Guten Abend Roger,
Ich bin begeistert wie Du wieder eine neues Projekt gefunden hast um dich daran "auszutoben". Mir gefällt Dein Eigenbau und die Geschichte dazu sehr gut. Mach bitte weiter so.
Zum Thema lackieren kann ich evt. auch noch ein paar Tipps abgeben. (Habe nur 1 x geairbrusht, ist aber nicht so mein Ding)
Ich persönlich lackiere lieber im Betrieb mit der Fliessbecherpistole "grössere" Teile (Möbelstücke in 1:1). Die Lackmenge beträgt mind. 2-3 kg, ansonsten lohnt es sich nicht einmal den Luftpinsel dreckig zu machen.
Ich probiere in den folgenden Zeilen kurz und bündig wiederzugeben, was wir in einem ganzen überbetrieblichen Kurs von einem Oberflächenspezialist der Firma Votteler Lacke während 1 Woche gelernt haben. (Die Tipps sind für das grossflächige Lackieren von Möbelteilen gedacht, der ein oder andere Tipp kann sicher auch für das Lackieren von Modellen angewandt werden)
Achtung: Ich übernehme keine Garantie für das gelingen. Dazu braucht es halt Erfahrung und Bauchgefühl. Diese beiden Dinge kann ich Euch leider nicht zum download bereitstellen. Bei Fragen gebe ich aber gerne Antworten, Tipps,...
Vorne weg: saubere Druckluft ist unabdingbar, Wasser, Öl , Kondenswasser, Staub,... verunmöglichen einen sauberen Lackauftrag. Auch sollte der Spritzraum staubfeie luft enthalten, ansonsten zuerst Wasser zerstäuben und Boden benetzen. Mit dieser Massnahme kann viel "Dreck" gebunden werden, bevor er sich auf der fertig lackierten Fläche präsentieren kann.
Es sollte auch genügend Luft vorhanden sein (400 l Kompressor). Ansonsten gibt es den pffffffft - pfffffffffft- pffffft - Effekt.
Die Teile sollten natürlich fett-, öl- und silikonfrei, trocken, gleichmässig geschliffen, staubfrei und sauber sein. Ich denke, dass muss ich aber nicht erwähnen.
Um zu lackieren ist zuerst einmal die Viskosität (Flüssigkeitsgrad) des Lackes wichtig. Es sollte etwa aussehen, wie wenn man Vollmich einschenkt. Sprich etwa 25-35 sec. DIN 4mm aufweisen. Gegebenenfalls muss nochmals verdünnt werden, nachdem Lack + Härter + 10 % Verdünner angemischt wurden.
Danach ist die Einstellung der Lackpistole wichtig (Materialmenge, Luftdruck, Nadel- und Düsengrösse). Dazu wird am besten auf einem Flipp-Chart-Block auf einer leere Seite ein kurer "Sprutz" gemacht. Wenn die Pistole richtig eingestellt ist, sollte eine ovale Fläche enstehen welche gleichmässig lackiert ist. Falls zwei Punkte erscheinen ist der Strahl zu gross und muss verkleinert werden, bis es eine ovale Fläche gibt. Bei einem punktförmigen Klecks muss die Spritzpistole geöffnet werden, so dass wieder der erwähnte ovale Fleck erscheint.
Bevor es ans Lackieren geht, muss natürlich die Lackabzugshaube eingeschaltet werden, um den Spritznebel abzusaugen. Dies ist sowohl besser für die Gesundheit, aber auch die Oberflächengüte wird verbessert. Auch sollte eine aktivkohlefilter Lackmaske getragen werden.
Ich persönlich bin von der 3M Maske 4255 sehr überzeugt.
Nun endlich können wir mit lackieren beginnen.
Doch wo fangen wir an? Oben? Unten? An der Kante? Beim Lackierer? Oder bei der Abzugshaube?
Wichtig ist, dass die Lackpistole gerade geführt wird (keine Bogen nach rechts/links, gleicher Abstand zum Objekt) ansonsten trägt man schon unterschiedlich dick auf und die Farbe wird stellenweise dunkler/speckieger/glänzender.
Am besten beginnt man an der Kante oder an schwierigen Stellen des Objekts. Warum?
An den Kanten saugt das Material (z.B. MDF) viel mehr als auf der Fläche. So kann man nachdem die Fläche lackiert wurde noch ein zweites Mal Farbe/Lack auf die Fläche auftragen.
Schwierige Teile (z.B. Innenecken in Schubladen) verlaufen weniger, weil auf den beiden Schubladeninnenseiten ja noch kein Lack angebracht wurde. So kann man beim lackieren dieser Innenseiten kurz vor dem schon lackierten Innenecken stoppen.
Weiter sollte von oben nach unten lackiert werden (stehende Teile) z.B. Türrahmen. Denn wenn die Farbe von unten aufgetragen wird, läuft zu viel aufgetragene Farbe nach unten (Farbnasen). Wenn oben begonnen wird, hat man dieses Problem viel weniger oder erst wenn tonnenweise Farbe aufgespritzt wird.
Bei grossen Teilen z.B. Tischplatten, Abdeckungen, Türen (liegend),.. sollte stets beim Lackierer begonnen werden und Richtung Abzug hingearbeitet werden. Dies hat den praktischen Grund, dass der entstehende Farbnebel abgesaugt wird und nicht über die schon lackierte Fläche abgesogen wird.
Einziges Problem: dunkle Kleidung. Blaue und Schwarze Stoffbüseli sieht mann besonders gut, wenn sie in die frisch lackierte Fläche fliegen. (Entferung mit feiner Pinzette oder mit Stecknadel "Büseli" aus dem Lack "fischen")
Je nach Qualitätsanspruch (bei Hochglanzlacken immer) Schutzoverall tragen.
Um Farbnebel in der Fläche zu verhindern (Orangenhaut, körniges aussehen) immer genüend Lack auftragen. Die aufgetragene Farbe sollte im ersten Auftrag deckend sein, ansonsten langsamer mit der Pistole fahren. Aber natürlich nicht zu langsam, sonst erschafft Ihr Euch Farbläufe.
Wenn der Auftrag deckend, aber körnig wird (Farbe verläuft nicht richtig), dann muss mehr verdünnt werden.
Ich hoffe ich konnte Euch einen "Crash-Kurs" im Lackieren geben. Jetzt habe ich mir glaubs ein kühles Getränk mehr als verdient , der Text wurde doch länger als ich dachte.
Einen Schönen Abend und viel Erfolg beim Lackieren
Pascal
PS: Wer Truckfeler vindet, darv Sie behallten.