Venom Flugzeug De Havilland 112 bei Bellinzona

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    Auf der Autobahn zwischen Biasca und Bellinzona, ungefähr beim Dorf Lodrino erblickt man das ehemalige Schweizer Militärflugzeug "Venom", welches dort ausgestellt ist. Aus Distanz wirkt es eindrücklich, man möchte dieses berühmte Flugzeug unbedingt aus der Nähe ansehen. Mag auch im Tessin milderes Klima herrschen, der Zahn der Zeit nagt trotzdem an diesem Flugzeug. Anstatt selber fliegen, hausen im Flugzeug inneren 2 Paare Vögel, was dem Flugzeug nicht all zu gut tut.


          


    Die Gefährlichkeit / Sicherheit (für den Piloten) wird unterschiedlich bewertet. Allein die Tatsache, dass von 215 Stk Vampire 29 Flugzeug abgestürzt sind, das 1. schon am 1. Tag(!), und von den "Venom" welche die Schweizer Armee in 250 Stk Exemplaren beschaffte - ein Schweizer Rekordwert bezüglich Anzahl Armee-Flugzeugen, sind 45 Stk abgestürzt/verunfallt. Von der Vampire / Venom Familie sind ohne jede Feindeinwirkung 74 Flugzeuge verunfallt. Die Piloten sollen sie trotzdem gerne geflogen sein!? Wenn die Venom zahm wie ein Verkehrsflugzeug geflogen wurde, soll es sich um ein sehr gutmütiges sicheres Flugzeug gehandelt haben. Ging man an seine Grenzen, wurde es gefährlich. Nun, "wilde Manöver" fliegen wäre der eigentliche Sinn von einem Kampfflugzeug...


         


         


    Schade dass kein Exemplar mehr aus der Familie Vampire / Venom flugfähig erhalten geblieben ist. Der finanzielle & technische Aufwand wäre einfach zu gross. Bereits anfang der 1980-er Jahren, also vor 40 Jahren erreichten die Vampire / Venom die vom Hersteller empfohlene maximale Anzahl Flugstunden / Belastungsgrenze. Die Schweiz ging gar noch nach eigenem Gutdünken deutlich darüber hinaus. Der Schweiz kann man nicht vorwerfen, sie kaufe Armee-Flugzeuge und würde sie kaum angeschafft, kaum benützen oder austauschen, sondern sie werden geflogen bis sie gänzlich amortisiert sind.


         


         


         


    Anbei ein paar technische Daten zur Venom, der etwas stärkeren Weiterentwicklung der DH-100 Vampire. Manche Angaben differieren sehr stark, alles bezogen auf die DH-112 "Venom". Ich erwähne einfach, was im Internet dazu gefunden werden kann. Quellen: http://www.old.Hermannkeist.ch. Dazu http://www.Flugzeuglexikon.de und Wikipedia. Ohne Bewaffnung und so leicht wie möglich dürfen die besseren Werte wahrscheinlich zutreffen, aber ein Kampfflugzeug ohne Waffen ergibt wenig Sinn.


    Natürlich sind die direkt anschliessend an die Venom gelieferten "Hunter" und die Mirage in den 1960-er Jahren die viel besseren, stärkeren, schnelleren Flugzeuge, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Immerhin, die Schweiz war noch vor den USA, England, Frankreich, Deutschland, das 1. Land welches seine gesamte Kampfflugzeug -Staffel auf Düsenjet DH-100 und DH-112 umstellte. Als primäre Hauptwaffe waren sie ca. 4-8 Jahre eingesetzt. In sekundären Bereichen waren die Vampire und Venom ausgesprochen lange eingesetzt, die Venom bis 1983, die Vorgänger Vampire sogar bis 1991. wahrscheinlich länger als in jeder anderen Nation.


    De Havilland 112 (viele Flugzeuge davon wurden unter Lizenz in der Schweiz hergestellt)

    Beschaffung: 1951 - 1956

    Einsatz: 1951 bis 1983.

    Leistung 23.6 kN

    V/max ca. 920 km/h /Steigleistung 22 Meter /Sekunde (Angaben im Internet zur DH-112 varieren von 17 m/s bis 45 m/s.)

    Max. reguläre Flughöhe 12000 Meter

    Reichweite ca. 700 Km. (Angaben im Internet zur DH-112 varieren von 630 km bis zu 1710(!) Km.

    Länge: wahrscheinlich nur Rumpf gemeint: 6.71 Meter.

    Spannweite: 12,70 Meter

    Höhe: nur 1,88 Meter(!).

    Leergewicht: 4000 Kilo.

    Max Zuladung: 3100 Kilo.

    Max Startgewicht: 7100 Kilo.

    Weltweit Hergestellte Stückzahl: 1480 Exemplare. Für die Schweiz beschaffte Anzahl: 250 Stk. DH-112 "Venom".

    Kosten pro Flugzeug: 1,2 Mio Schweizer Franken.

    Analog ist cool:)

  • Schade wenn solche Flugzeuge dermassen der Verwitterung ausgesetzt werden. Leider ist das kein Einzelfall. Zum Glück gibt es in Museen noch gut erhaltene Exemplare.


    Wenn man bedenkt, 1951 war bereits der Erstflug des Hunters und die Produktion für die RAF lief bereits. Der Venom, ursprünglich Vampire, sollte in England auch nur eine Übergangslösung sein, bis der Hawker Hunter verfügbar war. Da der Vampire doch noch stark weiter entwickelt wurde, bekam er die Bezeichnung DH-112 Venom.


    Leider habe ich im Netz nichts über die Evaluation der DH-112 gefunden. Vermutlich müsste man sich durch die zeitgenössische Presse durch arbeiten. Die Arbeitsbeschaffung für die heimische Industrie dürfte sicher einen hohen Stellenwert gehabt haben. Zur gleichen Zeit gab es mit der amerikanischen North American F-86 Sabre ein Flugzeug, dass in allen Belangen mit wesentlich besseren technischen Leistungen aufwarten konnte und bereits über gepfeilte Flügel verfügte.


    Ab ca. 1954 hätte sich die Schweiz mit ihrer damaligen Luftwaffe kaum gegen den vermuteten Feind aus dem Osten verteidigen können. Selbst der Bomber Tu-16 flog damals schon schneller und höher als der Venom. Gegen eine MiG-15 wären die Venoms erst recht hoffnungslos verloren gewesen. Glücklicherweise musste die Schweiz ihre Verteidigungsbereitschaft nie unter Beweis stellen.


    Hier ein Artikel zum Venom und seiner Geschichte. Verfasst zur damaligen 25jährigen Ausmusterung aus der Armee.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Glücklicherweise musste die Schweiz ihre Verteidigungsbereitschaft nie unter Beweis stellen.

    Glückliche Schweiz. Wehrhaft eben, aber nicht kriegerisch - Gratulation!! :):):)

    Gruss Günther

  • Danke Erwin für Deinen weitergehenden Artikel :thumbsup:, (als die Venom ausgemustert wurde).


    Zum Glück hat es noch gut erhaltene Exemplare in Museen, u.a. in Dübendorf. :thumbsup:. Das ist wohl der best mögliche Kompromiss:). Alles andere unrealistisch. In England mag es noch 1 - 2 flugtaugliche "normale" Einsitzer-Venom geben, aber ob die die Folgen der Covid Krise überleben? In der CH (Irrtum vorbehalten) fliegen keine Vampire und Venom mehr. Diesbezüglich ist der oben stehende Artikel nicht mehr aktuell. Und es geht ja nicht "nur" um einen Oldtimer Kampfflieger flugtauglich werden zu lassen, wenn dieses Wunder geschehen würde, dann beginnen erst die eigentlichen Probleme. Kaum noch jemand ist da, welcher selber im Alltag Flieger Erfahrung mit der "Venom" hat(te). Und selbst wenn: ob privat zivil, oder früher für die CH Armee: um den Unterhalt mit entsprechenden Kosten kommt niemand vorbei. Im Helikopter kann man wenigstens (je nach Typ) >1 Gast mitnehmen. Nur schon 2-plätzige "Venom" Aufklärer sind sehr rar. Ich weiss gar nicht, ob im Jahre 2022 noch 2-plätzige Venom noch voll Flugtauglich existieren? am ehesten noch in England.


    Damit eine Venom noch fliegen könnte, müsste sie massiv vom Staat subventioniert werden, oder aber Flugzeug-Fans an Flugshows tief in die Tasche greifen. Nicht etwa um mitfliegen zu können, nur schon um den Supersound hören zu dürfen. Von daher muss man Erwin recht geben, es war zwar der zahlenmässig häufigste Flieger der CH Armee, aber leider nicht der Beste und schon gar nicht der günstigste im Unterhalt:


    - damals, als er noch offiziell eingesetzt wurde, ca. 1951 - 1983: pro eine eine einzige Flugstunde = 35-40 (!) Stunde Service Aufwand. ;(

    - für jedes einzelne "g" = 10 Kilo Kraftaufwand am Steuerknüppel nötig. Und viel Zeit zum überlegen wie fest er am Knüpel ziehen muss, hat der Pilot nicht. - und die Piloten flogen mit der Venom dann und wann auch Looping :golly:

    - erst die letzte Serie der Venom hatte einen Schleudersitz. Die Vampire und älteren Venom waren nicht dafür vorgesehen.

    - mindestens die älteren Exemplare anfällig auf Strömungsabriss. Das passierte eher nicht in 12 Km über Flachland, sondern 1-200 Meter über Berge.


    Politisch Flieger und Krieg in der CH?

    Die Generäle werden sich schon was dabei gedacht haben? Längstens nicht immer, haben hoch gerüstete Armeen gewonnen. Aber ich gehe mit Erwin einig, wenn wir Piloten und etwas älter gewesen wären: im Ernstfall muss man das Vertrauen und die Hoffnung zu gewinnen anderst holen, als im Wissen, das man nur in einem Übergangsflieger sitzt und dazu noch kämpfen und gewinnen soll...


    Nun, in den 1980-er Jahren lernten wir auch noch ernsthaft und auf Merkblätter schwarz auf weiss festgehalten, dass man im Falle eines Atomschlages nicht direkt in den Blitz schauen soll, sondern den Spaten vor sein Gesicht halten. Das mag als billige, völlig unnütze Ausrede tönen. (aus grosser Distanz sieht man keinen Blitz und aus naher Distanz wird man mit samt dem Spaten augenblicklich wörtlich in seine Atome aufgelöst. Und aus relativ naher Distanz mag man es im 1. Moment überleben, aber es zieht einem die Haut ab und die Schmerzen würden wahrscheinlich unerträglich hoch sein. Wahrscheinlich wünscht man sich tot zu sein, von weitere Befehle abwarten und nach Vorgabe weiter arbeiten dürfte keine Rede mehr sein.


    Trotzdem, heute kann ich die etwas komisch anmutenden Armee-Merkblätter verstehen; Verloren hat man wenn man verloren hat, vorher nicht! Ein depressiver Pilot im besten Kampfmittel hat wohl die schlechteren Karten, als ein versierter nicht aufgebender Pilot einer veralteten Maschine. Zumindest zu analogen Zeit. Wenn, was wir alle nicht hoffen, die CH jemals wieder Kriegszeiten erleben würden, wäre alles noch komplizierter. Die Freund/Feind Erkennung wird immer wie weiter ausgedehnt. (Vorausgesetzt die Elektronik würde überhaupt noch funktionieren): was sollte und könnte ein CH Pilot über dem Pilatus tun, wenn ihm seine Elektronik ankündigt, aus der Bretagne und oder aus Richtung Wien trifft in 2 -3 Minuten Bombe XY ein?


    Und sonst, vielleicht nicht gerade eine Venom, aber eine Hunter oder Mirage III wäre immer noch derart analog, (gegenüber der aktuellen Elektronik) dass es vielleicht wieder seine Vorteile hätte, was Komputer-Hacking anbelangen würde?


    Alles in allem hofft man sich, dass die Venom auf ihrem Ständer bleibt und vor sich hinrostet und Menschen zur Ansicht kommen, Kriegspiele sind ein Teil der Geschichte?!


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

    Einmal editiert, zuletzt von Longimanus ()

  • Die heutigen Multimilliardäre könnten sich problemlos ein altes Flugzeug als Hobby leisten. Nur haben die bekanntlich höheres im Sinn und streben in den Weltraum und zu anderen Planeten.


    Ich würde mit bei so viel Geld einen Hunter Doppelsitzer als Hobby leisten. Da hat man als Passagier die gleiche Sicht wie der Pilot, da man neben ihm sitzt.


    Mein Traumflugzeug ist und bleibt die Consolidated PBY Catalina. Mit 4000km hat sie eine gute Reichweite und kann zu Lande oder zu Wasser landen. Dazu hat sie tolle Aussichtskanzeln und zwei 14 Zylinder Doppelsternmotoren.


    Soweit ich weiss gibt es noch heute flugfähige Exemplare.

    Gruss Erwin



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  • wenn man zu den bekannten Eisenbahn Fachgeschäften im Kanton Bern fährt, ist die Brünig Variante zwar nicht schneller, da schlägt nichts die Mittelland Autobahn, aber dafür deutlich schöner und abwechslungsreicher, via Sarnen, Brünig, Interlaken.


         


    Dabei ist mir am südwestlichen Ende vom Brünigpass ein riesen Wasserfall aufgefallen. Ich dachte das sei der berühmte Reichenbachfall mit der Anekdote vom Sherlock Holmes und seinem Gegenspieler Prof. Moriarty. Dabei das ist gar nicht der Reichenbachfall, sondern dieser spektakuläre Wasserfall heisst Oltschibach. Von dem habe ich noch nie was gehört? Beim Reichenbachfall hat man vielleicht noch eine minime Chance zu überleben, der geht nicht gleich am Stück runter, der Oltischbach-Wasserfall hat eine Fallhöhe von gut 140 Metern.


         



    Zwischen der Hauptstrasse bez. Autobahn-Zubringer Meiringen - Interlaken - Spiez (Thun - Bern) und dem Oltschibach Wasserfall beim Dorf Unterbach befindet sich ein Restaurant am bez. im Militär Flughafen. Dort ist ein Kampfflugzeug der Schweizer Armee ausgestellt. Es wird wohl ein Northrop Grumman F-5 Tiger II sein. Dem seine Zeit ist offenbar auch am ablaufen, seine Steigleistung reichte aber gegenüber den Vampire gut für Meiringen. Abgesehen von der Tal-Achse haben die nicht viel Platz zum Fliegen, Fehler liegen keine drin. Wahrscheinlich würden die Amerikaner Piloten empfinden: gegenüber einem Flugzeugträger haben es die CH Piloten trotzdem geräumig. Allerdings sind normalerweise direkt vor einem Flugzeugträger auch keine Berge...


    F-5 Tiger II

    Erstflug 1959. Produktionszeit: 1962 - 1987.

    Bezüglich Leistung und Gesamtkosten war dies ein gutes bewährtes Flugzeug, mit einem erstaunlich langen Baujahr. Ursprünglich war die F-5 Tiger eher nur eine abgespeckte Verlegenheitslösung, welche vor allem primär günstig sein sollte. Dennoch, mit einer Steigleistung von 9960 bis 10455 Meter pro Minute schlägt der Tiger die schöne alte Vampire um ganze Faktoren. Vampire Steigleistung = 1020 bis 1320 Meter / Minute. (F-18 ca. 15`240 Meter / Min.)


       


    Hoffentlich dürfen die Patrouille Suisse ihre Tiger II noch behalten. (Oder bekommen gleichwertigen Ersatz) Ganz billig ist ihr Aufwand zwar nicht, aber dies gehört zur Schweiz. Wie sollen die Piloten gut sein, wenn es darauf an kommt, wenn die Patrouille Suisse ganz abgeschafft wird, oder wieder mit Propeller Flugzeugen vorlieb nehmen müssen. Moderne Formen davon sind zwar alles andere als schwach und holen wahrscheinlich heutzutage das Maximum heraus, was mit einer bestimmten Leistung & Propeller möglich ist. Aber Düsenflugzeuge sind trotzdem bisher die überlegene Technik. Mittel bis langfristig werden sich wahrscheinlich die bemannten Flugzeuge das Feld mit unbemannten Drohnen zukünftig messen müssen.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Wobei die maximale Steigleistung von 174m/s vermutlich kaum über eine Minute lang erreicht wird. Wäre interessant zu wissen, was in der Praxis tatsächlich erreicht wird.


    Übrigens gab es mit zwei F-4 Phantom einen erstaunlichen Einsatz. Die Phantom folgte einer startenden Titan II (Gemini 4) Rakete ab etwa 10'000m bis auf über 20'000m Höhe um sie dabei zu filmen. Auf ca. 10'000 durchbrach die Titan II die Schallmauer und die beiden F-4 folgten der Titan II im senkrechten Flug bis auf 68'000 Fuss. Gefilmt wurde alles mit 35mm Kameras die via Zielsuchgerät ausgelöst werden konnten. Damals gab es technische Probleme mit diesem Raketentyp und die Filmaufnahmen der Phantom sollten helfen sie lösen.


    Obwohl ich die Patrouille Suisse mag, den Tiger nur für diesen Zweck am Leben zu erhalten finde ich übertrieben. Lieber die alten PC-7 durch den PC-21 ersetzen. Auch das ergibt eine schöne Patrouille Suisse, nur der Jetsound fehlt. Ansonsten besser noch ein paar gebrauchte F/A-18 kaufen und daraus analog zu den Blue Angels eine Patrouille Suisse bilden. Ist zwar furchtbar teuer, passt aber irgendwie besser ins Konzept, da er immer noch die üblichen Aufgaben der anderen F/A-18 ausführen kann.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.