978 beim Bau eines Eigenheims änderte. Die Überreste der alten Trix-Express Anlage wurden gezügelt und in einem für die Modellbahn reservierten Zimmer eine neue Anlage gebaut. Natürlich entsprach das Trix-Express System modellmässig nicht mehr dem neuesten Trend, doch war nach einigen Zukäufen und der Übernahme der Anlage eines Cousins zu viel Material vorhanden, um einen Systemwechsel vorzunehmen. Zusätzlich wurden auch noch einige Hag-Lokomotiven auf das Dreileitersystem umgebaut. Mit Bau und Betrieb wurden meine Ansprüche jedoch grösser, so dass ich mich letztlich doch entschloss, auf das Zweileiter-Gleichstromsystem umzusteigen. Die meisten Wagen konnten durch Wechseln der Achsen weiterverwendet werden, was für viele Lokomotiven leider nicht zutraf.
Es würde hier zu weit führen, all meine gebauten Anlagen aufzuführen. Meist wurden diese auch nie ganz fertig, sei es
wegen Zügeln in der Schweiz oder 1993 der Auswanderung nach Kanada, wo auch wieder verschiedene Anläufe unternommen wurden. Auch in Übersee wurde jedoch nach Schweizer Vorbild gebaut, wobei der Zeitrahmen immer den 1970er Jahren entsprach. Dampflokomotiven neben TGV-Zügen sind für mich ein no-go und sogar rote SBB-Lokomotiven oder Wagen mit neuen Logos haben sich noch nie auf meine Anlage verirrt. Meine Auffassung ist, dass das relativ strikte Einhalten einer Zeitepoche viel Glaubwürdigkeit bringt; trotzdem bin ich der Meinung, dass jeder Modellbahner das tun und lassen soll, was ihm gefällt!
Nach zwei weiteren Umzügen in Kanada habe ich bis ins Jahr 2013 erstmals in meiner Laufbahn eine Anlage bis in alle Details fertiggestellt. Sie umfasste eine Fläche von 65 m2 und einen 10-gleisigen Kopfbahnhof, von welchem je eine BLS- und SBB-Hauptstrecke zu Schattenbahnhöfen und eine SBB-Nebenstrecke zu einem kleineren Kopfbahnhof führten. Zusätzlich gab es auch noch zwei Zwischenstationen, Kehrtunnels, drei Stellwerke, Standseilbahn und eine Tramstrecke, d.h. fast alles was das Herz begehrte. Allerdings soll auch nicht verschwiegen werden, dass die Grösse der Anlage und die modellgerechte Länge der Züge auch gelegentlich zu Schwierigkeiten führten. Eine ausführliche Beschreibung dieser Anlage erschien in der LOKI 4/2013.
Betriebsart
Meine Modellbahn-Philosophie ist kein automatischer oder gar computergesteuerter Betrieb mit fix zusammengesetzten Zügen. Für jeden Bahnhof gibt es ein selbstgebautes Gleisbildstellwerk, welches lokal bedient werden muss und mit Signalen und Relais gesicherte Übergabestellen in den nächsten Abschnitt enthält. Im “Einmannbetrieb” bedingt dies ein Hin- und Herzügeln, doch ist auch ein Spielbetrieb mit bis zu drei Personen möglich. Nach der Umstellung vom Trix-Express System wurde bis in die neuere Zeit analog mit Gleichstrom gefahren, was gut funktionierte, da jeder einzelne Gleisabschnitt abgeschaltet werden konnte und sogar für das Zusammenstellen und Trennen von Doppeltraktionen spezielle Verdrahtungen vorhanden waren.
Für mich eigentlich der einzige Grund zur Umstellung auf digitalen Betrieb war die fehlende, respektive fahrstromabhängige Beleuchtung der Züge und Lokomotiven. Diesen “Sprung ins kalte Digitalwasser” habe ich erst vor rund einem Jahr gewagt, wobei dies viele Lokomotivumbauten und leider auch Verbannungen in die Vitrine mit sich brachte und nicht immer problemlos funktionierte. Auch heute noch gibt es vor allem mit umgebauten Modellen gelegentliche Probleme, welche mich echt ins Schwitzen bringen. Grundsätzlich ist das Resultat modellmässig beleuchteter und mit Passagieren bestückten Zügen aber definitiv die Mühe wert.
Ausschliesslich der Fahrbetrieb wird digital durchgeführt, während der ganze Rest nach wie vor analog funktioniert. Bisherige Relaissteuerungen (z.B. der Schattenbahnhöfe) behalte ich bewusst bei, da ich diese selbst bauen und verstehen kann, ohne seitenlange Computerdokumente zu studieren. So gibt es beispielsweise in meinen Bahnhöfen nach wie vor abschaltbare Abstellgleise, damit das Licht in Personenwagen einfach gelöscht werden kann. Dann fallen auch darin sitzende Passagiere nicht mehr auf.
Kupplungen
Bereits in den frühen achtziger Jahren rüstete ich probeweise zwei Güterwagen einseitig mit Kadee-Kupplungen aus und war davon sofort äusserst begeistert. Ich beschloss daher, meinen gesamten Rollmaterialpark entsprechend umzubauen, was zu jenem Zeitpunkt ein riesiges Unterfangen war. Da Kadee-Kupplungen dazumal fast ausschliesslich für amerikanische Fahrzeuge erhältlich waren, musste für schweizerische Modelle jeweils zuerst eine passende Kupplung gefunden und dann zusammengebaut werden. An den Modellen selbst waren zum Einbau vielfach Fräsarbeiten notwendig. Wichtig war natürlich, dass die Kupplungen alle auf der genau gleichen Höhe montiert und kurvengängig waren. Mit den heutigen Normschächten lassen sich die entsprechenden Kadee-Kupplungen in verschiedenen Längen einfach einklipsen oder bei Bedarf problemlos auswechseln.
Da auf meiner Anlage viel rangiert wird und zum Beispiel Verstärkungs-, Post- oder Eilgüterwagen an- und abgehängt werden müssen, habe ich den ursprünglichen Riesenaufwand nie bereut. Auf Durchfahrgleisen habe ich zum Abhängen unter den Geleisen Elektromagnete eingebaut und durch Gleisübergänge getarnt. Auf Nebengleisen genügt ein Permanentmagnet, da die Kupplungen nur aushängen, wenn über dem Magnet angehalten wird. Vorentkuppeln ist auf diese Weise ebenfalls möglich, so dass z.B. ein Wagen von einer Rangierlok sachte an einen Zug angestossen werden kann.
Meine jetzige Anlage
2014 bin ich nach über 20 Jahren in Kanada in die Schweiz zurückgekehrt, weshalb meine dortige Grossanlage abgebrochen werden musste. Es gelang mir jedoch, einige Geländeteile und natürlich die vielen meist selbstgebauten Gebäude zu erhalten und innerhalb unseres Zügelcontainers in die Schweiz zu bringen.
Wieder in Zürich wohnhaft machte ich mich schon bald an den Aufbau einer neuen Anlage, was für mich der interessantere Teil als reiner Fahrbetrieb ist. Die Anlage ist mittlerweile weitgehend fertiggestellt, wobei es natürlich immer wieder Verbesserungen und Änderungen gibt. Mit meinem nächsten Beitrag werde ich deshalb einige Jahre zurückgehen und das Projekt und den Neuaufbau vorstellen.