uiii, das ist ein spannendes Glatteis Thema, da braucht es Spikes und/oder Humor, um dabei nicht auszurutschen. Das ist eine Frage wie: welches ist der grösste See der Schweiz, oder wieviel Schweizer Berggipfel gibt es über 4000 Meter. Bei letzterem einigte man sich auf 48, "Streit" gab die Definition, was ein eigenständiger Gipfel ausmacht. Nur schon allein die Dufourspitze innerhalb vom Monterosa hat seit einigen Jahren 3 Gipfel, statt einen einzigen.
Genau so vielseitig ist die Definition, was ist ein Märklin-(Lok) Karton?! Seit 85 Jahren 1935 - 2020 gab und gibt es zig Varianten. Über all die Jahre gab und gibt es Kartons in unterschiedlichsten Ausführungen. Dazu auch (früher) weiss-beiger Kunststoff, Jahre später transparenter Kunststoff, Teakholz und Blechdosen(!) und anderes mehr. Diese Sondervarianten enthält meine Aufstellung nicht.
Mit Abstand am meisten weiss Herr Koll darüber bescheid. Als Vergleich: mein eigens Wissen zu dem Bereich hat Platz in einem Spur Z-Niederbordwägeli. Statt dass Herr Koll all sein immenses Wissen in EINEM Buch zusammen gefasst hätte, musste man ALLE 40 Stk Koll-Kataloge von 1978 bis 2018 kaufen. Immer wieder wurde ein Thema über die Basis hinaus, exakt detailliert hervorgehoben. U.a eben die Märklin Kartons...
Ich habe seit 2007 nur noch den Koll 2018, alles was ich hier im MoBa-Forum mitteile, basiert weitgehend auf Erinnerungen, was fehlerhaft sein kann. Alle Angaben ohne Gewähr! Und nur in ganz groben Einteilungen:
1935 - 1937: rote einfache, "dicke" stabile Karton. Ohne Muster. (recht selten!)
1935 - 1945: Märklin Vorkrieg Karton; beige bis hellbraungrau, eher einfach. Für das Gewicht der Guss-Loks, nicht übertrieben robust, aber zweckdienlich.
1946 - 1949/50: graublaue bis fast schwarze stabile Karton, unifarben. Teilweise mit Karton- u. Holzeinlagen, teils das Holz mit Filz bezogen. (CCS 800).
1950: stabile "Holzkiste" mit Stofftuch und Karton-Deckel. (G 800).
1949 - 1959: die allseits bekannten Märklin Rauten Karton braunrot-beige mit dem bekannten Märklin Velo-Signet. Teils mit Holz& Filz Einlagen.
1958 - 1969: die ebenfalls allseits berühmten schönen hellblauen lithografierten Märklin Kunstkarton mit Modell als "Vorbild" dargestellt.
1969 - 1972: minim einfacher lithografierte kräftig blau gehaltene Karton.
1972: verschiedene lithografierte Sonderbedruckung, z.B. Märklin 3073 Diesellok Warship D-830 für England.
1973 - 1975: "dicke" blau-rote bunte Kartons mit spielenden Kindern und / oder stilistischen Märklin Lokomotiven dargestellt.
1975 - 1985/1992: bekannte, sehr häufige "dünne" blau rote Karton mit transparenter Kunststoff-Folie im Deckel und Styropor Einlage.
1985; blau-transparenter Klarsicht-Kunststoff in weissem Karton Umschlag. Wirke billig, dieser "Karton" war bei Kunden unbeliebt. z.B. 3309 BR-85.
ab 1985: weisse Karton mit skizzierten Märklin Loks = Analog.
ab 1985: dunkelgraue Karton für die damals neuen Digital-Loks.
ab 2001: im höchsten Märklin Preissegment werden diverse Märklin Loks in edlen Teak farbenen Holzbox ausgeliefert. U.a. 37990 Big-Boy...
ab ca. 2008: unigraue Karton, da Analog kaum mehr nachgefragt wird.
Danach weis ich nichts mehr, ich bin in der Analogen Zeit stecken geblieben.
Manche Loks welche sehr lange im Angebot waren, so die CM 800 / 3000-erli Tenderlok BR-89 oder die Diesellok 3021 V-200, 3003 Dampflok u.v.a haben nahezu alle Verpackungsformen mitgemacht, da ihr Leben viel länger war, als das Wirken einer Karton-Epoche. Im Zeitalter vom Internet sagt ein Karton nichts über die Originalität aus, weder positiv noch negativ. Am besten man befasst sich mit der Thematik, dann ist man unabhängig(er) von den Angaben des Anbieters.
... schon seit über 30 Jahren gab und gibt es schlecht gefälschter Kartons, wie auch ausgezeichnete Replica-Karton von Herrn Gaudenzi. Seine Idee entspricht einem wirklichen Sammler Bedürfnis. Dass andere Leute auch das Märklin-Prüfsiegel, Anleitungen, u.a. nachdrucken, finde ich persönlich nicht rühmenswert. Im Internet wird dies oft missbraucht, um höhere Sammlerpreise zu erreichen . Was dazu führt, dass verunsicherte Sammler noch skeptischer sind und meinen, an jeder Ecke und an jeder Börse würde ein Betrüger lauern. Ausgerechnet Herr Gaudenzi legte Wert darauf, dass in seiner Sammlung keine Replica Kartons vorhanden waren! Anerkennen muss man, Herr Gaudenzi hat das riesen Potential der Replica Kartons entdeckt, als es für Märklin offenbar kein Thema war. Ich hätte es viel cooler gefunden, wenn Herr Gaudenzi wie die Firmen Hehr, Twerenbold und selbst Selzer für ihre Spur 0 und I Replicas, auch ihr eigens Logo angebracht haben, damit man sofort und mühelos erkennen kann: ist es ein Originalkarton aus der Zeit, oder ein Replica. Letzteres ist besser als gar kein Karton. Wenn jemand so gute Replica Kartons herstellt, dann darf man stolz auf sein Werk sein!? So wie er es ausführte ist es mir zu nahe am etwas vorgaukeln wollen, insbesondere durch Dritte mit dem damals neu aufkommenden e-bay.
Auch ist eine Bestimmung manchmal schwierig, weil für mich als Sammler zählt das Kaufdatum. Meist ist das ein Fachgeschäft, Börse oder Auktion. Bekanntlich können Ladengeschäfte begehrte Neuheiten kaum alle Bestellungen rechtzeitig ausliefern, da sie oft mehr Bestellungen haben, als ihnen zugeteilt wird. Aber auch das Umgekehrte kommt häufig vor, dass eine Lok zu einem Ladenhüter wird und dem Händler Monate bis Jahre liegen bleibt, bis sie endlich jemand kauft. Das kann unter Modellbahnern zu streit führen, wann genau "das richtige" Herstellungsjahr des Kartons und/oder Lok war. In Erinnerung haben wir, wenn etwas gekauft wurde, nicht wann etwas hergestellt wurde. Das muss nicht unbedingt exakt miteinander übereinstimmen.
Gruss
Hermann