Eine eher ungewöhnliche RhB-Anlage in Rumänien

  • Einer meiner Söhne lebt mit seiner Familie in der Stadt Cluj in Rumänien und ist wie sein Vater vom Eisenbahn und Modellbahnvirus angesteckt. Soeben habe ich ihn besucht, um ihm während einer arbeitsintensiven Woche beim Weiterbau seiner Anlage zu helfen. Das Thema ist eher ungewöhnlich, da es auf der leider nicht mehr existierenden Misoxerbahn beruht. Dies kommt daher, dass ich mich längst vor seiner Geburt intensiv mit dem Bahnbetrieb in der Mesolcina beschäftigte und auch am letzten Betriebstag des Personenverkehrs, d.h. am 27. Mai 1972 zugegen war, und mit dem allerletzten Zug von Mesocco nach Bellinzona und wieder zurück nach Castione fuhr. Diese traurige Angelegenheit habe ich natürlich auch bildlich festgehalten und dadurch Jahre später bei meinem Sohn das Interesse an dieser Bahnlinie geweckt.

    Auch bei dieser Bahnlinie gab es einst grosse Pläne für den Bau einer San Bernardino Bahn bis nach Thusis, wo eine Verknüpfung mit dem RhB-Stammnetz entstanden wäre. Leider kamen diese Pläne (wie auch bei der benachbarten Lukmanierbahn) nie zur Ausführung, dies im Gegensatz zur Modellbahn meines Sohnes. Er hat diesbezüglich die Geschichte neu geschrieben und damit die Basis für seine Modellbahnpläne gelegt.

    Ich kann seine Ausführungen, welche als pdf heruntergeladen werden können, sehr empfehlen.

    BM - Alternative Geschichte.pdf

    Im zweiten Teil werde ich dann über den bisherigen Bau seiner Anlage berichten. Bis dahin beste Grüsse

    Hansruedi

  • Der Grundstein zur Modellbahn in Cluj legte mein Sohn bereits vor einigen Jahren mit dem Bau der Station Mesocco, welche so weit als möglich dem einstigen Vorbild entsprechen sollte. Einerseits besass ich viele Fotos vom einstigen Bahnbetrieb, doch unternahm ich auch einen Ausflug zur ehemaligen Bahnanlage an der seinerzeitigen Endstation der BM. Bahnhofsgebäude und Remise standen zwar noch, leider jedoch in einem sehr verwahrlosten Zustand. Die Geleise zwischen Bahnhofsgebäude und Remise waren teilweise noch vorhanden, jedoch für den Busbetrieb überteert.

    Auf den nachstehenden Bildern aus dem Jahr 2019 ist der heruntergekommene Zustand der einstigen Bahnanlage ersichtlich.

    Am letzten Betriebstag des Personenverkehrs ( 27. Mai 1972) sah die Station schon noch etwas anders aus.

    Trotzdem entstanden fast 50 Jahre später weitere Fotos und selbstverständlich wurden auch Masse aufgenommen. Als Weihnachtsgeschenk für meinen Sohn baute ich ein 1:87 Modell der Remise, welche ich allerdings aus Platzgründen um zwei Fenster verkürzte.

    Das Bahnhofsgebäude selbst wurde von meinem Sohn erbaut. Ohne vorherige Erfahrung im Gebäude-Modellbau hat mich das Ergebnis mit den vielen Details sehr positiv überrascht.

    Im nächsten Abschnitt folgt dann der Gleisbau.

    Gruss, Hansruedi

  • Wow, das Geschick und das Gespür für schöne Bahnromantik liegt bei eurer Familie wohl im Blut. Beide Gebäude sind sensationell geworden. Freue mich auf weitere Berichte.

    Gruss Roger

    97 von 121 grünen Ae 6/6

    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Auf den nachstehenden Bildern aus dem Jahr 2019 ist der heruntergekommene Zustand der einstigen Bahnanlage ersichtlich.

    Seit dem Unwetter 1978 (und den gravierenden Schäden die dabei an der Bahninfrastruktur entstanden) war beim Bahnverkehr ja kein Zurück mehr möglich. Zumindest nicht bis Mesocco. Der Kostenaufwand war zu hoch im Vergleich zum Nutzen. Den Rest der Geschichte mit dem historischen Bahnbetrieb bis hin zum Ende dürfte ja bekannt sein.

    Das Bahnhofsgebäude selbst wurde von meinem Sohn erbaut. Ohne vorherige Erfahrung im Gebäude-Modellbau hat mich das Ergebnis mit den vielen Details sehr positiv überrascht.

    Ich wünschte, ich könnte es so gut :thumbsup:. Darum musste ich andere Wege gehen beim Bahnhofbau (nicht nach Vorbild). Du und Dein Sohn geniessen jedenfalls meine volle Bewunderung :thumbup: .

  • Nach den Feiertagen komme ich endlich dazu, meine bisherige Berichterstattung zu ergänzen. Ich war eine Woche lang in Rumänien und habe zusammen mit meinem Sohn am Weiterbau seiner Anlage gearbeitet. Bereits vorhanden und betriebsbereit war einzig der Schattenbahnhof Bellinzona und die Strecke nach Mesocco mit dem dortigen Bahnhof. Der Schattenbahnhof Bellinzona befindet sich auf der untersten Ebene vor den Bedienelementen der beiden Bahnhöfe. Er verfügt über vier Gleise sowie ein Aufstellgleis für eine Lokomotive. Der Betrieb erfolgt übrigens analog, was auch mit dem zum Teil beträchtlichen Alters des vorhandenen Bemo-Rollmaterials zusammenhängt. Aus diesem Grund sind alle Gleise einzeln abschaltbar. Von Bellinzona steigt die Strecke und erreicht nach zwei 180 Grad Kehren Mesocco, dessen Gleisplan dem Original nachempfunden ist.

    Das war also die Ausgangsbasis für den Weiterbau. Sicherheitshalber wurden sämtliche Gebäude und Landschaftselemente entfernt.

    Als Erstes wurde der Unterbau für die recht breite mittlere Anlagenzunge erstellt. Als Längsträger dienen zu einem L verschraubte und verleimte Latten, welche in regelmässigen Abständen mit Querträgern verbunden sind. Zusätzlich ist dieser Mittelteil noch in der hinteren Wand verankert, was nach dem Montieren von Trasseebrettern genügend Stabilität erbringt. Die Höhe erlaubt gutes Arbeiten von unten ohne grosse Kriechübungen.

    Da wo die Strecke vorher (auch im Original) in Mesocco aufhörte, beginnt nun die Erweiterung der San Bernardino Bahn. Auf einem doppelspurigen einfachen Wendel wird die Höhe der Station San Bernardino erreicht. Der grosszügig bemessene Wendel erlaubt ebenso grosszügige Gleisradien. Dank zwei unterirdischen Bogenweichen entsteht eine Doppelspur, welche Zugkreuzungen und Übergaben von einer Station zur anderen erlaubt. Das System ist äusserst einfach: Beim jeweils linken Gleis befindet sich vor der nächsten Weiche ein stromloses Stück, wo die Lokomotive zum Stehen kommt. Von dort kann der Zug dann vom Bediener der nächsten Station abgerufen werden. Er muss dazu einzig die Weiche stellen und einen Druckschalter so lange drücken, bis der Zug die stromlose Stelle verlassen hat. Während Bellinzona und Mesocco gemeinsam betrieben werden, wird ab dem Wendel mit einem separaten Trafo gefahren. Zudem verfügt jede Station über ein separates Stellwerk.

    Der Bahnhof San Bernardino nimmt Gestalt an. Vorderhand handelt es sich um einen Kopfbahnhof, wobei die später weiterführende Strecke als Ausziehgleis zum Umfahren benützt wird.

    Nach einer relativ intensiven Arbeitswoche konnten die ersten Züge verkehren, wobei das Spielerlebnis trotz der systemmässig ziemlich einfachen Ausstattung recht gross ist.

    Vermutlich bei einem nächsten Besuch werden wir dann den Weiterbau anpacken. Nach dem Bahnhof San Bernardino ist wiederum ein unterirdischer Wendel mit Kreuzungsstelle vorgesehen, wodurch nochmals beträchtlich an Höhe gewonnen wird. Dies stellt gleichzeitig den Scheiteltunnel dar, bevor die Station Hinterrhein erreicht wird. Von dort wird es wieder abwärts gehen, bis schliesslich der Endbahnhof Thusis erreicht wird. Dieser letzte Streckenteil wird an der hinteren Wand entlang führen. Es liegt nun an mir, lange genug zu leben und fit zu bleiben....

    Mein Sohn kann sich in der Zwischenzeit dem Landschaftsbau annehmen, wobei er gegenwärtig an einem Modell des Castello di Mesocco arbeitet. Die ersten Bilder sind sehr vielversprechend, doch möchte ich mich hier nicht mit fremden Federn schmücken, hoffe aber, dass er diesen Blog bald mit eigenen Bildern und Berichten weiterführen wird.

    Beste Grüsse, Hansruedi

  • Das ist eine Anlage, ganz nach meinem Gusto: grosszügige Streckenführung und einfach im elektrischen Aufbau. Statt dutzenden Zügen zuzuschauen, wie sie autonom herumfahren, muss man sich um einen selber kümmern und ihn durch die Anlage begleiten.

    Bin gespannt, wie es weitergeht.

    Gruss Roger

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  • Guten Abend in die Runde! Ich freue mich, dass mein Vater hier schon eine Einleitung über meine (sich im Aufbau befindende) Anlage gemacht hat und mich auch dazu ermunterte, diesem Forum beizutretten.

    Wie schon erwähnt, bin ich im Moment damit beschäftigt, eine Modellversion des Castello di Mesocco zu bauen. Natürlich gibt es auch sehr schöne Burgruinenbausätze zu kaufen, aber es ist mir ein grossen Anliegen dass diese Burg als solche erkennbar sein soll.

    Damit der Realismus-faktor möglichst hoch ist, baue ich die Burg quasi wortwörtlich Stein für Stein auf. Genauer gesagt, ich klebe kleine Steinchen auf entweder Karton (für Wände innerhalb der Burg) oder auf Täferholz (für die dickeren Burgmauern). Natürlich ist dieser Prozess sehr zeitaufwendig und der Fortschritt kommt nur im Schneckentempo voran. Aber gut Ding will Weile haben und ich bin zuversichtlich dass sich diese Zeitinvestition lohnen wird. Ausserdem macht mir die Arbeit Spass, was ja auch Sinn der Sache ist.

    Angefangen habe ich mit der Kirchenruine innerhalb der Burg (das Dach des Kirchturms kommt noch) und momentan arbeite ich an den Mauern innerhalb der Burg.

    Hier nun ein paar Bilder:


    Das Vorbild.


    Die obrige Aufnahme ist ein Stillbild entnommen von diesem YouTube Dronenvideo:

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    Angefangen habe ich mit dem Kirchturm und der dazugehörenden Kirchruine.







    Der zukünftige Standort des Castello auf meiner Anlage. Im Hintergrund ist der Bahnhof Mesocco sichtbar.

    Stand der Dinge Anfgangs Januar 2025.


    Aktueller Stand der Dinge (4. Februar 2025)


    Wahrscheinlich wird es etwas dauern bis zum nächsten Update, da der Fortschritt, wie schon gesagt, eher langsam ist. Aber ich hoffe, dass diese ersten Bilder trotzdem schon ein bisschen Interesse erwecken. :)

  • Sei willkommen, Oliver,

    Mit dieser Steinchenruine hast Du dir aber eine grosse Aufgabe auferlegt. Auch wenn ich persönlich ein solches Projekt eher in Gips ritzen würde, den ich anschliessend koloriere, kann bei Deiner Methode später niemand behaupten, deine Steine sähen nicht echt aus.

    ;)

    Gruss Roger

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