Tunnel-Oberleitung bei der ChRB

  • Bei der ChRB (Christoph-Röbi-Bahn) wird bald die dritte Anlage entstehen. Weil bei der ChRB (seit Beginn) konsequent mittels Speisung durch die Oberleitung gefahren wird, müssen auch unterirdische Strecken (Schattenbahnhöfe, Wendeln und unterirdische Verbindungsstrecken) mit Oberleitung ausgerüstet werden.


    In diesem Thread möchte ich erst zeigen, wie wir die Tunneloberleitung bei der ersten und bei der zweiten Anlage gelöst haben. Für die dritte Anlage werden wir voraussichtlich wieder eine andere Bauweise anwenden. Diese besteht erst aus der Idee und einigen Prototypen. Hier möchte ich das Entstehen der neuen Tunnel-Oberleitung für die ChRB III dokumentieren.

  • Tunnel-Oberleitung bei der ChRB I


    Die ChRB I (erste Anlage) existiert nur noch in unserer Erinnerung und in Form von Bildern. Sie wurde ca. 1997, als wir mit der ChRB II (zweite Anlage) begonnen hatten, abgerissen.


    Bei der Tunnel-Oberleitung der ChRB I waren die Masten, Ausleger und Querträger aus Holz. Die Fahrleitung selber war aus Messingband, das wir hochkant in kleinen Schlitzen im Querträger einklemmten. Das lässt sich am Besten mit Hilfe von Bildern zeigen. Leider waren die Digital-Bilder von damals noch nicht so Pixel-intensiv wie heute. Das sieht man gut, wenn man in Details reinzoomen möchte.


    Tunnel-Oberleitung im Schattenbahnhof



    Tunnel-Oberleitung im Schattenbahnhof und bei unterirdischen Verbindungsstrecken



    Tunnel-Oberleitung bei unterirdischen Verbindungsstrecken



    Tunnel-Oberleitung in der Wendel



    Übergang zwischen Tunnel-Oberleitung und Modell-Oberleitung. Die mit Sand gefüllten Flaschen dienen der Abspannung der Modell-Oberleitung.

  • Hallo Röbi


    ist das schon definitiv, dass ihr wieder nur über die Oberleitung einspeist? Damit lässt Ihr alle Dampfer und Dieselloks aussen vor, oder müsst was seltsamen zu basteln. Wollt Ihr das wieder?

    Grüsse

    Rolf

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  • Hallo Röbi


    Die Hintergreünde, weshalb ihr auf die Oberleitung setzt, würden mich ebenfalls wundernehmen?

  • ist das schon definitiv, dass ihr wieder nur über die Oberleitung einspeist?

    also ich finde das obersupercool:thumbsup::thumbsup:


    ;)Sonst ist es ja keine ganz echte ChRB-Bahn. Eigentlich ernst gemeint: Was überhaupt bedeutet allgemein vorbildgetreu? Die Optik ist ganz sicher ein Punkt, vielleicht der wichtigste Ansatz? Aber die Funktionalität ist doch mindestens ebenso wichtig? Sonst könnte man sich ja gleich mit Videos begnügen, statt den Aufwand zum Bau einer Anlage zu betreiben.


    Eine stromlose Oberleitung, ist wie das Matterhorn in Luzern. Viele Loks sind aus dem VHS entfernt worden :(. Dafür steht plötzlich das Matterhorn dort. Anstatt eine durchaus anspruchsvoll wirkende Indoor-Kletterwand hochklettern, mit wachem Verstand und offenen Augen, muss man eine XL-Brille anziehen und sich täuschen lassen, es sei das Matterhorn... Ich werde es gelegentlich mal probieren, um selber diese Täuschung zu erfahren.


    So ähnlich empfinde ich das mit Oberleitungen. Wenn man keine bauen will, weil es viel Aufwand macht, und/oder weil es das Handling etwas stört, das ist gut nachvollziehbar. Mit Oberleitung wird eine Anlage noch fragiler, als ohnehin schon. Z.B. Beim Staubsaugen, oder entgleiste Wagen aufgleisen etc. Aber wenn man sich schon die Mühe macht, dann würde ich mich wie betrogen fühlen, wenn kein Strom darüber fliessen darf.


    Röbi, nehmt ihr die bereits längstens vorhandenen Lokomotiven, oder soll die zukünftige Anlage auch gleich mit neuen Loks betrieben werden? Das wäre für mich der einzige Punkt, ggf. auf Oberleitung zu verzichten. Es gibt nur noch wenig Hersteller, welche voll funktionsfähige Stromabnehmer haben, ebenso fehlt der elektrische Anschluss und Umschalter. Eine weitere neue Lok mehr, das schafft ihr längstens zu den vorhandenen Loks. Aber alle Loks auf Oberleitung wörtlich umzubauen, das ist heutzutage leider ordentlich Aufwand und es ist unsicher, ob die neueren Pantos dies überhaupt noch (bei H0) ertragen?


    Jedenfalls wünsche ich Euch viel Glück und Erfolg dabei.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

    Einmal editiert, zuletzt von Longimanus ()

  • ist das schon definitiv, dass ihr wieder nur über die Oberleitung einspeist? Damit lässt Ihr alle Dampfer und Dieselloks aussen vor,

    Ja, Rolf, das ist definitiv. Das gehört einfach zur ChRB. Auf Dampf- und Dieselloks müssen wir halt verzichten, was wir nicht so schlimm finden.

  • Die Hintergreünde, weshalb ihr auf die Oberleitung setzt, würden mich ebenfalls wundernehmen?

    Es gefällt uns und wir finden es interessant, eine MoBa mit stomführender Oberleitung zu bauen. Das ist eigentlich der Hauptgrund.


    Es gibt aber auch technische Gründe:


    Gleise mit MiPuKo und Loks mit Schleifer wollen wir nicht, also bleibt das Zweileitersystem. Da bei der Gleisführung unserer Anlagen Kurzschlüsse entstehen würden, bräuchten wir Kehrschleifenmodule. Diese sind vielleicht heutzutage problemlos, aber wir haben von früher her schlechte Erinnerungen daran (nichts als Probleme).

    Wir verbinden die beiden Schienen elektrisch und auch die Loks sind alle umgerüstet, sodass sie den einen Pol des Stromes von den Rädern beider Seiten aufnehmen können. Das ergibt besseren Kontakt. Der andere Pol kommt von oben. Beim Fahrdraht setzt sich von unten kein Staub an und auch sonst wird allfälliger Schmutz von den Pantos dauernd wieder weggestrichen.

    Vom Gerücht, dass sich Oberleitungsbetrieb und Digitalsystem nicht vertragen, wissen unsere Loks nichts und deshalb fahren sie gut mit Strom aus der Oberleitung.

  • Sonst ist es ja keine ganz echte ChRB-Bahn.

    Richtig!


    Aber wenn man sich schon die Mühe macht, dann würde ich mich wie betrogen fühlen, wenn kein Strom darüber fliessen darf.

    Genau!


    Röbi, nehmt ihr die bereits längstens vorhandenen Lokomotiven, oder soll die zukünftige Anlage auch gleich mit neuen Loks betrieben werden?

    Wir nehmen die bereits längstens vorhandenen Lokomotiven.


    Es gibt nur noch wenig Hersteller, welche voll funktionsfähige Stromabnehmer haben, ebenso fehlt der elektrische Anschluss und Umschalter. Eine weitere neue Lok mehr, das schafft ihr längstens zu den vorhandenen Loks. Aber alle Loks auf Oberleitung wörtlich umzubauen, das ist heutzutage leider ordentlich Aufwand und es ist unsicher, ob die neueren Pantos dies überhaupt noch (bei H0) ertragen?

    Hermann, Du bringst es auf den Punkt. Leider ist das so, dass immer weniger Hersteller auf uns Rücksicht nehmen.

    Die übelsten Erfahrungen haben wir mit Liliput gemacht. Unser FLIRT und KISS (obwohl optisch schön) fahren mit Oberleitung nicht richtig. Leider sind sie auch nicht bastlerfreundlich gemacht.

  • Röbi hat recht! Und das ohne wenn und aber! Heute hatte ich Gelegenheit, die ersten Entwürfe der Oberleitung und der Fahrbahnen aus dem 3-D-Drucker bei Röbi zu bestaunen. Ich kann es nicht anders beschreiben, da staune ich nur noch. Das ganze sieht absolut professionell und funktionstüchtig aus. Bin gespannt auf die ersten Bilder. Er arbeitet mit hundertstel Millimeter, bei meiner Anlage nehme ich ganze Millimeter als Grundlage und akzeptiere Abweichungen bis zu ganzen Zentimetern. Aber ich bin halt ein "Baumensch", macht ja nichts.

    Ich wünsche den beiden Erbauern viel Erfolg!

    Herzliche Grüsse

    Oski

    signatur_egos.jpg

    ...auch Nichtraucher können süchtig sein nach Zündhölzern!

  • Er arbeitet mit hundertstel Millimeter,

    Also Oski übertreibt etwas. Wir haben zwar schon von Hundertstel Millimeter gesprochen, aber in einem anderen Zusammenhang. Bei meinen Kreationen bin ich aber mit einer Genauigkeit von Zehntel Millimetern zufrieden.

  • Hallo Röbi


    Danke für deine Erklärungen, interessante Überlegungen. Ich kene diverse Modellbahner welche im Digitalbetrieb mit Oberleitungsbetrieb fahren, von daher sollte sich dies wirklich vertragen, bei euch funktioniert es ja auch zuverlässig :) Eine funktionierende Oberleitung, sei es nun Stromführend oder nicht, ist eine tolle Sache, ich hätte da vermutlich eher mit den feinen Pantos zu kämpfen ;)

  • ich hätte da vermutlich eher mit den feinen Pantos zu kämpfen

    Das haben wir auch. Wir wünschten uns manchmal weniger feine Pantos zugunsten der Funktionalität.

  • Hallo Röbi


    Dies kann ich gut nachvollziehen, bei mir ist es gerade umgekehrt, die klobigen Pantos werden durch feinere Objekte getauscht.

  • Tunnel-Oberleitung bei der ChRB II


    Die ChRB II ist die im Moment noch aktuelle Anlage. Sie wird noch für ein paar Monate bestehen und fahrbereit bleiben, bevor sie abgerissen wird.


    Bei der ChRB II haben wir für die Tunnel-Oberleitung eine ähnliche Bauweise angewendet, wie bei der ChRB I. Die Masten sind auch wieder aus Holz, hingegen die Ausleger, die Querträger und der Fahrdraht sind aus einem steifen Messingdraht von 1.5 mm Durchmesser. Für die Befestigung der Ausleger und der Querträger haben wir in die Masten je ein 1.5 mm Loch gebohrt und diese dann ins Loch gestossen, wo sie ziemlich fest halten. Die Fahrdrähte sind jeweils an die Ausleger oder Querträger gelötet.


    Oberleitung im oberen Schattenbahnhof



    Oberleitung in den beiden Schattenbahnhöfen



    Oberleitung in den Wendeln und Kehrtunnels

  • Tunnel-Oberleitung bei der ChRB III


    Nun, wie werden wir die Tunnel-Oberleitung bei unserer dritten Anlage, deren Baubeginn auf Anfang 2022 geplant ist, bauen?


    Auf Grund der Erfahrungen bei der ChRB II werden wir wiederum die 1.5 mm Messingdrähte als Fahrdraht verwenden.

    Hingegen die Masten aus Holz und die Ausleger, bzw. Querträger aus Messingdraht gefallen mir nicht mehr. Eigentlich haben sie mir nie gefallen, aber mangels Möglichkeiten haben wir es halt so gebaut.


    Für die neue Anlage werden wir die Masten, die Ausleger und die Querträger mittels 3-D Druck selber herstellen.


    Das war der erste Prototyp, den ich hergestellt habe. Der wurde liegend gedruckt, ist mir aber etwas zu klobig und unterstützt das Verstecken der Anschlussdrähte nicht. Also habe ich ihn weiterentwickelt.


    So sieht der verbesserte Mast aus, der stehend gedruckt wird. Der ist innen hohl für das Anschlusskabel. Oben hat der Mast eine konische Bohrung, um den Ausleger einzufügen. Er wird mittels zwei Schrauben auf die Unterlage (Span- oder Sperrholzplatte) geschraubt.


    Ein einfacher und ein doppelter Ausleger, gedruckt in der abgebildeten Lage. Bei jedem sieht man einen konischen Zapfen, der in die konische Bohrung des Mastes passt. Für jedes Gleis, das der Ausleger erreichen soll gibt es eine kleine Nut, um den Fahrdraht einzuklemmen.


    Zusammengesteckt sieht es dann so aus ...


    ... oder so. Die konische Verbindung ist so dimensioniert, dass man die beiden Teile mit etwas Kraft zusammenstecken muss. Das hält dann sehr gut, lässt sich aber durch Drehen auch wieder lösen.


    Hier ist ein Stück Fahrdraht eingesteckt und ein Anschlusskabel verlegt.


    Der Fahrdraht muss mit etwas Kraft in die vorgesehene Nut eingepresst werden und hält dann sehr gut.


    Hier sieht man den in den Ausleger eingepressten Fahrdraht sehr gut.


    Und hier eine Detail-Ansicht des Auslegers bei der Druck-Vorbereitung. Die runde Nut hat einen Durchmesser von 1.5 mm, genau wie der Fahrdraht. Die Öffnung ist grad so gross, dass man den Fahrdraht noch eindrücken kann, ohne das Material plastisch zu verformen.


    Das für den 3-D Druck verwendete Material ist übrigens PETG. Das ist praktisch das gleiche Material, das für die üblichen Getränkeflaschen verwendet wird. Das ist langlebig, zäh und etwas elastisch. Das Einpressen der konischen Verbindung, sowie das Einpressen des Fahrdrahtes verformt das Material ganz leicht. Das ist aber in beiden Fällen im elastischen Bereich des Materials. Man kann die Verbindungen hunderte Male einpressen und wieder lösen und es hält immer noch gut.


    Was jetzt noch fehlt, ist ein Querträger, der an jedem Ende auf einen Masten aufgesetzt wird und bis zu vier Gleise (RocoLine-Gleise im Standard-Abstand von 61.6 mm) überspannt. Den werde ich demnächst konstruieren und dann hier zeigen.

  • Ich durfte diese geniale Konstruktion bereits in Natura begutachten. Einfach fantastisch. Liesse sich problemlos vermarkten.

    :thumbsup:


    Wie auch Deine zweite 3-Druck-Erfindung, die Du gewiss auch noch präsentieren wirst.;)

    Gruss Roger


    97 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Einfach fantastisch. Liesse sich problemlos vermarkten.

    Danke, Roger. Mit dem Vermarkten wäre ich mir nicht so sicher. Und das tönt wiederum nach Arbeit. Da bleibe ich lieber arm, aber beim Hobby.


    Wie auch Deine zweite 3-Druck-Erfindung, die Du gewiss auch noch präsentieren wirst.

    Sicher, aber alles schön gemächlich. Ich will in ein paar Wochen auch noch Stoff zum Schreiben haben.

  • Ja, die 3-D-Druckerei bei Röbi ist sehr eindrücklich! Was ich noch nicht ganz verstehe, ist das Langzeitverhalten der verwendeten Kunststoffe. In meiner Baupraxis haben alle (ALLE!) Kunststoffe, die unter Zugspannung gehalten werden, langfristig Materialrisse bekommen. Aber zugegeben, es war immer stark wechselnde Temperaturen oder Sonnenstrahlung beteiligt. Erwin kennt vielleicht das Material aus dem Versuchslabor der Empa und könnte noch ergänzen?

    Herzliche Grüsse

    Oski

    signatur_egos.jpg

    ...auch Nichtraucher können süchtig sein nach Zündhölzern!

  • Erwin kennt vielleicht das Material aus dem Versuchslabor der Empa und könnte noch ergänzen?

    Oski, kann ich leider nicht. Ich teile aber deine Skepsis zur Langlebigkeit von additiv hergestellten Kunststoffteilen. Gewisse dieser Kunststoffe verziehen sich stark und sind nicht UV beständig. Was sicher generell korrekt ist, additiv gefertigte Bauteile erreichen nie die genau die gleich guten Eigenschaften wie Walz oder Gussprodukte, Spritzguss Produkte.


    Da ich mich beruflich mit dieser Materia befasse, fallen mir gewisse Dinge speziell auf. Die meisten FDM 3D Drucker sind eher im Hobbybereich angesiedelt. Wesentlich teurere Geräte bieten gar nicht viel bessere Leistungen als Hobbygeräte. Im Bereich der verfügbaren Materialien ist die Vielfalt in den letzten zwei drei Jahren geradezu explodiert. Die Beschreibungen in den Shops tönen fast immer toll. So kommt man um einen Versuch nicht wirklich herum.


    Die Empa engagiert sich stark im Bereich der additiven Fertigung und Entwicklung von metallischen und keramischen Werkstoffen und betreibt dort auch hochprofessionelle und teils sehr teure Maschinen. Im Kunststoffbereich wird nach meinem Wissen nichts geforscht, Die FDM Technologie wird seitens der Wissenschaft primär belächelt und nicht ernst genommen. Möglicherweise machen FDM 3D Drucker einen Technologiesprung, wenn vom Filament zum Granulat gewechselt wird und die Maschinen eingebaute Extruder haben. So würde die ganze Werkstoffpalette die vom Spritzgiessen her bekannt ist, genutzt werden können und das jahrzehnte alte Know How zu diesen Werkstoffen kann genutzt werden.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Ich verstehe eure Skepsis. Ich bin auch nicht ganz sicher, ob die Langlebigkeit des Materials gut genug ist.
    Trotzdem bin ich eigentlich zuversichtlich, weil das Klima in unserem neuen MoBa-Raum beste Voraussetzungen für die Langlebigkeit des Materials bietet: Temperatur ganzjährig zwischen 18 und 21 Grad, Luftfeuchtigkeit halten wir auch ziemlich konstant, kaum UV-Strahlung.
    Mit PLA würde ich das nicht wagen. Das ist zu wenig elastisch und es "fliesst". Aber PETG hat wirklich den Ruf, zäh, langlebig und elastisch zu sein.