Ae 3/6 von R. Leuenberger, Muri

  • Einer meiner Vereinskollegen hat dieses tolle Modell aufgetrieben:


    Sie ist wunderschön, wohl wenig gebraucht, das Gehäuse hat praktisch keinen Kratzer, der Lack glänzt wie frisch aus der Fabrik, und fahren tut sie sehr fein. Man traut das dem Modell gar nicht zu. Dem Aussehen nach muss sie schon sehr alt sein.

    Wir haben lange darüber gerätselt, wer wohl der Hersteller dieser schönen Maschine ist. Auf den ersten Blick hätte ich einfach Märklin gesagt. Aber unter dem Eckfenster ist eine Inschrift "Made in Switzerland" und das hat bei den Schwaben bestimmt nie drauf gestanden. Auf der Seite ist sowas wie eine Betriebsnummer, aber schwarz übermalt. Ich glaube im oberen Feld den Begriff "Freelance" zu entziffern. Das tönt eher so nach selbst zusammengebastelt, vielleicht im Auftrag.

       


    Wir haben wirklich die ganze Lok nach einer Herstellerbezeichnung abgesucht. Dann habe ich mir gedacht: Ich mache ein paar Fotos und stelle sie ins Forum, irgendjemand und spätestens Hermann kann bestimmt etwas dazu erzählen.

    Beim fotomachen habe ich halt wieder daran rumgefingert, und da unter der Klappe auf der Antriebsseite, da steht "R. Leuenberger, Muri".


     


    Offenbar ein Kleinserienhersteller aus vergangen Zeiten. Dieses Modell hätte ich gerne gleich nach Hause genommen.

  • Guten Abend Dani,

    ja das ist eine Leuenberger Märklin Replica von etwa 1992. Es stellt das Modell der Märklin HS 66/12921 von 1937 dar. Eine sehr schöne Lok welche auch schön fährt. Interessant dabei ist, dass nicht nur das Äussere, sondern auch der Antrieb und die Umschaltung exakt dem Märklin Original entspricht. Manche haben die 66-er Schaltung, andere sind für Gleichstrom mit 2 Dioden statt der Umschaltmechanik ausgerüstet.


    Doch heute bin ich viel zu viel vor dem MoBa-Forum gessesen, daher gibt es jetzt eine Nachtruhe.


    schönen Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Bestand damals generell eine Nachfrage nach Tin Plate Replicas oder war das einfach eine Erscheinung aus der Zeit von Alois Bommer?


    Die Ae 3/6I sieht wirklich schön aus. Der Charakter der Lok ist trotz der Vereinfachung gut getroffen. So etwas dürfte auch bei mir zu Hause als Einzelstück stehen.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Bestand damals generell eine Nachfrage nach Tin Plate Replicas oder war das einfach eine Erscheinung aus der Zeit von Alois Bommer?

    Es scheint jedenfalls recht viele Replika-Hersteller in Spur 1 zu geben, wie man hier auf dem "Mätrix-Forum" unter > #8 < auf der Liste sehen kann.

  • Bestand damals generell eine Nachfrage nach Tin Plate Replicas oder war das einfach eine Erscheinung aus der Zeit von Alois Bommer?

    Nur äusserst indirekt, in dem dass Alois Bommer das Spiel von Angebot und Nachfrage nicht nur mitmachte, sondern dominierte wie kein Anderer. Er war ein gewichtiger Akteur der Tinplate Szene. Doch sooo mächtig war Alois Bommer auch wieder nicht, Märklin war kein Kleinserien Hersteller, Alois Bommer nicht die einzige vermögende Person mit dem Eisenbahnvirus. Der würde heute deutlich ins Schwitzen kommen, da eine, dort eine, da drüben eine, selbst auch von den teuren Loks wurden sehr viel mehr hergestellt und verkauft, als man in den 1990-er Jahren angenommen hatte. Man hatte einfach keinen Zugang dazu, das Internet gab es noch nicht, viele dieser Loks schlummerten wenn sie Glück hatten in Vitrinen in Stuben, oder suboptimal in feuchten Dachböden und Kellern in Kisten daher, oder auch ganz selten blieben auf Spur I Analgen über Jahrzehnte unbeachtet liegen. Zu all dem hatten allfällige Interessenten keinen Zugang.


    Ich empfinde es als den 3015 H0 Krokodil-Effekt. begehrt, immer wie teurer, Höhepunkt und danach rasch an Zuspruch, Interesse, Preis verlierend. Bei der Spur I begann der Sammlertrend langsam mitte der 1960-er Jahre, professionalisierte sich ab den späten 1970-er Jahre und hatte seinen Höhepunkt 1995. Von 2000 nahm das Käuferinteresse ab, das wusste man längstens, aber hatte es nicht in dieser Heftigkeit erwartet, aber 2020 nahm das Interesse für die Spur I schlagartig ab, bei einfacheren Modellen gegen null Interesse. Wo kein Interesse vorliegt, kann es auch keinen Preis geben. Dieser Vorgang lässt sich bei Vielem beobachten, nicht nur beim Spielzeug.


    Beispielsweise 1990 war ein Mann mit Jahrgang z.B. 1925 = 65-jährig. Der hat als Kind die Tin-Plate Ära noch voll miterlebt. Wahrscheinlich auch die Zeiten wo das Geld knapp war und unmöglich sofort immer jeden Wunsch erfüllt werden konnte, schon gar keine exklusiven teuren Kinderspielzeug-Wünsche.


    Aber an Hand vom vergleichsweise aufwendig produzierten günstig verkauften Märklin-Katalog wusste jedes Kind, dass es die HS 66/12921 rein theoretisch geben würde. Statistisch müsste in der damaligen Schulklasse auch von 25-30 Kindern mindestens ein Sohn eines Fabrikdirektors, oder hohen z.B. EMPA Beamten, oder von einem Kaufmann oder aus der Pharma / Apotheke, Arzt mit dabei gewesen sein, welcher dieses Modell tatsächlich zu Hause hatte, was das begehren des anderen Schülers erst recht anfachte. Angenommen diese Person hat im Laufe ihres Lebens dennoch auch vorerst ohne teures Märklin Spielzeug Karriere gemacht und wurde im üblichen Rahmen wohlhabend, dann ist 65 jährig genau das richtige Alter, für solche aufgestauten Kinderwünsche sich zu erfüllen.


    Ab 1985 bis zum Jahr 2000, mit Höhepunkt um 1995 herum, steigen die Sammlerpreise für die oberen Märklin Preisklassen exponentiell. Wobei auch schon damals sehr auf die Erhaltung und Originalzustand geachtet wurde. Abgeänderte, defekte, stark bespielte, abgenutzte Märklin Spur I Modelle der teuren Ausführungen waren ebenfalls selten, dazu noch schlecht verkäuflich, weil man sich oft über den realen Wert nicht einig wurde.


    Eine defekte alte Spur I Lok war schwer verkäuflich, nicht nur das bespielte Objekt war selten, der effektive Käufer war genau so selten. Die Devise galt, das Beste oder nichts. Und bei gebrauchten defekten Raritäten, gingen meist mühsame Diskussionen voraus. Wenn irgend wieder wo Dr. Alois Bommer mit einem Rekordpreis aufgefallen ist, dann meinte jeder, er hätte dieses Modell auch bei sich zu Hause und Anspruch auf einen Spitzenpreis. Es war durchaus realistisch, wenn das Modell eine neuwertige Rarität war. Aber sobald Mängel ersichtlich waren, fingen die Diskussionen an: Lack schlecht ausgebessert, Pantos ausgetauscht, Achslager ausgeleiert, Schrauben mit abgebrochenen Schraubenköpfe, für den Einen waren das Bagatellen, für mich als Auktionator, welcher den Preis dem Käufer gegenüber rechtfertigen musste, war es zu oft Totalschaden, was den finanziellen Aspekt anbelangt. Juristisch sitzt das Auktionshaus am etwas längeren Hebel, die AGB sind klar, der Käufer muss an einer Auktion das Risiko übernehmen und die Käufer können auch selber denken, was preissteigend, was preismindernd war.


    Aber das ist nicht so der Alltag, ein Käufer von einem Auto oder wenn er gute Winterreifen bestellt, will ja auch nicht unbedingt selber feststellen müssen, ob stimmt was man vorgibt. Konnte man dem Käufer exakt das bieten, wonach er sucht und stimmte was man sagte, hat man ohne weiter Werbung betreiben zu müssen, einen guten langjährigen Stammkunden.


    Aber es gibt nun mal nicht genügend, auch bereits 1990 nicht: ladenneue vollkommen ungebrauchte Tin-Plate Raritäten mit Anleitung im Originalkarton oder Originalholzbox. Es kam vor, aber üblich war es sicher nicht. Zwischen gute Erhaltung und neuwertig können 100% bis 500% Preisunterschiede betragen. Das setzt voraus, dass es - von selber - genügend Nachfrage gab / Käuferinteresse vorhanden war.


    Eine absolut neuwertige HS 66/12921 mit Anleitung und Original Märklin Holzbox in einem 100% Originalzustand brachte CHF 20`000.- bis 30`000.- Für ein Auktionshaus hatte dies nicht nur Vorteile. Es fehlten nicht an Käufern, aber an Einlieferer. Es war eine genau umgekehrte Situation wie heute. Und auch gab es etliche Privatverkäufe, die Besitzer solcher Spitzenstücke waren nicht auf das Auktionshaus angewiesen, vorausgesetzt sie wussten vom Wert.

    Das Auktionshaus bekam anfänglich meist eher die Objekte, wo die Besitzer nicht wussten, wohin damit. Zuweilen hatten wir auch Glück, meine Devise war: gar nichts oder alles, doch mit erst knapp 25 jährig, also als völliger Anfänger-Auktionator fehlte mir noch das Wissen, die Erfahrungswerte und eine gewisse Durchsetzungskraft, Erkenntnisse auch durchzusetzen, was Einlieferungen anging. Mit der Zeit lernt man durch die Erfahrung.


    Genau diese Zeit war die Epoche der Replica Tin-Plate Hersteller: bespielte gebrauchte Modelle waren unbeliebt. Neuwertige Modelle kaum zu finden und wenn ja, meistens (viel) zu teuer. Märklin Spitzenmodelle welche CHF 20-30`000.- erreichten, die wenigen Top Objekte auch deutlich mehr, die Schallgrenze liegt bei deutlich über CHF 100`000.- jedenfalls Märklin Modelle welche über 10`000.- erreichten, waren für Replica Hersteller interessant. Je nach Objekt gab es annähernd gleichwertige Märklin Modelle als Replica zu Preisen ab 1`500.- bis 5000.- Selten auch mehr. Man muss da auch differenzieren zwischen Tin-Plate Spur 0 und Spur I. Die Spur 0 war sowohl bei Märklin wie auch bei den Replicas viel häufiger vorzufinden, als die alte Tin-Plate Spur I.


    Wie bei Modellbahner üblich, ist man sich nie genau gleicher Ansicht und alle haben ein Stück weit recht mit ihren Ansichten: die einen potentiellen Kunden legten einfach Wert auf weniger hohe Preise und waren ansonsten flexibel. Andere Sammler waren der Ansicht, wenn schon einen Nachbau, dann solle das Modell eine Nuance mehr dem SBB Vorbild 1;1 gleichen und begrüssten es, wenn z.B. der Anbieter das Modell mit einem zeitgemässen modernen Motor ausrüsteten. Wiederum andere Kunden fanden, wieso man überhaupt noch am antiquierten Mittelleiter fest hielt, war doch das Spur I Märklin Mittelleiter System 1937 aufgegeben worden, was 1990 immerhin 53 Jahre entsprach. Da gab es noch diejenigen Leute, welche der Ansicht waren: wer ein Märklin Replica herstellte, müsse - bis auf den Hinweis / Signet, dass es sich um einen Nachbau handle, nicht das SBB Vorbild 1:1, sondern einzig und ausschliesslich am Märklin "Vorbild" orientieren. Nicht nur äusserlich, sondern auch innen was das Getriebe, Schaltung, Motor usw anbelangt.


    Eigentlich ist erstaunlich, dass sich das veraltete Märklin Mittelleitersystem bei der Spur 0 und Spur I solange durchsetzen konnte?!? Fulgurex entwickelte sich bereits in den 1950-er Jahren, LGB in den 1960er, die neue Märklin Spur I ab 1968, diverse Kleinserien Hersteller ab den 1970-er, und dennoch konnte sich das veraltete Märklin Mittelleiter Tin-Plate System bis über das Jahr 2000 hinaus, durchsetzen, besonders bei deutschen Auktionen, hatte die modellgetreue Spur I einen schweren Stand, wirtschaftlich gesehen. Die Käufer von LGB und Märklin Raritäten Sammler, das waren 2 separate Kundensegmente, welche sich nicht vermischten.

    Analog ist cool:)

  • Jetzt 2024 haben wir eine ganz andere Situation:

    Die Replica Hersteller sind selber nicht mehr die Jüngsten, jemand welcher 1990 = 65 jährig war, wäre aktuell 100 jährig. Langsam aber sicher, hat sich auch in der Spur I das 2-Schienen System durchgesetzt, in aller Regel Gleichstrom oder ohnehin Digital. Aus bekannten Gründen wie Spurmass, Radprofil, Mittelleiter, Stromart, Fahrzeuglänge (Massstäblichkeit), Detaillierung, ohne viel Aufwand und Kompromisse eingehen, ist das Tin-Plate System nicht kompatibel mit NEM, geschweige Finescale und abgesehen von den technischen Belangen, die Moden, Vorblieben, Ansichten ändern sich über die Jahre, die nachfolgenden Käufer haben andere Ansichten, was man unter einer Modellbahn versteht.


    Replica Hersteller gibt es heute in dem Bereich kaum noch, zuweilen ist nach ca. 50 Jahren steigenden Sammlerpreisen, das Märklin Original billiger geworden, als dass sich eine Replica Herstellung von guter Qualität lohnen würde.


    Die Wahrscheinlichkeit dass man noch eine 75 - 130 jährige Märklin Lok Spur I unbespielt im neuwertigen Originalzustand findet, das ist minimal. Und für übliche Erhaltung, gibt es keine Kunden mehr. Daher ist mir auch nicht bekannt, ob es noch Replica Hersteller gibt? Vielleicht noch in Tschechien und Ungarn?


    Märklin Replicas waren schon immer ein Nischenprodukt. Man unterschätzt noch schnell mal den nötigen Aufwand. Leuenberger hatte einen ausgezeichneten Ruf in der Szene. Ich denke nicht, dass primär kommerzielle Absichten dahinter standen, sondern die Freude am Märklin Style. Seine Auflagen waren klein.


    Über den finanziellen Wert möchte ich mich nicht äussern, ich weiss es schlicht nicht. Nur so viel, wenn auch darüber Roland Hausin statistische Aufzeichnungen erstellen würde: es wären keine Zickzack-Gebirge Linien wo es herauf und runter geht, sondern die Linien wären wie gradlinige Hausdächer, aber nicht steigend, sondern fallend. Aus all den genannten Gründen.


    Innerlich muss man sich den Wert abschreiben und gratis ist der emotionelle Wert, der ist beständig. Mir macht es einfach eine Freude, wenn so ein Zug nicht schleicht, sondern noch unterhalb grosser Entgleisungsgefahren, seine Höchstgeschwindigkeit so gut als machbar ausfährt.


    Auch erstaunlich, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viel mehr Märklin Modelle gekauft wurden, als in den 1990-er angenommen. Allerdings nützte es einem damaligen potentiellen 65-75 jährigem Käufer nicht viel, wenn man ihm gesagt hätte, warte noch 40 Jahre und du bekommst das Modell zu einem 1/3 bis 1/4 vom aktuellen Preis, der Käufer wollte es jetzt haben, sonst wäre er gar nicht erst erschienen.


    Nicht so selbstverständlich, war doch um 1924 herum, die riesige Deutsche Inflation, 1929 der weltweite Börsencrash, 1932 die mehr oder weniger weltweit ausgeprägte Rezession, dann ab etwa 1935 erholte sich relativ rasch die Wirtschaft wieder, aber manche Leute hatten schon damals aufkommende Kriegsängste und sparten und sparten, statt ihr Geld mit vollen Händen auszugeben. Die Menschen hatten ja wenige Jahre davor persönlich erlebt, was es heisst, arbeitslos zu sein, aber trotzdem finanzielle Verpflichtungen zu haben. Und trotzt all dem, die verkauften Stückzahlen, auch der teuren Märklin Objekten, war sehr viel höher als angenommen. Prozentual zum übrigen Sortiment, blieben die Stückzahlen der teuersten Märklin Modelle sehr bescheiden, das Gross seinen Umsatzes erreichte Märklin weder mit seinem Budget Sortiment noch mit den Spitzenstücken, sondern mit einem breiten Sortiment in mittlerer Preislage.


    Aber meines Wissens hatte kein anderer Mitbewerber eine solche Sortimentstiefe wie Märklin. Bing versuchte es ebenfalls, kam aber in den 1930-er Jahren nicht ganz an Märklin heran. Die hochwertigen Manufakturen sind schon vor oder im 1. Weltkrieg verschwunden, Märklin hatte vom Billigspielzeug, mittlere Preislage, bis zu damaligen Top-Spitzenstücke, mehr als jeder andere Spielzeughersteller, einfach alles im Angebot. Was wollte man mehr.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Mein erster Gedanke an Märklin war wohl nicht ganz falsch.

    Was heisst nicht ganz falsch? Du hast mitten ins Schwarze getroffen :thumbsup:


    Nur schon dass Du diese Lok attraktiv findest, gehört Dir ein :thumbsup:. Der einzige Grund wieso das konkrete Modell eine Schweizer Leuenberger und nicht eine Göpperinger Märklin Lok ist, dass diese Modelle in den 1990-er Jahren A nicht genügend erhältlich waren und B wenn doch, zu Raritäten-Preisen. Dass diese Sammlerpreise auch mal wieder zurück gehen könnten, oder ich persönlich finde weit "schlimmer": , die Existenz von altem Märklin Blechspielzeug aus dem Bewusstsein und dem zufolge vom "haben wollen" verschwindet, das hat man sich nicht so ausgeprägt vorgestellt.


    Diese Märklin bez. Leuenberger HS 66/12921 ist im Grunde eine SBB Ae 3,5/6,5. sprich eine Ae 3/6 I und eher eine Ae 4/7, also beides in Einem. Die Achsfolge entspricht der SBB Ae 3/6 I, jedoch die Imitation vom Buchli-Antrien entspricht der Ae 4/7. Bei der Ae 3/6 sind es einzelne Elemente, beider Ae 4/7 sind die Antriebe an einem Rahmen aufgehängt.


    Herr Leuenberger muss wohl ein sehr exakter Mensch sein, er produzierte seine Spur I Ae 4/7 auch noch in der korrekter Version, ganz im Märklin Style, als echte Ae 4/7. Erst noch in der aufwändigen 2`CoA`1 Ausführung. Weder beim Vorbild, noch vor allem beim Spur I Modell, bewährte sich die im Prinzip logische Ausführung nicht, die SBB bevorzugte die "einfachere" Ae 4/7 Ausführung der 2`D0`1. Eine Rahmenlok als ein bischen eine Drehgestell-Lok herstellen, ist ziemlich anspruchsvoll. Vielleicht war für Herrn Leuenberger die alte HAG H0 Ae 4/7 der Input? Als Spur I Modell nimmt die (nicht angetriebene) A`1 Achse deutlich Zugkraft weg und bleibt in den Weichen oft stecken. Aber immerhin, Herr Leuenberger ist der Einzige, welcher eine richtige Märklin Spur I Lok fabrizierte. Äusserlich eine ziemlich eindrucksvolle Lok, welche dem Krokodil nicht nachsteht.


    Dennoch, die Leuenberger Version als "kleine Ae 4/7" verkürzte 3/6 Version als Märklin Replica HS 66/1291 ist stärker, schneller, und läuft ruhiger, als die korrekte Darstellung. Die "Ae 3/6" I von Leuenberger läuft mindestens so gut, eher noch besser als das Märklin Original und dies fährt seinerseits schon einwandfrei perfekt.


         

    Leuenberger Spur I Ae 4/7 im Märklin Style und eine Ae 3/6 I Werkstatt Ausführung aus den 1950-er Jahren.

    Analog ist cool:)

    Einmal editiert, zuletzt von Longimanus ()

  • Märklin war nicht nur technisch auf der Höhe seiner Zeit, die Firma war auch bestens, was ihr Marketing anging.

    Kein anderer Hersteller war wirtschaftlich in der Lage, Erzeugnisse in einer derart grossen Bandbreite anzubieten.

        

    1935: eine Meisterleistung empfinde ich persönlich eine qualitativ gute elektrische Lokomotive Spur 0 für CHF 10.- anbieten zu können und dabei auch noch Geld zu verdienen. Technisch ist das Spur I Krokodil unübertroffen, vor allem was das Konzept und die Idee anbelangt. Doch die Herstellungsweise entspricht dem damaligen Märklin Standard. Die Lok ist nicht aufwändiger, als 2 x die 2`B`1 Lok CS 66/1291, dann wäre man bei (Spur I) etwas über CHF 100 bis 150.- und nicht gleich bei CHF 425.- D.h. dass die Wertschöpfung so weit als möglich ausgenützt wird, ist keine Erfindung von den 2000-er Jahren, dies wurde auch früher schon betrieben.


         


    Die Ae 3/6 war in Spur I einfach etwas grösser und länger, technisch jedoch gleich aufgebaut, bis dass sie mit 2 Lampen mehr, also 3 Lampen statt nur 1 Lampe (Spur 0) ausgeführt war. In Spur I kostete das ansonsten selbe Modell jedoch gut die Hälfte mehr. Obwohl schon in den 1920 &1930-er Jahren die Spur 0 gegenüber der Spur I viel wichtiger war, und ein Mehrfaches vom Spur I Umsatz beinhaltete, abgebildet waren meistens die besten Versionen. Da dürfte manch ein Wunschzettel das Christkindli an die Grenzen des Machbaren getrieben haben, zumal um 1932 herum Rezession herrschte und die Familien im Durchschnitt viel mehr Kinder als heute (hier zu Lande) hatten.


        

    Die Fantasie Ae 3/6 I als 2`B`I Lok gab es auch (Rarltät) mit Stangenantrieb, alle aus dieser Serie hatten rote Räder, meines Wissens kam das bei der SBB nicht vor. Eine meiner Lieblingslok ist die ältere Version der HS mit Vorbau und Stangenantrieb. Und das Ganze wurde auch noch als vorbildgetreu beschrieben.


    Märklin war der Zeit voraus, wo kämen wir da hin, wenn jedes Land seine eigene Lok haben wollte? ;) Es gab als Modell jeweils EINE Ausführung welche für sämtliche Länder als "ihre" Lok zu gelten hatte. Man hatte die Modelle nicht sonderlich nach dem Vorbild ausgerichtet, sondern lieber in verschiedenen Preisklassen angeboten. Wenn gleich die SBB schon etwas hervorgestochen war, zumindest bei den E-Lok Vorbildern. Eine DR / DB E-18 schaffte es nicht mehr in die grossen Spuren, dafür als vereinfachtes Modell in der damals ganz neuen Spur 00/H0 ab 1936.


    Auch die Katalogdarstellung liess noch etlichen Raum für künstlerische Freiheiten. Eine 1`D`2 Dampflok gab es nie von Märklin zur Tin-Plate Ära, und die optische Neuheiten Ankündigung einer Köfferli-Lok Ce 6/8 I, (Katalog 1931) das dauerte noch ca. 85 Jahre, bis es von Märklin wirklich eine Köfferli Lok in Spur I gab.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)