Ganz richtig gelesen: nicht DER Junior (das wäre ja auch nichts Aussergewöhnliches), sondern DIE Junior.
Aber von Anfang an:
Vor einigen Jahren habe ich mir eine Uralt-Lok zugelegt, die wohl irgendwann kurz nach dem Krieg entstanden ist. Eben von der Marke Junior. Ich denke, dass es sich dabei um ein Schweizer Fabrikat handelt, die schon bald ihre Aktivitäten einstellte. Meines Wissens gab es zwei Modelle, die beide irgendwie eine Schweizer Universallok darstellen sollten. Stellt euch einfach die Landi-Lok als dreiachsige Kürzestversion vor. Die bessere Variante hatte zusätzlich noch beidseitige Vorlaufachsen. Also eine Ae 3/5. Und genau dieses Modell habe ich.
Als ich sie damals auf die Schienen stellte, passierte nicht viel. Und so wanderte dieses urige Modell in die Vitrine.
Neulich fiel mir die Lok wieder in die Hände und ich beschloss, sie zum Fahren zu bringen. Oder jedenfalls mal nachzuschauen, weshalb sie nicht tat, was eine Modellbahnlok unter Strom tun sollte.
Heute schliesslich schraubte ich das Gehäuse ab und besah mir das Innere. Dazu ist zu sagen, dass ich die Maschine zuvor auf das Gleis stellte und spürte, dass noch Leben in der Lok war. Kurzum: ich ging davon aus, dass eine Reinigung der verharzten Zahnräder und ein bisschen Oel an den richtigen Stellen Wunder wirken würden.
Also reinigte ich alle beweglichen Teile und schmierte die bekannten Stellen mit der notwendigen Zurückhaltung. Schliesslich drehten sich die drei Antriebsräder leicht und die Mechanik schien von allen Widerständen befreit.
Und richtig: ich stellte die Lok auf das Gleis und sie flitzte davon. Ziemlich schnell. Genauso, wie Hermann es mir vorausgesagt hatte.
Und hier müsste die Geschichte eigentlich enden - wenn nicht eine der beiden Glühlampen der Frontbeleuchtung dunkel geblieben wäre. Ach ja: Die Junior besitzt ein Walzenrelais, welche die Frontbeleuchtung und die Fahrrichtung gleichsam umschaltet. Diese Walze muss man von Hand, mittels Drucktaste auf dem Dach bedienen.
In meiner Bastelkiste fand sich eine alte Märklin-Birne, die perfekt passte.
Nur: Jetzt läuft der Motor der Lok nicht mehr, wie er sollte. Zwar steht er nach wie vor unter Strom, dreht auch. Aber auf Vollgas nur extrem kraftlos, so dass er nur durch Anschieben der Räder ohne Last dreht. So wie bei einem Kurzschluss. Die Lampen - ich ersetzte die zweite ebenfalls - leuchten hell, wie es sich bei Vollgas gehört. Ich bin kein Hirsch in Elektrotechnik, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Lampen Einfluss auf den Motor haben. Dennoch entfernte ich sie. Der Motor blieb unbeeindruckt. Natürlich überprüfte ich sämtliche Lötstellen und ersetzte das Schleiferkabel, das mir verdächtig erschien, Kurzschluss zu verursachen. Nichts!
Wenn die Lok direkt nach der Reinigung nicht davongeschnurrt wäre, dass es eine wahre Freude war, könnte ich mich damit abfinden. Aber so frage ich mich schon, wo die Fehlerquelle liegen könnte.
Ideen?
Ich werde die Junior wieder zusammenbauen, in die Vitrine stellen und mich über die verlorene Zeit ärgern.