Letzten Samstag habe ich Beat spontan kurzfristig gefragt; es gibt eine öffentliche Depotführung in Erstfeld, willst du mit? Er wollte...
es war recht interessant, anderseits auch ernüchternd / deillusionierend. Der Strukturwandel geht in Erstfeld beängstigen schnell vorwärts. Abgesehen vom eigentlichen Bhf, besteht die Anlage nur noch aus einem offenen, dem Wetter ausgesetzten "Parkplatz" für DB und BLS Loks. Aufgerüstet wurde der jederzeit bereite Notfallzug. Dazu bekanntlich der Teilbereich vom Depot, welcher für die SBB Historic erhalten bleibt. Der klassische Rangier-Bhf, das geschäftige Treiben von Werkstatt- und Depotangestellten ist verschwunden. Erstfeld ist kein wichtiger grosser Bahnhof mehr, sondern eine regionale SBB Haltestelle.
Fast etwas versteckt, tauchte im hinteren Teil vom Depot plötzlich die markante braune SBB Ce 6/8 I 14201 Köfferli-Lok auf. Sie fährt - derzeit - nicht mehr. Aber immerhin, sie existiert noch! das ist doch schon mal gut Gemäss der SBB Lokführer Institution Bruno Lämmli, sei die Mechanik der 97 jährigen Lok, dem Alter entsprechend recht gut erhalten. Der Grund für deren Stillstand ist, sie müsste komplett vollständig neu verkabelt werden. Allein nur schon dieser Aspekt, also ohne weitere Arbeiten wie eine Neulackierung, oder Arbeiten an der Elektromechanik / Mechanik beläuft sich anscheinend auf CHF 2 Mio... da traut man sich gar nicht mehr zu fragen, was ist mit dem noch etwas versteckteren Krokodil Ce 6/8 II 14270. Bislang scheint das Oerlikon-Projekt nicht recht auf Touren zu kommen, die Lok ist in Erstfeld in schlechtem Zustand abgestellt. Gemäss Bruno Lämmli fehlen der Lok wichtige Komponenten, es würde einige(!) Millionen kosten, diese Lok wieder fahrbar aufzuarbeiten, sie sei viel zu schlecht beieinander. Die Mittel würden für die 14253 gebraucht. Positiv zu werten ist, die SBB (Infrastruktur) hält vorderhand an der Gotthard-Bergstrecke fest. Kein noch so solventer Verein, könnte diese Aufgabe übernehmen.
Bei den Schilderungen von Bruno Lämmli lief mir ein Schauer über den Rücken, Lokführer wäre nichts für mich, ich habe mir das viel romantischer vorgestellt. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so beträgt die erlaubte Geschwindigkeit-Toleranz für Lokführer: Plus 0(!) und Minus 5 km/h... sonst gibt es im besten Fall Reklamationen, Verwarnungen, bis Entlassung bei krassen Fällen. Mach das mal 40 Jahre lang bei Tag und Nacht, Sommer wie Winter. Unter diesen Aspekten können sich die Autofahrer nicht beklagen, bis man als Raser ins Gefängnis kommt und einem das Auto weggenommen wird, auch wenn kein Unfall passierte, da muss man schon sehr wild tun, von wegen keine Freiheit mehr haben.
Umso bemerkenswerter war die Erzählung von Bruno Lämmli, da leuchteten seine Augen wie ein Lampion: Er war einer der ganz wenigen Lokführer im Gotthard Basistunnel für Schnellfahrversuche, er war kürzlich mit einem DB ICE als Versuchsfahrt im Basistunnel mit 280 km/h unterwegs, wenigstens ein paar Minuten. Auch mal bei einer Re 460 durfte er maximal aufschalten, welche Geschwindigkeit er dabei erreichte, erwähnte er nicht. Vielleicht 245 km/h?
Sind wir froh für die Fahrzeuge, welche weiterhin erhalten werden! und benutzen auch eine Extrafahrt, wenn dann und wann eine Fahrt ausgeschrieben ist... Alles erhalten, was wünschenswert wäre, das geht wohl nur 1:87. Und selbst in 1:87, die Problematik ist die selbe.
Gruss
Hermann