Warum um Himmels Willen experimentierten die Ingenieure aus der ‚elektrischen Frühzeit‘ denn noch so lange mit Schubstangen herum und kamen nicht eher auf Zahnradlösungen für die Übertragung der Kräfte auf die Räder?
Zu diesem Thema nachstehend eine kleine pragmatische Abhandlung:
Diese Frage wird heutzutage ab und zu gestellt. Vorab eine grundsätzliche Anmerkung: Das Spiel des gefederten Lokrahmens mit den (grossen) Triebmotoren musste gegenüber den ungefederten Triebradsätzen irgendwie ausgeglichen werden; dazu wäre mit dem Stangenantrieb (der Dampflok) eigentlich genügend Erfahrung vorhanden.
Meines Erachtens waren aber eher Firmenphilosophie und -politik für ein bestimmtes System massgebend und nicht zuletzt auch die "Wünsche" der Kunden. Gerade bei BBC war man gegenüber dem Einzelachsantrieb für Triebfahrzeuge höherer Leistung noch relativ lange eher skeptisch eingestellt.
Die Firma Westinghouse in den USA hatte bereits sehr früh (1910) Lokomotiven höherer Leistung mit ihrem Einzelachsantrieb ausgerüstet. Dieser Antrieb wurde im Prinzip auch in der Schweiz unter der Bezeichnung "Sécheron-Federantrieb" schon früh verwendet. Die SAAS baute die sechs Be 4/7 mit diesem Antrieb; die SBB hingegen bestellte nach dem Probebetrieb am Gotthard eine Serie der Stangenlok Be 4/6 von SLM/MFO. Während die BLS die Be 6/8 von Breda mit Einzelachsantrieb in Betrieb nahm, kaufte die SBB etwa gleichzeitig eine zweite Serie von Güterzugloks Ce 6/8 III mit Stangenantrieb.
Mit den Ae 3/6 I baute dann auch die BBC eine Lok mit Einzelachachsantrieb - den Gelenkhebelantrieb System BBC (oder Buchli-Antrieb). Die zweitgrösste Serie dieser Leistungsklasse, die Ae 3/6 II, lieferte MFO wiederum mit Stangenantrieb, die dritte und kleinste Serie, Ae 3/5 und Ae 3/6 III von SAAS erhielten den eigentlich schon bewährten Sécheron-Federantrieb - dessen Federn allerdings später durch Gummipuffer ersetzt wurden.
Zum Thema Einzelachsantrieb sind im Netz verschiedene Artikel zu finden ...