Abgesehen der genannten Forumskontakte, wurde die Börse für mich durch die gleichzeitig, in derselben Halle stattfindenden „retro technica“ aufgewertet. Jukeboxen, Flipperkästen, alte Oeldosen und Emailleschilder etc sehe ich mir immer gerne an - im Gegensatz zur nun abgelösten Fossilienbörse der Vorjahre. Die Fossilien waren ja in Form der Besucher der Modellbahnbörse immer noch anwesend.😉

Börse in Bern, 14. und 15. Dezember 2024
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Börse Bern, 14/15. Dezember 2024
Es gäbe ein ganzes Buch, daher erzähle ich einfach ein paar Eindrücke davon, chronologisch wäre es viel zu ausufernd:
2. Börsentag: Sonntag, 15.12. 2024
Vom Umsatz her war es ein misserabler Tag: knapp CHF 300.- Umsatz in 6 Std. (Vergleich Dorenbach: ebenfalls 6 Std reine Ausrufezeit kamen im Durchschnitt nach 6 Std CHF 220`000.- zusammen, macht CHF 300.- nicht in 6 Std, sondern in 29,4 Sekunden). Trotzdem werde ich diesen Tag in schöner Erinnerung behalten, fürs Gemüt:
Da kam eine Familie mit 2 Schulkindern vorbei: sie durften sich eine (günstige) Märklin H0 Lok aussuchen: die Kinder waren sich nicht einig. Der jüngere bevorzugte Digital, der Ältere Analog: ich fragte ihn sehr erstaunt wieso?? Seine Antwort kam postwendend; weil die Lok laufen würde, sobald sich Strom in den Gleisen befindet und dann strahlte er über sein ganzes Gesicht: weil sie Analog viel schneller fahren würde
. Dieser kleine Bub wird bestimmt mal ETH Ingenieur oder SBB Verwaltungsrat oder Chef von Stadler Rail. Da sich die Buben nicht einig wurden, gingen sich statt mit 1 Lok, mit 2 Loks nach Hause, zum Preis von einer Lok. Soviel gestalterischen Spielraum habe ich schon vom ursprünglichen Besitzer dieser Sammlung. Wenn schon Kinder Kenner und Eisenbahn Fans sind, muss man dies nach Möglichkeit unterstützen, dann sind alle zufrieden. Es kamen noch 2-3 weitere Familien mit Kindern am Sonntag, auch die habe ich bez. indirekt der alte Besitzer, ein bischen subventioniert.
Umgekehrt verlief es mit einem älteren Grossmüeti: sie schaute längere Zeit eine HAG No 120 Lok Ae 6/6 11403 an, zu CHF 60.- Ich wunderte mich noch und dachte, wieso nicht? Jede und jeder darf Modelleisenbahn spielen! Um 15.30 Uhr erschien sie wieder mit ihrer eigenen - nahezu identischen - HAG SBB Ae 6/6 und wollte CHF 60.- dafür. Sie sprach, sie wusste nicht, dass alte Lokis so teuer seien?! Ich antwortete: wir leben nicht mehr im Jahre 1963, die kostete schon 1963 CHF 69.- und hatte einen Sammlerwert von CHF 300.- in den 1990-er Jahren und würde jetzt offensichtlich niemand mehr wollen, egal zu welchem Preis. Sie verstand nicht, dass ich eine Lok ohne Karton in durchaus gutem Gebrauchtzustand nicht kaufe, wenn die Vorhandene keinen Abnehmer findet.
Digital hat meine Berner Börsen Bilanz gerettet!
Märklin H0 Digital von SBB Vorbildern, neu oder neuwertig fand zu attraktiven aber noch vertretbaren Preisen guten Absatz. Nach 45 Min ausverkauft.
Märklin H0 Digital DB Dampfloks Nw. Ok fand mehr schlecht als recht Käufer, vieles blieb zurück. U.a. die BR-05 mit 202,3 km/h = Weltrekord.
Märklin H0 attraktive Zugset fand gute Käufer zu akzeptablen Preisen. Set aus den 1980-er blieben zurück.
HAG H0 Güterwagen zu attraktiven Preisen fanden sehr schnell Abnehmer.
Mein Beuteschema: Märklin & HAG H0 Loks Analog, 1960-er interessierte (fast) kein Mensch. Häufige Lima Loks, neuwertig nicht mal für CHF 20.- / 25.-
Es gibt unbefriedigende Situationen, wo niemand etwas dafür kann. Hätte Märklin sich nicht modernisiert, die wären längstens weg vom Fenster. Aber wenn Märklin, dito Roco ihre Kapazität erhöhten, nur schon ihre Neuheiten-Prospekte sind dicker, als früher der Gesamtkatalog, wer soll das alles kaufen können und wollen? Unweigerlich kommt da mal die Sättigung.
Dass "nur" alte Leute unterwegs waren, dass kann ich nicht bestätigen. Habe schon lange nicht mehr an einer Modellbahnbörse so viele junge Leute gesehen. Aber ob alt oder jung, sie kauften sehr wählerisch. (Okay, dass mache ich selber ja auch). Wer nicht anbieten konnte, was JETZT gesucht wird, hatte kaum eine Chance auf gute Verkäufe.
Der Roland schickte der Liebe Gott zu mir, genau dann als ich ihn brauchte. Man kann mich sehr leicht ablenken: wieso läuft diese Lok nicht? Und schon kann man im toten Winkel böse Absichten ausführen. Ich hatte Glück, andere Stände weit weniger. Würde man einen Dieb erwischen, der sollt vorerst nicht im Kerker vom Schloss Werdenberg hinabgestossen werden, sondern selber Eisenbahnen verkaufen und dabei noch einen Gewinn erwirtschaften. Ich fürchte, es haben sich nicht nur Banden aus Osteuropa zu schaffen gemacht, sondern CH Modelleisenbahner untereinander beklaut
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Die Ansprüche der Käuferschaft haben im Vergleich zu meinen Zeiten vor bald 20 Jahren inflationär zugenommen. Jemand verlangte eine Raten-Zahlung bei einem Gesamtbetrag über CHF 180.- Ein anderer kaufte bar für CHF 2000.- handliche H0 Eisenbahnen und wollte sie NICHT mitnehmen, sondern dass ich sie ihm zusende, oder er möchte sie bei mir abholen. Eine Begründung dazu lieferte er nicht. Okay, nicht durch die ganze Börse schleppen, aber um 17.00 Uhr würde ich schon eine Abholung seiner bar bezahlten Sachen erwarten.
Die Börse selbst war aus meiner Sicht für die Händler sehr gut organisiert, man konnte fast bis zum Standplatz hin fahren und wurde gut informiert, so dass sogar ich das als völliger Anfänger als Börsen-Neuling problemlos schaffte, inkl. Parkticket. Man bemerkte positiv, die Bern Expo macht das nicht zum 1. mal. Für das die Märklin Preise nicht höher sind und die Käufer nicht käufiger, daran hat die Bern Expo keinerlei Verantwortung und "Schuld". Ohne solche Börsen ging es nur noch schneller bergab.
Mich freue der Besuch der bekannten MoBa-Forumisten und freute mich auch neue Forumisten kennen zu lernen. Roland war mir eine grosse Hilfe, seine Präsenz verhinderte möglichweise einen Diebstahl. Leicht verdientest Geld ist ein Börsenverkauf definitiv nicht. Aber es ist machbar und verkauft man, ist man weniger in Versuchung selber zu viel zu kaufen. Bis auf ein paar Replica Kartons von Frau Morand, habe ich diese Börse nicht gekauft, sondern mal verkauft. Nicht aus meiner Sammlung, sondern im Auftrag eines ehemaligen Basler Dorenbach Kunden. Ich weiss aber nicht, ob ich das wiederhole, es rufen mich öfters ehemaligen Dorenbach Kunden an, ob ich ihre Sammlung übernehmen könnte? Zaubern und hexen kann ich nicht. Am Tag X wird das auch meine eigene Sammlung betreffen. Ich habe genau diese Art Waren in meiner Sammlung, welche jetzt an der Börse Bern von 14/15 Dezember 2024 mit Abstand am wenigsten Zuspruch fanden...
Frau Morand begegnete mir noch am Sa Abend, sie war enttäuscht, niemand wollte ihre Replica Märklin Kartons.
Wir redeten über alte Zeiten, sie überlegte sich damals einen Anwalt gegen mich zu nehmen und ich habe schon einen Anwalt gegen Sie aufgesucht, aber meiner übernahm den Auftrag nicht, er glaubte die Geschichte sei erfunden. Kein junger Mann kaufe mit 100% CS Schulden Kredit eine Modelleisenbahn Sammlung für mehrere Hunderttausend Franken von einer Person ab, die ihr gar nicht gehört. Ich habe Frau Morand angerufen, meine Geduld sei zu Ende, wann gedenke sie ihre Sammlung mir abzuliefern?!? Ein bischen Dali dali, oder ich hole sie selber! Die gute Frau wusste von rein gar nichts. Mein damaliger Chef war sowohl mit ihr als auch mit mir "befreundet".
Im 1. Moment schlechte Erfahrungen haben auch ihren wertvollen Wert!!! Keine Ahnung was Morgen erfolgt, aber bis dato war ich nach dem Von Koeding Betrug nie mehr einem Betrüger aufgesessen. Jedenfalls nicht männlichen Geschäftsleuten. Weibliche Beautys, das ist ein anderes Thema, geht aber ins Gleiche, wenn Emotionen was sein könnte, überhand über die Ratio nehmen.
Von Koeding bin ich schon lange nicht mehr böse, ohne ihn wäre ich nie Auktionator geworden, sondern ein mässiger begabter Hilfsmechaniker geblieben, oder SSG Sandwiche Verkäufer in den SBB Zügen, zumindest solange wie es die Gegeben hat. Ein bischen stolz, oder eigentlich mehr dankbar bin ich, dass das Auktionshaus auch ohne Morand Sammlung, bald mal so gut gelaufen ist, dass nah dies nah die Schulden abgebaut werden konnten, ohne Geld von Dritten in Anspruch nehmen zu müssen. Ich bin noch glimpflich davon gekommen, eine in der gleichen Branche arbeitende Bekannte, musste nicht 750`000.- abbezahlen, sondern rund 2 Mio... Sie hörten nicht auf mich, ich warnte sie eindringlich, aber gegen Meisterbetrüger hat man ohne diese Erfahrung gemacht zu haben, praktisch keine Chance.
Frau Morand ist nicht böse auf mich und ich in keiner Weise auf Sie.
Irgend wann mal kam ein Securitas Wachmann und sagte uns, wir schliessen bald die Tore, redet wo anderst weiter. Frau Morand hatte noch einen langen Heimweg. Ich übernachtete im nahen Muri im Sternen.
Gruss
Hermann
verkaufbar versus schlecht verkaufbar
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