Die Angelegenheit mit erhaltenswerten Fahrzeugen ist meines Erachtens sehr differenziert zu führen. Die Sicht der Liebhaber ist doch oft ziemlich stark eingeschränkt und auch da rede ich aus Erfahrung. Meine Ausführung sind etwas länger geworden, ich bitte um Verzeihung.
Bei den Ae 4/6 wird stets wieder Geschichte wiederholt, dass die Generaldirektion der SBB samt ZfW die Lok für immer verschwinden lassen wollte. Das stimmt so schlicht und einfach nicht! Ich weiss nicht mehr, wer diese schlicht erfundene Geschichte in den Umlauf brachte, heute dürfte es auch schwer zu eruieren sein.
Es war im Jahr 1982, als sich eine Gruppierung junger Leute, alle knapp 30, die meisten Ingenieure, bildete. Das Ziel war ganz klar gesteckt: Der Erhalt einer Ae 4/6. Das Vorhaben nahm jedenfalls Fahrt auf und das Ziel die Lok zu Erhalten rückte in greifbare Nähe. Es folgten Besuche beim ZfW, der Officine und dem Depot Erstfeld, die Loks wurden technisch gemustert, eine mögliche Kandidatin war mit der 10811 bald einmal ausgemacht. Die Lok war für eine Ae 4/6 in einem verhältnismässig guten Zustand, von gut kann dennoch keine Rede sein, wurde doch der Unterhalt an den Maschinen bereits ab Mitte der 70er Jahre stark zurückgefahren. Auch die Unterbringung der Lok war weitgehend geregelt, ein gedeckter Standplatz vorhanden.
Von Seiten der SBB war die Haltung klar, die Ae 4/6 werden ausrangiert und davon keine in den eigenen Reihen museal erhalten. In Erstfeld und Bellinzona waren die Loks unbeliebt und kein Götti in einem Depot vorhanden, welcher seine schützende Hand über eine Lok legen konnte. Das klingt heute abenteuerlich, hat damals allerdings durchaus funktioniert. Und dann war vom Oberingenieur, dem Depotinspektor und mehreren Lokführern aus Erstfeld und etlichen Handwerkern aus Bellinzona noch die Empfehlung, von der Lok als Privatperson doch dringend die Finger zu lassen.
Es war wohl dieser stets wiederholte Ratschlag, der die Gruppe zögern liess, der Rest der Geschichte ist bekannt.
Im Nachhinein muss gesagt werden, es war ein guter und ehrlicher Ratschlag. Rückblickend waren alle der Ansicht, dass sie die Lok privat und finanziell ruiniert hätte. So schön die Ae 4/6 auch war, technisch war es, man verzeihe mir doch bitte den Ausdruck, ein Krüppel. Eine Lok die unter Kriegswirtschaft und Materialknappheit entwickelt wurde. Viele unausgereifte Komponenten, ein extrem unterhaltsintensiver und anfälliger SLM Universalantrieb, etliche elektrische Komponenten aus Aluminium von minder Qualität anstelle von Kupfer, auf Kurzschlüsse anfällige Transformatoren und ein Stufenschalter, der nicht bloss ruckartig schaltete, sondern durchaus auch gern zu explodieren wusste.
Überhaupt keine Glanzleistung im Schweizer Lokomotivbau, sondern doch eher ein dunkles Kapitel zum Vergessen, das 1983 für immer geschlossen wurde.
Mir ist es durchaus bewusst, mit solchen Voten stosse ich bei vielen Eisenbahnfans auf alles andere als offene Ohren. Die Geschichte der arglistigen SBB, welche alle Ae 4/6 direkt in den Abbruch überführte, liest sich einfach besser. Das dies nicht stimmt unterstreicht auch noch das Beispiel SOB, wo Versuchsfahrten mit einer Ae 4/6 stattfanden. Zu mehr kam es allerdings nicht, die Werkstätte Samstagern und die Direktion witterte umgehend, dass man sich mit der Lok nur noch zusätzlichen Ballast aufladen würde.
Gleich wie bei den Ae 4/6 muss man sich auch bei den Re 6/6 Prototypen fragen, für was diese erhalten werden sollen. Es sind zwei Prototypen, um offene technische Fragen betreffend der Veritkalverschiebbarkeit des Kastens zu klären. Die Abklärungen endeten darin, dass ein einteiliger Kasten ausreicht. Wo liegt da jetzt der historische Wert? Die Serie wurde in etlichen Punkten verbessert und gilt in der Fachwelt als Krönung des konventionellen Lokomotivbaus ohne Stromrichter.
Genauso sinnlos ist es, bereits jetzt eine Lok auszuwählen. Scheinwerfer lassen sich notfalls auch rückbauen, die privaten Keller sind voll mit Material, welches nur darauf wartet wieder eingebaut zu werden. Der technische Zustand sollte hoch gewichtet werden und vereinfacht die nachhaltige Sicherung der Maschine.
Die 11414 war auch so ein Kandidat, es gab Interessenten, allerdings keine wirklich ernsthaften. Die Lok war ein Exot und ist kaum repräsentativ für die Serie. Schlussendlich haben viele andere Maschinen das Rennen gemacht. Die 11407 bekam sogar die alten Ae 6/6 Puffer spendiert, auch wenn das bislang kaum ein Eisenbahnfan bemerkt hat. Selbstverständlich waren diese mehrere hundert Kilo schweren Anbauten während rund 30 Jahren in einem privaten Keller gelagert.
Übrigens ist vor wenigen Monaten ein wirklich bahnbrechender Zeitgenossen klang heimlich in Dübendorf den Weg alles irdischen Gegangen. Die Rede ist von der Re 4/4 11201, der späteren 11101. Dabei handelte es sich immerhin um den Urahn der grössten je gebauten Schweizer Lokserie und die erste schwere Maschine, die es erlaubte auch mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit nach Reihe R zu verkehren.
Um den Kreis zu schliessen, beim ETR 470 sind wir wieder bei der Ae 4/6. Im Grunde genommen trotz SER Artikel nichts weltbewegendes. Verschiedene Zugsicherungen und Stromsysteme beherrschte bereits der RAe TEE II, Neigetechnik konnten die Italienier bereits lange vor dem ETR 470 und erst noch wesentlich zuverlässiger. Der ETR 470 ist nichts als ein verbastelter ETR 450, der aus der laufenden Bestellung so schnell wie möglich für den internationalen Einsatz angepasst werden musste um das Projekt Cisalpino starten zu können. Das Resultat ist ein unausgereiftes Produkt, das zeitlebens nie zu befriedigen vermochte. Da kann der ETR 470 nichts dafür, das Fahrzeug ist schlicht und einfach nicht für einen Linie wie den Gotthard entwickelt worden.
Auch hier bin ich der Ansicht, der Zug wird alle Privatpersonen und auch eine Stiftung ruinieren, sofern man diesen tatsächlich anfassen sollte. Wie soll ein historisches Fahrzeug zuverlässig funktionieren, wenn das selbst während rund 20 Jahren Einsatz nie der Fall war?