HAG - historische Decoder-Technik - IED 97

  • Hallo zusammen


    Durch den Beitrag von Oli (HAG Programmiergerät Nr. 500) habe ich mich meiner ADtranz 460er erinnert, welche ja auch mittlerweile historische Technik enthält. Leider funktioniert die Lok bzw. der Decoder nicht mehr - dazu später mehr.


    Einiges kann ich anhand der beiliegenden Unterlagen angeben, anderes aus der Erinnerung. Im Jahre 1997 - das war die Zeit der Märklin 6090 Decoder (damals immerhin als Set mit Motorteilen zu ca. CHF 190.-!) - entwickelte HAG zusammen mit der Ingenieurschule Biel einen eigenen Digitaldecoder - dieser wurde Intelligent Engine Driver oder kurz IED 97 genannt.


    Wie es damals dazu kam, dass ich eine Lok mit diesem Decoder kaufen konnte, weiss ich nicht mehr. Irgendwie muss das Publik gemacht worden sein, dass man sich als Testkunde melden konnte. Den Decoder konnte man dann in der Lok seiner Wahl erwerben - bzw. die Lok analog und den Decoder gab es quasi gratis dazu gegen das Testen und Ausfüllen eines Fragebogens.


    1997 war das Jahr des 150 jährigen Jubiläums der Schweizer Bahnen. Dazu gehörten Loks der Hauptsponsoren, so auch die silberne ADtranz-Lokomotive. Ich begann im Herbst 97' in der Lehrlingsausbildung der ABB in Zürich Oerlikon zu Arbeiten - damals schon ein eigener Verein namens ABB Lernzentren. Die ARbiet brachte immer wieder Kontaktpunkte zur Lokindustrie - so z.B. mit den DE 2000 der OSE oder dem Prototyp-Triebkopf ("Entenschnabel") für eine neue Talgo-Generation. So war klar, dass es die ADtranz-Lok sein sollte.


    Die Lok kaufte ich bei Willy Gysin in Liestal, sie kostete damals CHF 583.-.


    Soweit ich mich erinnern kann, lief die Lok hervorragend! Tolle Fahreigenschaften und sehr gute Lastregelung - auf jeden Fall passte der Decoder deutlich besser zu der HAG Lok/zum HAG Motor als der Märklin 6090 (dieser funktionierte damals ja auch, einfach nicht ganz so, wie man sich das wünschte).


    Eines Tages, ich habe das Bild immer noch im Kopf, stand die Lok zum Richtungswechsel auf einer damals vorhandenen Brücke über dem Depot - ich wechselte die Fahrtrichtung und es quoll relativ dicker weisser Qualm zu beiden Seiten der Lok hervor - der Decoder verabschiedete sich relativ Spektakulär. Seitdem liegt die neuwertig Lok in der Schachtel und wartet - quasi ein "historisches Zeugnis" zu sein auf was da noch kommt. Mittlerweile kamen weitere 460er dazu, die ADtranz etwas in Vergessenheit.


    Hier zuerst Bilder der Lok und ihrem Innenleben:


             


    Hier ist ein eventuell defektes Bauteil sichtbar /Der obere Transistor rechts unten der beiden grösseren Bauteile - wohl die Licht-Endstufe:


    (Es ist ein wie durchgebranntes Loch zu sehen)


    Dann kommen wir zu den ganzen Unterlagen:


    Der Lok lagen zwei Hinweiszettel bei - ich habe sie hier eingescannt auf einem Foto zusammen gefasst:


    Zum Decoder gehört auch eine vierseitige Betriebsanleitung:


        


        


    Wie weiter?


    Für mich stellt sich die Frage, was ich mit der Lok bzw. deren Fahrgestell oder nur dem Decoder tue:

    • So sein lassen, wie sie ist?
    • Den Decoder ausbauen und die Lok/das Fahrgestell bei HAG in die aktuelle Version (mit LED Beleuchtung) umbauen lassen?
    • Das Fahrgestell zum Tausch anbieten - vielleicht hat jemand Interesse an diesem "Digital-historischen" Objekt?

    Mir gefällt die Lok gerade sehr - das Silber wirkt sehr nobel - die Lok ist de facto neu:rolleyes:


    Vielleicht kann jemand den Decoder auch reparieren?


    Was ist sonst noch zum ganzen Thema bekannt, wer weiss Weiteres?


    Das finde ich die spannende Frage, was damals rund um das Projekt alles war. Ich weiss für den Moment nicht mehr, als ich hier aufgeschrieben habe. Und ja, es sit schon schade, dass sie nicht mehr fährt - ein Vergleich mit den heutigen Decodern wäre schon spannend.


    HAG verwendete ja vorher Märklin oder wohl Lenz Decoder oder gar solche nach Wahl - danach Digitrax und ESU, teils auch ZIMO. Heute sind wir ja eindeutig bei ESU.

  • Danke Christian für den interessanten Bericht:thumbsup:.


    Wäre es mein Modell, ich würde versuchen, diesen Prototyp-Decoder artgerecht reparieren zu lassen:rolleyes:. Als Zeit Dokument mit so einer Geschichte wäre es schade, diesen Youngtimer Super-Decoder zu ersetzen, oder gar zu entfernen. Auch wenn ein Decoder Austausch wohl das zweckmässigste wäre. Auch einfach defekt sein lassen, wäre eine Option. Du wirst noch viele andere funktionierende Modelle haben. Real trotzdem sehr unbefriedigend. Als Sammler will man funktionierende Loks, erst recht wenn das Modell ansonsten neuwertig ist.


    Eine Frage noch: wohl kein Zufall, dass sich der Decoder ausgerechnet beim Umschalten verabschiedete! Wurde diese digitale Lok zum typischen "alten Trafo" Analog Betrieb Opfer? Oder wird dann und wann auch rein Digital betrieben, der Decoder abgefakelt, wenn es um das Umschalten geht?


    Kann mir als Digital Ignorant jemand erklären: wie wird beim Mittelleiter ex AC-System bei modernen ACC Digital Komponenten die Fahrrichtung gewechselt? An der Ausgang Klemme liegt konstanter ACC Strom vor, Motor baugleich mit DC. Auch die Decoder Elektronik dürfte rein DC(C) geeigneten Bauteile enthalten. (Der 6080 war wohl der 1. wie auch letzte reinrassige AC-Kompromiss-Decoder). Trotzdem akzeptieren die meisten modernen Decoder auch den klassischen AC-Impuls wie auch Analog Fahrstrom, wenn die definierten Grenz-Impulse eingehalten werden. Dieser Umschalt Impuls ist für einen Decoder vielleicht so, wie wenn die Erde einen kleinen Gammablitz streift?


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Hallo Hermann


    Danke für dein Feedback!


    Der "Umschalt-Vorgang" war nur der Befehl zum Wechsel der Fahrtrichtung. Die Lok stand nie unter "Analog-Strom"...

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.