Basteln mit TEE1055

  • Es wird doch wieder mal Zeit für ein paar Wasserstandsmeldungen:


    Die Konstruktion des Bendini ist in 2D nun weitgehend abeschlossen. Ein Vergleich mit einer auf Hellraumprojektorfolie (wer zum Geier braucht so etwas heutzutage noch?) ausgedruckten Zeichnung und einem Vorbildfoto zeigte diverse Abweichungen, so dass eine Neukonstruktion des Führerhauses nötig wurde. Dagegen hat ein Besuch bei SBB-Historic zwar jede Menge interessante Anektoten zu Tage gefördert, jedoch keine direkt für die Konstruktion verwendbaren Erkenntnisse. Dafür entstand ein aus 2D- zu 3D-Kontrollmodell aus Karton:



    Da in die Ferne schweifen aktuell eher schwierig ist, habe ich die Poznan-Wagen der OSE noch mit den Raucher-Piktogrammen ergänzt. Es sind, im Gegensatz zur den restlichen Beschriftungen, Decals (Nasschieber).

    Auf verschlungenen Wegen trafen in der Zwischenzeit auch die Modelle von Heris ein. Man glaubt es kaum, aber die liefern manchmal sogar etwas aus ;)

    Die Auflage war aber offensichtlich nicht genügend, um die Nachfrage zu decken. Das wäre vielleicht ein Fingerzeig an Piko. dass es mehr als 3 Käufer für solche Modellversionen gibt. Die Heris-Modelle passen, obwohl das gleiche Vorbild, nicht so richtig zu den Piko-Wagen. Der Formenbau sieht irgendwie "gummiartig" aus, alle Wagen sind mit Kampfspuren des Formauswerfers gekennzeichnet und die Beschriftung ist ungewöhnlich blass.



    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Mit der XTm 109 hat die bekannte Schneeschleuder ein Schwesterchen erhalten. Nun aber angetrieben, aber dafür nicht drehbar. Der Kompromiss liegt im unmasstäblichen, da verlängerten Fahrwerk. Der Antrieb stammt von Micro-Model, realisiert nach "System Tenshodo", aber mit doppelter Übersetzung und daher deutlich langsamer.

    Damit begann die Odyssee erst, denn beim Anlöten der Flansche habe ich ein Ritzel grilliert. Nun, geht auch mit nur einer angetriebenen Achse, die Kiste muss nur sich selber bewegen. Nach Installation eines Decoders war alles OK, allerdings fuhr das Modell nach dem Ankleben der Schleuderaggregate nur noch in eine Richtung. Was nun? (Anmerkung der Redaktion: Alles nochmals demontieren)

    Radentlastung durch zu geringes Gewicht kam als Ursache in Frage. So wurde die Tankimitation mit Blei aufgefüllt und auch sonst an allen möglichen Orten Messingteile platziert. Dadurch stieg das Gewicht auf 50 g, gegenüber der nicht angetriebenen Version mit 26 g. Nachdem auch noch Klebepunkte auf den Rädern, welche Blockaden verursachten, entfernt wurden, fährt das Modell nun doch recht akzeptabel.

    Die Vorbildversion orientiert sich am Ursprungszustand. So fehlen der Werkzeugkasten auf der linken Seite, die Hemmschuhhalter und die Laufgitter auf den Schleuderaggregaten.





    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Unglaublich, was Du für einen Produkteausstoss hast. Vor allem wenn man in Betracht zieht, dass deine Modelle viele Selbstbauteile enthalten und vielfach auch konstruktive Lösungen erfordern. Wo zum Teufel nimmst Du Zeit und Können her?

    Dein Schaffen verfolge ich immer wieder gern.

    :thumbsup:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Salü Hänsu


    Sehen ganz echt aus diese Dinger - spontan erinnere ich mich irgendwie an meterhohe Schneemauern und an ständig vom Sturmwind ausgeblasene Weichenheizungen (Gas) in La Chaux de Fonds ... brrrr!

    Gruss, René

  • Danke für das Lob und Interesse. Das freut mich!

    Nun, eigentlich sind diese Modelle einfach zu bauen, denn es kommt alles fast fertig aus dem Drucker. Konstruiert muss natürlich vorgängig noch werden, aber das geht auch nicht von Heute auf Morgen. Letzten Sommer hatte ich damit angefangen. Alles in kleinen Schrittchen, im Durchschnitt nicht mal eine Stunde am Tag. Das ist wie mit Rogers Kirche. Mit stundenlang Durchbolzen kommt man zu nichts ;)

    Ätzfilme kann man zum Beispiel auch Abends vor dem Fernseher "ausbeinen".


    Die Vielfalt der Tätigkeiten ist das Interessante. Recherchieren und Ausmessen ist etwas ganz anderes als Löten und Kleben. Sich immer versuchen weiterzuentwickeln, die Resultate anschauen und zu beurteilen, ob das Konstrukt auch eine Ähnlichkeit mit dem Original hat. Zur Erinnerung mein erstes echtes Eigenbaumodell (aus Plexyglas) aus dem letzten Sekundarschuljahr:



    Lukas

    La Chaux-de-Fonds hatte damals noch eine Propan-Weichenheizung? Man sieht nämlich verdächtige Spuren, die darauf hindeuten ;) Da war zu der Zeit noch Handbetrieb angesagt. Stundenlang alles anzünden und dann überwachen. Die letzte derartige Anlage verschwand übrigens erst 2017. Da musste der arme Fahrdienstleiter am Morgen im Tiefschnee erst selber den Bunsenbrenner holen, um die Weichenheizung in Betrieb zu nehmen.

    Da wird es doch wieder Zeit für dieses schöne Titelblatt eines alten Mills-Arma-Prospekts. Keramikbrenner, keine Überzündkanäle, was für eine Plackerei.


    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Parallel wurde der MAN-Triebwagen vorangetrieben, obwohl noch ohne Antrieb ;)

    Von Andy erhielt ich einen Tipp, welcher Dieselmotortyp da verbaut sein könnte. Auf dieser Basis habe ich, durch Bilder eines Yachtmotors aus dem Internet, die Motoratrappe konstuiert. Da es mittlerweile die Sommerausgabe des Hochglanzmagazins "SIDIROTROCHIA", die einzige Hobbybähnler-Zeitschrift Griechenlands, bis zu mir geschafft hat, konnte ich im entsprechenden Artikel einige technische Angaben zu den MAN-Fahrzeugen nachlesen. Und voilà, der Motortyp ist ein D2842ME, vermutlich ohne Aufladung, wenn ich den Text richtig interpretiere.

    Der Herausgeber der Zeitschrift sind die "Freunde der Eisenbahn". Freund heisst auf griechisch Philos. Ein Philosoph ist demnach ein Freund des Wissens, was heute öfters anders interpretiert wird ;)

    Ohne Wissen, dafür mit Handwerk hat die Lackierung der Wagenkasten zu tun. Da man sich damals für eine aufwendige Lackierung entschieden hat, bleibt dies auch am Modellbauer hängen. Die ganze Abdeckerei ist eine Büez für Wochen, inkl. Trocknungszeiten.




    Wie man am "Blutbad" am Dach sieht, ist einiges schiefgegangen, die Lackierung konnte aber noch gerettet werden. Fertig ist das noch lange nicht, es folgt die Lackierung des Daches, dann die Pufferbohlen, die Lüftergitter und die Fensterrahmen müssen danach auch noch angemalt werden.


    Eine Frage an die Digitalexperten: Pro baugleichen Triebwagenkasten habe ich zwei Tenshodo-Drehgestelle mit einem kleinen Motörchen. Kann ich diese zwei DG mit einem Decoder parallel ansteuern oder brauche ich pro Motor einen Decoder?

    E Gruess


    Hänsu

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    (Robert Walser)

  • Hallo Hänsu


    Dies geht im Regelfall mit einem Decoder, diverse Hersteller lassen ihre Doppelloks mit einem Decoder fahren z.B. Roco (Ae 8/8, Ae 8/14 Landilok etc.), Märklin hatte ebenfalls ein Motor drin und gar LGB steuerte früher die zwei grossen Motoren mit einem Decoder.


    bruno

    Das sieht nach Tamiya Abklebeband aus.

  • Richtig, das Abklebeband ist von Tamiya. Das nehme ich wenn es genau werden soll. Für "Drumherum" geht auch Autoabdeckband oder normaler Malerkrepp, wobei man da schauen muss, dann beim Entfernen nicht die Farbe abzureissen.

    E Gruess


    Hänsu

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    (Robert Walser)

  • Wir hatten doch über das Abkleben gesprochen? Kurze Zeit später, so sieht es aus, wenn es falsch läuft:



    Gut, dann alles nochmal machen. Das Dach war auch in einem unpassenden Grauton, daher auch hier wieder und wieder, inkl. Abdeckerei.


    Später dann, nach vielen lustigen Mal- und Lackierstunden habe ich mir geschworen, das ist das erste und letzte Mal dass ich diese hässliche Kiste im Modell bearbeitet habe. Der Schwur gilt selbstverständlich ab Fertigstellung :D Kommt erstmal ins Zwischenlager, bis die Beschriftungen fertig sind.



    Die Bohrungen für die vergessenen Teile an der Stirnseite sorgten für weitere Blessuren. Das wäre aber durchaus vorbildgerecht, schaut man sich die vielen Kampfspuren aus Kollisionen an.


    Konstruktiver, nicht kreativer, hat es der Bendini ins 3D-Stadium geschafft. Das Fahrwerk ist in der Entwicklungsphase. Für den angestrebten Bauzustand vor dem letzten Umbau wären auf der Oberseite Riffelbleche vorhanden. Ich werde darauf verzichten: Erstens sieht man die Struktur kaum und so kann ich das Fahrwerk in einem Guss drucken. Wobei das im Moment ohnehin nichts wird, da das Gerät zur Reparatur in Orbans Reich weilt.


  • Hänsu, anhand des Werdegangs sieht es für mich so aus, als wäre die rote Farbe beim Entfernen des Klebebands nach der Lackierung des Dachs weggerissen worden. Allerdings wäre für das Abkleben der Seitenpartie dort im roten Bereich gar kein Klebeband nötig gewesen. Ein Blatt Papier, welches an der Oberkante der Flanke mit einem schmalen Streifen Abdeckband den blauen Bereich abgrenzt hätte doch gereicht... oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch? Mit anderen Worten: klebst Du die zu schützende Farbebene immer grossflächig mit teurem Tamiya-Band ab und nicht nur die auf ein entsprechend zugeschnittenen Blattes aufgeklebten Konturen?

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Roger, mit deiner vermuteten Vorgehensweise liegst du schon richtig. Nur habe ich vorher noch die silbernen Lüftergitter lackiert und dabei aus Spargründen nur an den Farbtrennkanten Tamiya-Band genommen. Nach einer Trocknungszeit habe ich die Lüfter abgedeckt und das Dach gemacht. Als dann alles entfernt wurde, hat das billige Klebeband den Schaden hinterlassen. Was lernen wir daraus? Lieber Schritt für Schritt vorgehen statt versuchen, alles mögliche zusammen zu erledigen.

    E Gruess


    Hänsu

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    (Robert Walser)

  • Als dann alles entfernt wurde, hat das billige Klebeband den Schaden hinterlassen.

    Autsch, das tut nur schon beim hinsehen weh, aber auch ich habe solche Erfahrungen gesammelt und mache heute das mit dem Schritt für Schritt Prinzip. Bei mir dauert es allerdings etwas länger, bis ich mich nach so einem Vorfall wieder zum weitermachen aufraffen kann. Jetzt siehts aber toll aus auf Deinen Bildern :thumbup:.

    Gruss Bruno


    Ein Herz für alte Modellbahnen aus Holz, Metall oder Karton :love:

  • Ja, ihr beiden: mit falschem Abdeckband habe ich auch schon unnötiges Lehrgeld bezahlt. Ich hätte anfangs nie geglaubt, dass herkömmliches Malerband keine sauberen Farbtrennkanten garantiert. Schliesslich scheint es viel besser zu haften als die Bänder von Tamiya...

    Und das Abreissen der Farbe beim Entfernen des Bandes hätte mich schon fast in die Klapsmühle gebracht: meistens geht fast alles bis zum Ende gut, nur um beim letzten Schritt ein kleines Farbschichtteilchen mitzureissen. Da kann man dann gleich nochmals ganz neu anfangen und zunächst mühsam alle Farbe ablaugen/kratzen....;(


    Hänsu, das letzte Bild zeigt, dass schlussendlich alles ein gutes Ende nahm.:)

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


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