Das die SBB auch "Schlägertruppen" hat ist ja nichts neues... :
ZitatAlles anzeigenSBB-Passagier prüft Ausweis von Kontrolleur – Situation eskaliert
Ein Fahrgast hat SBB-Bahnpolizisten wegen Körperverletzung angezeigt. Kurt J. hinterfragte die Echtheit des Ausweises eines Kontrolleurs – und wurde dafür körperlich malträtiert.
Kurt J.* hat bei der Kantonspolizei Zürich gegen einen zivilen Kontrolleur der SBB und zwei Bahnpolizisten wegen Tätlichkeit und Körperverletzung Anzeige erstattet: Sie haben ihm am vergangenen Sonntag übel mitgespielt: Eine Beule an der Stirn zeugt davon, dass sie seinen Kopf zu Boden drückten, Schürfungen an den Handgelenken und Zerrungen am Unterarm stammen von engen und im Griff verdrehten Handschellen, Kopfschmerzen, ein gequetschter Oberarm sowie Schürfungen und Prellungen an den Rippen von einem Schlagstockeinsatz. Und das, obwohl der Mittdreissiger ein gültiges Billett vorweisen konnte. Er hatte die Echtheit des Ausweises des Kontrolleurs hinterfragt. Die Situation eskalierte.
Kurt J. wartet am vergangenen Sonntagabend an einem Bahnhof der Zürcher Agglomeration auf die S 5, es ist kurz vor Mitternacht. Auf dem Perron geht es hoch her. Junge Erwachsene stehen in Gruppen beieinander, ziehen einander auf, einige von ihnen mit Bierdosen in der Hand. Mit Kurt J. besteigen sie den Zug. Ein junger Mann mit einer Umhängetasche und Gelfrisur löst sich aus einer der Gruppen und verlangt nach der Fahrkarte des Mittdreissigers.
«Der Ausweis sah nicht echt aus»
«Ich hatte den Eindruck, als wollte einer dieser Übermütigen sich einen Scherz erlauben. Deshalb forderte ich in anständigem Ton den jungen Mann auf, mir seinen Ausweis zu zeigen.» Dieser kommt der Aufforderung zwar nach. «Der Ausweis sah aber nicht echt aus – ein Bild, eine Nummer und ein kleines SBB-Logo. Das hätte ich am Computer in fünf Minuten auch zustande gebracht.» Deshalb zückt Kurt J. sein Handy, um den Ausweis abzulichten und ihn später zu überprüfen. «Ich habe den Mann zudem nach seinem Namen gefragt.»
Gemäss Kurt J. verliert der Kontrolleur die Nerven: Er greift nach der Hand des Zürchers und dessen Mobiltelefon, schubst ihn mit dem Ellbogen in den Sitz zurück. Die Kollegen des SBB-Mitarbeiters eilen herbei, alle ebenfalls mit einem dieser Ausweise ausgestattet. «Ich realisierte in diesem Moment, dass die Dokumente echt waren. Trotzdem sagte ich dem Kontrolleur, dass er mit diesen Handgreiflichkeiten zu weit gegangen sei – zumal ich ein gültiges Billett und ein Halbtax vorweisen konnte», fährt der Passagier fort. Die Kontrolleure verspotten Kurt J. Ein «Herziger» sei er, dass er die Ausweise überprüfen wolle. Sie beschliessen, die Bahnpolizei zu alarmieren, um ihn anzuzeigen. Er habe das Recht des Kontrolleurs auf das eigene Bild verletzt. «Gegen diesen Vorwurf wehrte ich mich, da ich weiss, dass ich dieses Recht nicht verletzt habe. Schliesslich hatte ich ihm von Beginn weg gesagt, dass ich das Foto nur zur Überprüfung nutzen wollte.» Auf dem Perron des Zürcher HB wartet schon die Bahnpolizei. «Das kam mir entgegen, so konnte ich Unbeteiligten die unglaubliche Eskalation der Situation beschreiben. Gerade weil ich mich die ganze Zeit friedlich und korrekt verhalten hatte.»
«Wie ein Schwerverbrecher führten sie mich quer durch den Bahnhof»
Während ein Polizist sich den Vorfall vom Passagier schildern lässt, hört sich der zweite die Version der Kontrolleure an. Die Situation scheint sich zu beruhigen. Bis Kurt J. zum Handy greift. «Ich wollte einlenken und war bereit, das allfällige Bild des Ausweises zu löschen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal sicher, ob die Kamera trotz des Eingriffs des Kontrolleurs ausgelöst worden war.» Dazu kommt er nicht. «Einer der Kontrolleure schrie sofort, man solle mir das Telefon wegnehmen, es handle sich um Beweismaterial. Er wolle mich anzeigen.»
Die Situation spitzt sich zu: «Die Polizisten gingen auf mich los. Einer mit einem Schlagstock, auch die Kontrolleure packten an. Sie wollten mir das Handy entreissen, wogegen ich passiven Widerstand leistete.» Kurt J. will auf seinem Recht beharren. Er wird verletzt, als ihm die Bahnpolizisten Handschellen anlegen.
«Wie ein Schwerverbrecher führten sie mich gefesselt quer durch den Bahnhof zum Posten der Kantonspolizei», erinnert sich der Fahrgast. Er habe die Männer zur Vernunft bringen wollen, indem er sie auf den Exzess hinwies. Vergeblich. Bei der Kantonspolizei erstattet Kurt J. schliesslich Anzeige. Später lässt er sich auf Anraten des zuständigen Kantonspolizisten von einem Arzt untersuchen, der seine Blessuren protokolliert. Nach eigenen Angaben hat der zuständige Kantonspolizist dem Zürcher beschieden, dass er zusätzlich eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs und Freiheitsberaubung erstatte.
Kontrolleure werden ein halbes Jahr lang ausgebildet
Die Kantonspolizei bestätigt gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnet, dass Kurt J. Anzeige wegen Körperverletzung und Tätlichkeiten erstattet habe. «Was daraus resultiert, wird die Staatsanwaltschaft entscheiden», sagt Kapo-Sprecher Marc Besson.
Die SBB wissen von der Anzeige. Ob der Vorfall für den Kontrolleur und die Bahnpolizisten Folgen hat, wollen sie allerdings nicht kommentieren. «Da der Kunde Anzeige gegen SBB-Mitarbeitende erstattet hat, können wir wegen des laufenden Verfahrens nicht detailliert auf den Fall eingehen», sagt SBB-Sprecherin Lea Meyer. Immerhin aber so viel: «Die Schilderungen unserer Mitarbeitenden sind nicht identisch mit den unten stehenden Angaben.» Den genauen Sachverhalt werde nun die Zürcher Staatsanwaltschaft ermitteln.
Selbstverständlich hätten die Bahnkunden das Recht zu wissen, wer ihr Billett kontrolliere, stellt Meyer klar. Sie bestätigt, dass die Kontrolleure am Sonntag in ziviler Kleidung Stichkontrollen durchgeführt und dabei einen Ausweis vorgewiesen hätten, der sie als Mitarbeiter der SBB legitimiert habe. «Unsere Mitarbeitenden im Regionalverkehr werden in ihrer halbjährigen Ausbildung unter anderem geschult, mit aggressiven Bahnkunden umzugehen.» Bei kritischen Fällen hielten die SBB ihr Personal an, sofort die Bahnpolizei zur Unterstützung aufzubieten. «Dies wurde am Sonntag auch so gemacht.»
*Name der Redaktion bekannt.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
Erstellt: 29.11.2013, 12:04 Uhr
Quelle:
http://www.tagesanzeiger.ch/zu…-eskaliert/story/18357294
Grüessli
Silver