Hallo Elibud,
möglicherweise kenne ich mich auf dem Gebiet ein wenig aus...
Ob mein Wissen Dir nützt, ist eine andere Frage. Viel wichtiger im Sinne von für Dich nützlich ist nicht Wissen per se, sondern Neukunden für alte Modellbahnen. Aber diese Art Kunden sind selten geworden. Im MoBa-Forum und auch sonst gibt es nicht mehr viele wie mich... Es vergeht kaum eine Woche, wo nicht irgendwo eine Modellbahn-Sammlung zum Verkauf steht. Z.B. gestern war ich in Hagneck Kt Bern, auch der sucht für eine Drittperson neue Liebhaber für alte gängige Modellbahnen.
Wenn es wirklich viele 1950-er Jahre Raritäten sind, dann hast Du grosses Glück. Die Regel ist es nicht. Durchschnittlich sind bei Sammlungen von 100-150 Loks ca 10 Raritäten dabei, wenn überhaupt. Zustand: Am besten wäre unbespielt, doch dies anzunehmen ist unrealistisch. Wenn die Sammler-Modelle wenigstens sehr gut erhalten, mit Anleitung im Originalkarton sind, dann sind schon mal ganz gute Voraussetzungen erfüllt. Sind die Loks jedoch erheblich bespielt und wenn auch noch der Karton fehlt, dann ist nahezu Hopfen und Malz verloren, der finanzielle Wert = ein Nonvaleur. Weil dann ist das Interesse weg! Ohne Interesse kann etwas noch so billig, oder teuer sein, wo keine Nachfrage ist, lässt sich auch kein Handel tätigen. Allenfalls lässt sich in so einem Fall nur noch symbolisch etwas Geld bekommen, von Bastler welche Teilespender suchen, oder Eigenkreationen selber bauen.
Wenn jemand wirkliche Raritäten anbieten kann, dass ist für den Verkäufer wie für den Käufer ein seltener Glücksfall geworden. Weil Neukunden gibt es für allgemeine "Oldtimer-Modellbahnen" nahezu keine mehr, dies ist eine Tatsache. Was es jedoch nach wie vor gibt, sind langjährige Sammler, welche akzeptable bis ganz gute Preise, selten gar Spitzenpreise offerieren, - für Modelle welche ihnen noch fehlen. Die Szene ist ähnlich wie bei Münzen, Briefmarken, Modellautos, Micky Maus Hefte und andere Sammler-Gebiete: Langjährige Sammler haben über Jahre bis Jahrzehnte alles Mögliche zusammengetragen. Komplett ist eine Sammlung nie, sammeln ist eine Leidenschaft, welche oft bis zum Lebensende andauert.
Jedoch während man zu Beginn seiner "Leidenschaft" kreuz und quer zusammenkauft, was einem vor die Augen kommt, haben wir heutzutage eine Situation, dass die Sammler nur noch ihre Sammlung vervollständigen möchten. Dies führt dazu, dass wenige Modelle den finanziellen Wert einer ganzen Sammlung ausmachen und auch heute noch gesucht und teuer bezahlt werden. Und aber auch parallel dazu, gängige Modelle, welche früher durchaus ihren hohen Sammlerwert hatten, heutzutage mangels Bedarf, schwer verkäuflich sind.
Sofern alle Beteiligten ehrlich und auch die Anbieter (mindestens mehr oder weniger) sachverständig sind, ist es heutzutage nicht mehr sooo ausschlaggebend, welche Art Verkauf gewählt wird. Ob klassisches Auktionshaus zum Dorenbach, e-Bay, Ricardo, Börse, Händler oder privat, oder per Inserat, früher hatte die Art des Verkaufs den viel grösseren Stellenwert, betreffend Ergebnis für den Verkäufer.
Heutzutage ist wichtig, eigentlich Matsch entscheidend, dass eine Sammlung die raren Modelle enthält, welche den langjährigen Sammlern noch fehlen! Ist das der glückliche Fall, wird der Verkauf einfach von statten gehen und alle Beteiligten werden zufrieden sein, egal welche Verkaufsart z.B. via Internet oder per klassische Auktionshaus Art gewählt wurde.
Ist es eine Sammlung, welche aus Modellen besteht, welche die Sammler schon längstens haben, dann nützt alles Fachwissen nichts mehr. Etwa zu vergleichen mit Bank Aktien. Vor 20-30 Jahren waren das ganz sichere SMI-Werte, von deren Werthaltigkeit jeder überzeugt war. Heute sind (Gross)Bank-Titel - je nach Kaufdatum - um mindestens 75% und mehr, vom Ursprungswert gefallen. Es gibt keine seriöse Methode, um kurzfristig den ursprünglichen Wert wieder zu erreichen. Es sei denn, die Nachfrage würde langfristig nachhaltig über die Jahre wieder zunehmen. Ob das je wieder der Fall sein wird, dass kann niemand mit Bestimmtheit wissen.
Es bleibt noch der ideelle, emotionale Wert früherer Kindheitserinnerungen. Heutige Generation der aktuellen Modellbahner interessiert nicht mehr gross, was die Väter und Grossväter vor 50-80 Jahren an Modellbahnen gekauft haben, die haben ihre eigenen technisch-Digitalen Gesetzmässigkeiten, was begehrt ist, was nicht.
Hat jemand originale Märklin Raritäten, TW 800, CCS 800, ST 800, G 800 usw im originalen Topzustand, oder gar Schweizer Modelle von Schweizer Herstellern aus der Krieg und Nachkriegszeit, dann finden sich auch heute noch genügend und gut bezahlender Sammler am Markt. In dem seltenen Fall darf man sich trotz Flaute kein X für ein U vormachen lassen, es sind (noch) teure Raritäten, durchaus auch finanziell. Dies ist jedoch ein Lotto-Treffer. Schweizer H0 Modelle um 1945 - 1955 sind mehrheitlich bespielt und oder haben Zinkschaden. Der Sammlerwert gibt es nur für unverbastelte Modelle, welche noch funktionieren. Die bald nach den Pionieren folgenden HAG Modelle ab etwa 1956 sind in ihrer Qualität unbedenklich. Aber daher existieren auch noch (zu) viele Modelle, trotz einem Alter von bis zu über 60 Jahren. Nach wie vor sehr gesucht sind immer nur einzelne leicht abweichende Varianten, welche nur kurz oder in kleinsten Stückzahlen im Verkauf waren. Z.B. 2-motorige originale HAG Ae 6/6, geschwärzte Ae 4/7 oder die weissen HAG Güterwagen mit Bier-Signete usw. Vereinfacht ausgedrückt: gesucht und gut bezahlt ist, was kaum vorhanden ist. Dies hilft dem Verkauf nur, wenn es sich wirklich um eine hochkarätige Sammlung handelt, was dem Wortlaut nach, nur noch selten anzutreffen ist.
Ich wohne in der Region Schwyz, das ist nicht all zu weit von Luzern weg. Wenn Du magst, ich kann bei Dir vorbei kommen und schauen, ob Raritäten dabei sind und wenn ja, welcher Wert +/- noch erreichbar ist. Das geht einfacher und ist (für Dich) viel zielführender, als wenn wir nur Vermutungen hin und her wälzen.
Willst Du keinen Sammler wie mich in Deinem Haus haben, dann lass das Auktionshaus zum Dorenbach kommen. Das hat für Dich den Vorteil, dass alle potentiellen Kunden auf dem gleichen Wissensstand und alle die gleichen Kauf-Chancen haben. Im Privatverkauf hast Du vielleicht etwas schneller und unkompliziert das Geld, aber auch die "Gefahr", dass allfällige Raritäten stark unter dem Preis verkauft werden und all das "normale" 0815 Zeugs, welches weniger den je, ein Sammler haben will, immer noch vorhanden ist.
Welchen Weg Du auch wählst, ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.
Mit besten Grüssen
Hermann (Longimanus)
(diesen Beitrag habe ich nochmals ergänzt und versucht, etwas verständlicher darzustellen).