Lieber Erwin,
Du kennst Dich garantiert mit Guss aus und vielleicht auch mit Klötzen, und auch in eine von Dir revidierte Düse würde ich mich sofort und vertrauensvoll herein setzen. Offenbar sind aber alten Gussklötze nicht so ganz Deine Favoriten.
Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, beim Auseinander nehmen habe ich dann und wann gedacht, ob womöglich der Erwin nicht doch recht hat, das neue Technik der alten überlegen sei? Für dass das eins der Märklin Flaggschiffe war, hätte man noch etwas sorgfältiger arbeiten können, es hat mir etwas zu viele "Langlöcher", eine Vorstufe von Murcks. Ebenso hätte man aus Prinzip auch mehr entgraten können, auch dort wo der normale Benutzer (falls es so etwas überhaupt gibt) im Allgemeinen nie hinein langen würde.
Mein Fazit ist: Märklin fertigte als Spielzeug Hersteller generell auf einem hohen Niveau, in den späten 1930-er auf einem höheren Level, als die meisten anderen Mitbewerber. Anderseits gaben sie sich beim Reptil Zusammenbau nicht mehr Mühe, als bei irgend einer preiswerten Uhrwerk Lok. Ganz genial war der Konstrukteur dieser 1`B - B`1 20 Volt E-Lok. Selbst beim Gehäuse finden sich in Teilbereichen Partien auch bei anderen Modellen, bei der Mechanik sowieso, "einfach" alles doppelt ausgeführt. Lediglich die Verbindungsbrücke zwischen den Drehgestellen und die Verkabelung gibt es so ausgeführt, einzig nur bei diesem Modell-Typ.
Und doch hat man nicht das Gefühl, eine Baukastenlok zu besitzen, als Ganzes trift dieses Modell sein Vorbild mindestens so gut, wie die exakten 1:32 Modelle. Weniger ist mehr, diese Kunst erreichen nicht alle Konstrukteur so genial. Immerhin ist die Lok etwa 83 Jahre alt.
Das Fahren begeistert jetzt voll auf, besser geht es nimmer, ich bin sehr zufrieden.
Generell, nach meiner bisherigen Erfahrung, egal ob beim Spielzeug oder beim grossen Vorbild, egal ob Auto, Traktor Lok oder sonst was im Oldtimer Bereich: die Alten erreichen mindestens die selben Qualitäten, aber nicht von selber und nicht ewigs. Man überlege sich, eine C 5/6 Dampflok war gegenüber einer SBB Ae 4/7 um Welten teurer im Unterhalt, aber die selbe Ae 4/7 sieht gegen einen SNCF TGV "alt" aus, was die Pflege pro gefahrenen Kilometer angeht. Die Ae 4/7 erreichte nach ca. 50-60 bis 7,5 Mio Km. Der TGV macht dies mir nichts dir nichts in sehr kurzer Zeit.
Ich bin mir schon voll bewusst, das dieses Märklin Spur I Modell von 1934 bis 1937 hochpreisig war. Aber es ist trotzdem schade, wenn die Blech-Reptilien die es noch gibt, im Schrank oder sonst wo irgend wie vor sich hin vegetieren. Das Ding läuft, wenn man sich damit vorher einige Stunden befasst, viel zu gut um in einem Kasten ewigs immobil zu bleiben. 2 Metall-Träger, welche aufeinander beweglich gelagert sind, da schadet ganz sicher kein Fett. Aber auch bei den alten HO HAG Loks, da hat man es mit der Masse Rückführung zu früheren Zeiten gegenüber heute noch nicht so genau genommen.
Erwin, ich gehe mal davon aus, das der oder die Vorbesitzer zum Modell sorge trugen. Sprich nicht im schlecht isolierten Dachboden oder feuchten Keller Jahrzehnte lagerten. Die ersten "Kunststoff" Kabel waren ganz anderst ausgeführt. Es ist im Vergleich zum Drahtquerschnitt eine viel zu grosse Hülle. Sofern an den Drähten niemand herum gerissen hat und der Stahl nie feucht wurde: doch Erwin, das ist 100% original nach meinen bisherigen Erkenntnissen, da habe ich bisher keine Zweifel. Guter trockener Stahl kann Ewigkeiten überdauern. Die Fahrdrähte sind richtige Drähte, keine Litzen. Da kann innerhalb 80 Jahren schon mal einer brechen. Zumal die üblichen Spur I Gleise früher viel enger waren, als auf der See-Berg-Bahn. Bedenken hatte ich eher wegen den Aufschriften. Märklin beschäftige mehr als 1 Schriftenmaler, jeder von ihnen hatte seine ureigene Handschrift, aber nicht jeder war ein Ausnahmetalent. Alle waren jedoch mindestens genügend.
Jedes Jahr einen Traktörlitag ist möglicherweise für die Besucher etwas langweilig, jedenfalls immer der gleiche Ablauf. Ich kann ja nicht gut einen Rennen veranstalten, wer zu oberst am Fronalpstock Gipfel-Restaurant ankommt, der hat gewonnen. Das wäre zwar echt spannend nicht zu schwer und nicht zu leicht, dazu abwechslungsreich. Aber gewinnen würde sowieso die Polizei. Die würde zufrieden ihre Beine im Restaurant hochlagern und 1 Std vor Feierabend fragen, wer ist der Veranstalter?
Andere Forumisten haben genau so tolle Sammlungen, einer hat z.B. eine wundervolle Messingsammlung, u.a. mit Schmalspur H0m Modellen, manche davon habe ich noch gar nie real gesehen... Nächstes Jahr dürfte die See-Berg-Bahn einigermassen "fertig" sein, im Sinne von Fahrbetrieb möglich. Innerhalb vom MoBa-Forum Verein, kann jeder welcher Lust hat, dieses Modell fahren sehen. Mitnehmen kaum, aber in die Lok herein schauen, dem spricht nichts dagegen. Das Dach der Lok ist wie ein Deckel einer Biskuit Dose, abnehmbar.
Schade weiss man nicht so genau, was die anderen Blech-Reptilien machen. Fahren sie man sie selten, das ist nicht mein Ansinnen, für`s Fahren sind sie gemacht. Entsprechend dem Alter einfach nur noch an Sonntagen bei schönem Wetter, analog zu den Oltimer Fitness-Fahrten der SBB Historic.
Gruss
Hermann