Guten Morgen allerseits
Mit Interesse verfolge ich jeweils die verschiedenen Wege, die zum kostengünstigen Herstellen von Nadel- und Laubbäumen führen.
Gerne dokumentiere ich hier meine Methode, wobei ich gleich einleitend gestehen muss, dass diese Methode nicht auf meinem Mist gewachsen ist: In einem MIBA-spezial - aber vermutlich auch anderswo - wurde vor einigen Jahren der Bau von Fichten beschrieben. Zudem konnte ich vor einiger Zeit auf einer Ausstellung einen massiv runtergeschriebenen Bausatz von Silhouette/MiniNatur erstehen. Diese zwei (Wetter)fichten dienen mir als Vorbild für den Selbstbau.
Die Länge meiner selbst erstellten Fichten beträgt 15 bis 22 cm.
Der Stamm meiner Fichten besteht aus zwei 1 bis 1.5 mm dicken runden Messingprofilen, die Äste aus 0.5 bis 0.6 dickem Messingdraht (weich, Bastelbedarf).
Vorab baue ich eine Lötlehre. Man kann eine solche auf einem Holzbrett mittels Nägel erstellen. Praktischerweise verwende ich dazu aber eine gelochte Lötplatte, man kann dadurch auch mit den Formen der Fichten varieren (Wetterfichte, Hochstammfichte, Innenwaldfichte, Serbische Fichte ...).
Der erste Messingdraht für den Stamm wird in der Mitte der Lehre befestigt, danach wird der Draht für die Äste von oben nach unten grob um die Seitennägel gewickelt (s. Bild) und mit dem (unteren) "Stammdraht" verlötet. Danach wird ein zweiter "Stammdraht" über die Äste gelegt und diese zwei Drähte miteinander verlötet. Dazu brauchts einen Lötkolben von ca. 60 bis 100 Watt. Wichtig ist, dass genügend (!) Lötzinn zwischen den beiden den Stamm bildenden Drähten gut fliesst.
Nach dem Rauslösen aus der Lötlehre werden mit dem Seitenschneider die Abrundungen der Äste weggeknipst und letztere etwas in Form gebracht.
Danach müssen die Äste der Fichte in die endgültige Position gebracht werden. Man biegt diese von unten nach oben beginnend rund um den Stamm zur Seite. Ich achte darauf, dass unter den Ästen jeweils genügend Luft ist für die (z.T. hängende!) Benadelung der darüber liegenden Ästen.
In einem nächsten Schritt werden Stamm und Äste mit einer Rindenimitation versehen. Dazu verwende ich Quarzsand, man kann aber ebensogut andere Materialien verwenden wie feines Sägemehl, Streufasern o.ä.; ich verwende den Quarzsand beige, weil ein solcher Behälter von Busch bei mir seit Jahren ungenutzt rumliegt. Zuerst wird der Stamm mit Acrylbinder oder unverdünntem Weissleim satt bestrichen und danach mit dem Quarzsand bestreut. Wenn nötig - ist meistens der Fall - nach dem Trocknen ein zweites Mal bestreichen und nochmals bestreuen. Die unbenadelten Äste werde ich zukünftig nicht mehr mit Acrylbinder bestreichen, sondern mit verdünntem Weissleim, damit der Auftrag nicht zu dick wird.
Danach wird das "Gehölz" mit wasserlöslicher Mattfarbe dunkelbraungrau eingefärbt. Wobei: Ich bin mit dieser Farbgebung noch nicht ganz zufrieden. Ich werde versuchen, die Stämme mit ein wenig hellgrau noch zu granieren.
Mittels der Lötlehre und dem Seitenschneider kann man, wie vorgängig schon erwähnt, verschiedene Formen erstellen:
Die Benadelung kann bei dieser Methode als Kompromiss zwischen "teuren Bäumen" und "kostengünstig" betrachtet werden. Ich verwende die Benadelungsmatten von Silhouette. Solche können direkt von Silhouette oder auch in der Schweiz bezogen werden.
Aus der Benadelungsmatte werden quadratische bis rechteckige Stücke geschnitten - Astlänge ist massgebend - und danach mittels Haarclipsen mittig vorgefaltet. Nun wird jeweils Ast um Ast (nur Oberseite!!!) mit Alleskleber von Tesa oder UHU bestrichen und nach und nach die vorgefalteten Nadelteile auf den Ästen (wieder) mittels Haarclipsen befestigt. Der Baum wird danach bis zum Abbinden des Klebers verkehrt aufgehängt.
Wenn genügend Aufhängemöglichkeiten bestehen, können gleichzeitig zwei bis vier Bäume benadelt werden. Diese Benadelungsmethode kann allerdings etwas kniffelig sein; das heisst, man muss sich Zeit nehmen und Geduld haben.
Ist der Baum bis obenhin fertig benadelt, sollte man die Äste noch mittels Nagelschere etwas in Form trimmen. Vorab schnipple ich in die Benadelung von unten Schnitte in etwa 90° zum zugehörigen Ast. Auch eine von Innen gegen aussen abnehmende Länge der hängenden Benadelung erstellt man mit der Schere. Zuletzt bringt man insbesondere die grossen Äste in die typisch Fichten-Form: Am Stamm runterhängend und danach wieder gegen oben gebogen. Einfach mal draussen im Wald eine Fichte anschauen, nötigenfalls kann es auch nur eine Gartenvariante sein ...
Bei der nachfolgend gezeigten ersten selbstgebauten Fichte handelt es sich um einen Hochstamm- bzw. Innenwaldfichte. Solche bilden sich vor allem innerhalb des Waldes bei entsprechendem Lichtmangel infolge Unterholz. Derart geformte Fichten sind als typisches Waldbild nach grösserem Holzschlag oft zu sehen.
Abschliessend sei nochmals gesagt: Es führen viele Methoden zum Ziel. Für mich stimmt die hier beschriebene (im Moment noch) - und wer's auch mal versuchen will, dem wünsche ich damit schon jetzt viel Erfolg.