Die Bahnen auf die Königin der Berge

  • Hallo zusammen


    Am Wochenende war ich nach über 20 Jahren (!) wieder Mal auf der Königin der Berge - der Rigi. Es ist einfach wunderschön im "Hermann-Land"! :thumbup:


    Nebst dem schönen, ja schon fast frühlingshaften Wetter haben mich die nach wie vor äusserst vielfältigen Zugskompositionen der Arth-Rigi- und der Vitznau-Rigi-Bahnen fasziniert.

    Angereist bin ich von Lyss via Bern - Olten und dann ganz ungewohnt mit dem RegioExpress via Südbahn (Lenzburg - Wohlen - Rotkreuz) nach Arth-Goldau.


    In Arth-Goldau erwartete mich auf den normalspurigen Zahnradgleisen, die mit einer Fahrleitung mit einer Spannung von 1'500 Volt Gleichstrom überspannt sind, eine blau-weisse Komposition, die mir äusserst gut gefällt. Was mir von Anfang an positiv auffiel, sind die sehr breiten Wagenkasten - bei Bergbahnen ist man sich dies nicht gewohnt, da die Spurweite natürlich fast 60 cm breiter ist als beispielsweise bei der Wengernalpbahn. In der Bergstation Rigi Kulm konnte ich die Aufnahmen des gesamtes Zuges machen:



    Unterwegs gab es noch eine interessante Betriebssituation, als im Bahnhof Rigi Wölfertschen-First gekreuzt werden musste - in einem Bahnhof, wo nur eine Weiche vorhanden ist.

    Der talwärts fahrende Zug musste also talseitig abkreuzen, damit der bergwärts fahrende Zug passieren konnte. Von unten her sah es etwas gar speziell aus, wenn einem im einspurigen Abschnitt eine Komposition entgegen kommt. Auf der ARB konnte ich keine Einfahrsignale ausmachen. Die Bahnhöfe werden durch die Bahnhofstafeln begrenzt.


    Für diese Kreuzung hatte der Lokführer im Führerstand den rot / weissen Zettel dabei, links oben unterhalb des Dienstfahrplanes.


    In der Bergstation Rigi Kulm kamen gleich drei Generationen von Zügen zusammen - der eine von der ARB (Arth-Rigi-Bahn) und zwei von der VRB (Vitznau-Rigi-Bahn):



    Einfach herrlich, diese VRB-Komposition mit dem verzierten Triebwagen (Chromstreifen à la Ae 6/6 und Luzerner Kantonswappen) und dem Sommerwagen! :)

    Da ist für mich der neue Rigi-Triebwagen von Stadler (Bhe 4/6) weniger eine Augenweide...


    Auf der Wanderung von Rigi Kulm nach Rigi Scheidegg konnte ich diese Aufnahme machen (herrliche Stimmung oberhalb der Wolken / dem Nebel :thumbup: ):



    Etwas ganz Interessantes konnte ich dann nach dem Mittagessen in Rigi Kaltbad entdecken.

    Am Waldrand konnte ich diese sehr aussergewöhnliche "Behausung" fotografieren:



    Auf den Radlagern konnte man die Initialen "RSB" ablesen und ich fragte mich, was das sein könnte...

    ... bis mir diese Infotafel die Frage beantworten konnte:



    Dies müssen also Drehgestelle von der ehemaligen Rigi-Scheidegg-Bahn (RSB) sein.


    Die Rigi-Scheidegg-Bahn kam durchgehend 1875 in Betrieb, das Viadukt bei Unterstetten ist nach wie vor bestehend und wurde vorbildlich restauriert - nun führt der Wanderweg darüber:



    Die Strecke wurde damals als "Panoramabahn" gebaut, die Konzession wurde ein Jahr nach Fertigstellung der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) erteilt.


    Am Abend ging es dann mit der Luftseilbah von der Rigi-Scheidegg nach Kräbel, von wo aus es weiter mit der ARB zum Bahnhof Arth-Goldau ging.
    Da gab es auch noch zwei Aufnahmen - unter anderem vom ARB-Triebwagen Nr. 6, welcher sich bergwärts aufmachte für die "Fondue-Fahrt".


    Intelligent finde ich Ski-Halterungen, so muss nicht zusätzlich ein Vorstellwagen etc. mitgeführt werden. Ohne die Skihalterungen kämen jedoch die sich in sehr gutem Zustand befindenden Fahrzeuge noch besser zur Geltung.

    Freundliche Grüsse aus dem Berner Seeland von Dominik

    Sammelt und fährt H0 / H0m / H0e ...von SBB über BLS und MOB bis zur RhB und Mariazellerbahn! 8)

    Instagram: gumoba96

  • Bitte gerne geschehen - sind nur ein paar Schnappschüsse mit der Handykamera. ;)

    Es freut mich, konnte ich Dich für einen Rigi-Ausflug motivieren - es lohnt sich auf jeden Fall! :thumbup:

    Freundliche Grüsse aus dem Berner Seeland von Dominik

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  • Guten Abend Dominik,

    Danke für Deine schönen im Ausdruck starken Fotos :thumbsup: Und das Ganze noch mit dem Handy...

    Und Du hast einen guten Tag erwischt, Du hast ja beinahe den ganze Rigi VRB und ARB Fuhrpark aufgenommen :thumbsup: , das muss einem auch erst einmal gelingen, ohne 10 x ein Billett zu kaufen. Wunderschön auch Dein Nebelfoto, nicht zu viel, nicht zu wenig, sondern genau perfekt erwischt :)


    Nicht dass ich jetzt mit Ach & Krach und Schande aus Brunnen heraus geprügelt werde, aber "Königin der Berge"?!? Offenbar gab es schon 1871 absolute Marketing Profis. Und ja, wahrscheinlich sind auf keinem anderen Berg der Schweiz, mehr Könige, Königinnen, Fürsten und sogar Kaiser gewesen, als auf der Rigi, von dem her stimmt ja die Aussage.


    Bereits vor 1871 gab es Unterkünfte auf der Rigi und die verarmten jungen Männer vom Kanton Luzern und Kanton Schwyz prügelten sich wörtlich darum, wer die edle Kundschaft in Sänften auf die Rigi tragen darf... Ich möchte mein Leben nicht mit einem Bettler tauschen und habe auch nicht im Sinne einer zu werden: trotzdem, was für eine Arroganz, nur weil man reicher ist, sich hinauftragen zu lassen :thumbdown: . Die richtige Antwort wäre da; du reicher Schnösel, laufe doch selber hinauf! Es sind etwa 1362 Höhenmeter Differenz. Da wird mir nur schon beim Gedanke daran schlecht, eine Person welche gesund ist und selber laufen könnte, hinauftragen zu müssen. (Etwas ganz anderes ist, wenn jemand sein Bein gebrochen hat und es sich um eine Rettung handelt).


    Aber die lokalen Einheimischen waren auch keine Heiligen: Sie wussten den biochemischen Grund nicht, aber sie und nur sie hatten ausreichend Erfahrungswerte, dass wer Seewasser oder frische Kuhmilch trinkt, oben gesund bleibt, wer oben im Hotel das Wasser trinkt, was man vorgesetzt bekam, der mag wohl 1 Woche gebucht haben, blieb aber trotzdem unfreiwillig bezahlte 2-3 +... Wochen auf der Rigi, weil das Wasser war mit Keimen verseucht. Wenn man den Prozess nicht versteht, (damals noch unmöglich), aber trotzdem aus Erfahrung ganz genau wusste, dass das Wasser von der Kuhweide neben an krank macht und das Wasser vom See unten gesund ist, dann ist dieses Verhalten so ziemlich das Gegenteil von königlichem Hotel-Verhalten. Nun, da zu der Zeit generell die Hygiene nicht der heutigen Kultur entsprach, ist es nicht gross aufgefallen, wenn die Gäste widererwarten "plötzlich" krank wurden, in Paris und Berlin wurden sie das sowieso.


    Zu Saison Zeiten muss es damals ganz offiziell ein Rigi-Girl gegeben haben, (Liebesdienerin), die machte dort oben bessere Geschäfte als unten im Flachland. Allein nur schon die Zeit zu haben, ohne dass es einer Notwendigkeit bedurfte, einfach aus Lust und Neugierde heraus, auf die Rigi zu wollen, das war zur damaligen Epoche ein untrügliches Zeichen, zur Oberschicht zu gehören, was entsprechend Leute anzog, die ihre Dienstleistung anbieten wollten. Bei einem bekannten deutschen Dichter, welcher selber die knapp 1400 Höhenmeter auf die Rigi hinauf gelaufen ist, hatte das Rigi-Girl kein Glück, er soll gesagt haben: "er sei klar zu müde, alle seine Glieder seien steif, ausser eins nicht"...


    Ein weiterer Grund, dass dieser Spruch die Rigi, "die Königin der Berge" eben doch stimmt: egal ob beim See unten, am Fuss der Rigi, Mitte oder am Gipfel oben; an der Rigi lässt sich leben, egal wo. Auf den echten Königinnen der Berge, da würde man (ohne Biwak) kaum 24 Stunden (über)leben können, sobald man oben ist, wird der Traum bereits nach kurzer Zeit zur Illusion.

       

    Weisshorn und Matterhorn, Dent d`Hérens, Wellenkuppe, Obergabelhorn. Dazu die Tete Blanche und Ansatz der Dent Blanche


         

    Eiger Mönch und Jungfrau: Links vom Hauenstein aufgenommen, rechtes Foto auf dem Rigi Kulm.


    Auf der Rigi-Königin der Berge, darf- und kann man stundenlange oben bleiben, ohne jede Risiken. Aber nicht alle Rigi Gipfel haben eine Bahn: der 2. höchste Gipfel, die Rigi Hochflue 1698 m, da muss (darf?) man spätestens ab halber Höhe, selber hinauf laufen. Und zumindest sieht man auf der Rigi am Gipfel oben, an guten Tagen die alpinen Königinnen der Berge, die stehend u.a. im Kanton Bern.


       

    In der Nähe von meinem Haus hat es ein "blödes Digital-Gesichtli", welches mich fasziniert. Es spornt einem "zu schneller" an, aber ab einem gewissen Alter klappt das nicht mehr so gut (zu Fuss). Momentan gehöre ich zu der Gruppe am kommenden Röbi-Ausflug zum Rheinfall, welche alles fahren möchte, anstatt zur sportlichen Abteilung. Das kann es ja nicht sein ;(. Ich wollte doch 2024 auf den Mönch... Das Gesicht zeigte 18 km/h an und grün, dann wird man ja wohl auch noch 20 km/h können, auch dies wäre noch weit im grünen Bereich gewesen, statt dessen gab es eine Zerrung und einen leichten Bruch neben der geflickten Stelle. Es hat geheissen, ich hätte vorher Übungen machen sollen und mich aufwärmen, begreif doch deine Grenzen? Die kommen aber schnell...


       


       



    Bei der Rigi Bahn ARB könnte man noch etwas touristisch vermarkten, wo es einfach nur still und weglos ist:

    Diese ARB Brücke nahe bei Chräbel, ist meines Wissens die älteste Fachwerkbrücke in Normal(Zahnrad)spur, welche noch Tag für Tag im Alltag benutzt wird. Diese Brücke stammt in ihren Grundzügen von 1873, ist also immerhin 151 Jahre alt. Wie man sieht, wurden später andere Teile hinzugefügt, aber der Kern ist Irrtum vorbehalten: uralt.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Guten Morgen Hermann


    Vielen Dank für Deinen interessanten Bericht von früher - und nicht nur aus der touristischen Perspektive, sondern die ungeschönte Wahrheit. :)

    Marketing scheint also nicht eine Erscheinung aus den letzten Jahrzehnten zu sein - geschicktes Geschäften und sich gut zu verkaufen wissen sind seit jeher wichtige Eigenschaften für den Schweizer Tourismus.


    Wie immer werden Deine Berichte mit eindrücklichem Fotomaterial begleitet, vielen Dank dafür. Das mit der Fachwerkbrücke an der ARB-Strecke wusste ich gar nicht, sehr interessant!

    Freundliche Grüsse aus dem Berner Seeland von Dominik

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  • Danke Hermann für die schönen Fotos. Die Chräbel Brücke wurde noch hergestellt aus dem "Uralt"-Stahl mit viel zu hohem Kohlenstoffanteil. Sie ist auch vollständig genietet. Im vierten Bild sieht man an der Untersicht den Brems- und Windverband. Hätte die ARB eine Achslastenentwicklung wie die SBB durchlaufen müssen, wäre diese Brücke wohl ersetzt worden. Spannende Zeitzeugen findest du immer wieder!

    Gruss Oski

    signatur_egos.jpg

    ...auch Nichtraucher können süchtig sein nach Zündhölzern!

  • Vielen Dank für die wunderschöne Aufnahme, Fabian! 8) Dieses Spektakel habe ich verpasst, da ich am Samstag oben war.

    Freundliche Grüsse aus dem Berner Seeland von Dominik

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