Bau eines Faller-Klassikers: Hochhaus B-905 aus dem 3D-Drucker

Wer kennt es nicht: Das legendäre Hochhaus B-905 von Faller?

Ausgeführt in feinster Nachkriegsarchitektur hat der Gebäudeklassiker nur einen Fehler: Der damaligen Zeitepoche geschuldet wurde das Hochhaus -wie alle anderen Gebäudemodelle - stark verkleinert und verniedlicht. Das war ein genialer optischer Kniff, der es bei engen Platzverhältnissen erlaubte, auf kleinstem Raum eine glaubwürdig aussehende Stadt hinzubauen. “Das Auge misst nicht mit dem Metermass“ war die Erkenntnis der damaligen Szene. So unrecht hatten sie wohl nicht in den 60er Jahren: Während die Faller-AMS-Fahrzeuge gegenüber der Eisenbahn viel zu gross ausfielen - aus technischen Gründen - sparte man den Platz mit Häusern wieder ein. Bei Schienenradien von 36cm musste man ja nicht ausgerechnet Gebäude massstäblich halten.

Irgendwann kam es mir dann aber schon seltsam vor, dass die Grundfläche eines Stadthauses kleiner als eine Autolänge mass. Auch beim eingangs erwähnten Hochhaus: was unten als Warenhaus gelten sollte, war wohl kaum mehr als ein Tante-Emma-Laden. Und Platz für ein Treppenhaus mit Liften suchte man vergebens.

Auch wenn das für nostalgische Anlagen durchaus stimmig erscheinen mag, reizt es mich schon länger, dieses Hochhaus etwas masstäblich glaubhafter zu bauen. Das Ziel ist nicht eine sklavische Verkleinerung ums 87-fache, auch heute wird bei grossen Bauwerken noch ein bisschen geschummelt, aber die Preiserlein sollen wenigstens endlich aufrecht in ihren Büros stehen dürfen.

Wie der wahnsinnige Forumist, der drauf und dran ist, eine funktionierende Bahnhofsuhr zu bauen und auszudrucken, lege ich ausdrücklich Wert auf die Tatsache, dass es sich erst um ein Projekt mit ungewissem Ausgang handelt. Ob ich es schaffe, ein komplettes Haus auf Onshape zu konstruieren, weiss ich noch nicht. Aber während der Drucker unablässig Schienen druckt, habe ich ja Zeit, es zu versuchen.

Wie ich dieses erste Teil drucken soll - keine Ahnung. Da werden wohl einige Stützen nötig sein….😵

Rechts das Original des Faller-Hochhauses. Davon werden drei übereinander geklebt.

Links mein Druckerteil. Da sieht man überdeutlich, wie man in Gütenbach miniaturisiert hat. Übrigens sind meine Geschosshöhen immer noch ziemlich knapp! Die Raumhöhe habe ich mit 28mm bemessen (entspricht etwa 240cm). Für ein Wohnhaus genügend, aber für Büros eher nicht. Aber sonst wird selbst mir das Ding zu gross. Ich werde vor allem die Proportionen des Faller-Hochhauses einhalten.

Heute kamen zwei weitere Teile hinzu: die Fensterbrüstungen in gaaaanz feiner Ziegelsteinstruktur.

Der Prototyp passt perfekt in die Trägereinheit. (Endlich mal richtig gerechnet und an kleine Toleranzen gedacht ). Aus fertigungstechnischen Gründen wird die Serie an den Seiten noch abgeschrägt.

Wegen den feinen Backsteinen wird mit der 0.2er Düse in Zehntelmillimetern gedruckt. Die Druckzeit für alle 16 Etagen dauert über 18 Stunden!

Sobald der Fensterrahmen-Prototyp fertig gedruckt ist, starte ich den Langzeit-Druckauftrag.

Edit: hier noch die Ergänzung mit dem sehr filigranen Fensterrahmen-Teil:

Ich bin total begeistert, wie fein und präzise dieses Teil gedruckt wurde.

Und schweren Herzens werde ich die Brüstung nicht hellblau ausdrucken, sondern mich an die Vorgabe von Faller halten hellbraun…. Aber es hindert mich ja niemand, ein zweites Gebäuse auszudrucken….😂

So, der Marathon hat begonnen und der Drucker beginnt feinste Spinnweben auf die Heizplatte zu legen….

Tja, bei einer Kontrolle heute morgen bemerkte ich, dass das Filament die Düse verstopft hatte.

Ich werde nun die Brüstungen einzeln drucken. Wieder etwas gelernt.

Wunschdenken:

Tatsache:

Macht ja nichts. Aber der Drucker ist mittlerweile das Nadelöhr in meinem Schaffen. Konnte heute trotz all meiner relativen Ungeschicktheit beim Zeichnen mehr Bauteile konstruieren als ausdrucken…. Einen zweiten Bambu müsste man haben…😉

Heute musste ich bei diesem Stand aufhören. Didi arbeitet aber weiter. Hoffentlich mit dem anderen Filament ohne Panne.

Ich habe wieder zum Modellbau zurückgefunden. Wenn auch nicht zur Oelbahn

Das Problem ist finanzieller Natur und eine Platzfrage.

Mir fiel eben ein: Madi hat noch keinen 3D-Drucker….🤗.

„Doris“ ist bestellt.

Mauern mit Ziegelsteinen zu zeichnen ist keine grosse Sache - im Grunde genommen. Was es aber perfide macht ist die schiere Anzahl von Punkten, die Onshape rechnen muss. Ich dachte immer: für einen Computer ist das keine grosse Sache. Falsch gedacht. Der Anfang geht recht flott voran. Und mit den Funktionen „Lineares Muster“ und „Spiegeln“ hätte man recht schnell eine schöne Flache mit Backsteinmuster. Blöd nur, durch das Vervielfältigen des ersten Backsteins vervielfältigen sich auch die Berechnungen. Zwar verdoppeln sich die Steinchen nicht derart rasant wie beim berüchtigten Schachbrett aber doch drei- vier Mal. Als die gewünschte Fläche bedeckt war (ca. 10x 20cm) dauert es rund 30 Sekunden, bis der Tastenbefehl ausgeführt wird. Deshalb soll im Ursprung möglichst alles genau stimmen, bevor man die Zeilen dupliziert. Denn auch das Löschen von Linien und Punkten dauert ewig.

Schlussendlich habe ich es aber geschafft! (Bin aber mit den Nerven und dem Wochenende fertig).

Hier ein Bild, als die Fugen in die dritte Dimension ausgezogen werden. (Spasseshalber habe ich sie für das Foto 25mm erhaben dargestellt). Das sieht schon recht kompliziert aus:

Und hier Didi an der Arbeit: die Wand als Prototyp (und tatsächlich: die Steine im Bereich des abgeschrägten Randes schafft Didi nicht zufriedenstellend. Dort schmilzt die Düse beim Drucken die ausserste Kante ab und der „Backstein“ schmiert ab, wie man ganz links erkennen kann🤬)

Da musste der Bauplan nochmals überarbeitet werden.🤗

Die Frontfassade ist fertig. Sie wurde jedoch zum Prototypen degradiert. Ich werde das ganze nochmals drucken. Vor allem die grauen Träger erfahren eine Überarbeitung. Die abgeschrägten Kanten bewähren sich nicht und sind auch nicht logisch: So wie es Faller gemacht hat (und ich jetzt kopiert) ist es gar nicht baubar. Entweder steht der äusserste vertikale Träger vor - oder die Mauer. Sicher stehen Mauer und Träger nicht in Gehrung.

Das bedingt natürlich die eine oder andere Korrektur verschiedener Teile.🤪

Auf ‘Onshape‘ wurde es schon angepasst.

Durch die weggelassene Gehrung wird das Trägerteil an den Rändern stabiler. Zudem werde ich auch dieses Teil mit der 0.2er-Düse und mit Stützen der freischwebenden Teile drucken. Die Präzision und der Verzug - vor allem in den Ecken - will ich damit auf ein Minimum reduzieren.

Gleichzeitig schraube ich noch an der Optik, indem ich die feinen Backsteinfugen der Fensterbrüstung farblich absetze. Stundenlange Druckaufträge liegen vor mir, bzw. Didi.

Ich arbeite mit Hochdruck am Hochhaus. Warum ich mich nicht öfters melde, liegt daran, dass mir meine beiden Drucker immer wieder kleinere Rückschläge bescheren. Mal bin ich mit dem Druckergebnis nicht zufrieden, mal verstopft die feinere 0.2-er-Düse. (Die aber für ein einwandfreies Druckergebnis sorgt - ausser die Düse verstopft nach sechsstündigem Druck auf der drittletzten Schicht und druckt ohne Filament weiter.

Ein Vordach-Teil habe ich achtmal gedruckt, bis ein Exemplar meinen Qualitätsanforderungen genügte und ohne Panne durchging.

Das kostet alles Zeit. Vor allem wenn 10 Fensterreihen 8 Stunden fehlerlose(!) Druckzeit generieren.

Zwei der vier Fassaden sind im Druck - und in der Montage, sobald die Teilevorliegen.

Ebenso das markante Vordach.

Das unterste Ladengeschoss befindet sich in der Entwicklung.

Die finale Version. Ja, jetzt gefällt mir dieQualität der Rippen. (Oben das Faller Originalteil)

Dass ich detaillierter als Faller baue, kann ich an folgendem Bild zeigen. Natürlich ist das auch der Vergrösserung geschuldet. Und dass Faller wirtschaftlich handeln musste.

versus Original:

Zitat von Bueti

Wenn nur das Konstruieren nicht so wahnsinnig viel Zeit brauchen würde…

Das ist so. Zum Glück habe ich Ferien. Aber auch der Druck selbst mit der feinen Düse dauert mehrere Stunden. Heute Nacht und tagsüber frickelten Didi und Doris pausenlos an Fenstern und Mauerbrüstungen für die Frontfassade herum - und tun es noch.

Unterdessen baute ich einen Hilfsrahmen. Dieser wird auf der Höhe des Vordachs innen am Gebäude unsichtbar angebracht. Er dient als Befestigung der Wände.

Hier nehme ich meine vollmundige Aussage zurück, dass ich selten einen Druck wegen falscher Masse oder falschen Überlegungen wiederholen muss. Beim Hilfsrahmen war irgendwie der Wurm drin… ich hoffe, dass die dritte Version endlich so wird, wie angedacht.

Ich trauere übrigens dem Migros Sofortkleber nach, den es flüssig in der 3g-Tube gab. Der Nachfolger von UHU - ebenfalls 3g - ist nicht nur über die Hälfte teurer, nein, er enthält keine Lösungsmittel und gibt keine beissenden Dämpfe ab. Leider klebt er aber nicht mehr. Aber was soll‘s: Hauptsache teuer und gesund.

Verdammt!: Sofortkleber soll sofort kleben wie der Teufel. Wenn ich gesunde atmen will gehe ich in die Berge und schnüffle nicht an einer UHU-Leimtube.

Wenn‘s den Migros Kleber wirklich nirgends mehr gibt, wäre das ein herber Verlust für mich. Er war der Beste, den ich kannte.🤬