Neuauflage Nina Re 420 BLS

  • Wissen wir, wie gut die aktiveren Neuheiten Produzenten rentieren? Kennen wir die Eigenkapitalquote internationaler Modellbahn Hersteller?

    Wissen wir wirklich, wie deren Finanzströme laufen? Ich weiss es jedenfalls nicht. Wage aber zu behaupten, wenn mir gewisse wirtschaftliche Kenndaten von Form-Neuheiten liefernden Produzenten bekannt wären, würde ich (auch) deren Modelle wollen, aber ja nichts Weiteres wollen. Müsste sich das Techno-Wunderkind Tesla gänzlich selbst finanzieren, wäre dort schon längstens aus die Maus?!...


    Roger hat das finanzielle Unternehmer-Risiko des Modellbahnherstellers angesprochen. Aber das ist "nur" ein Faktor, wenn auch ein ganz wesentlicher. Genau so schwierig dürfte sein, auf die "richtige Neuheit" zu setzen. Entweder sind es "nur" Wagen, oder relative Form-Neuheiten d.h. Modelle von Vorbildern, welche schon vor 10 - 40 Jahren vom gleichen-, oder anderen Herstellern geliefert wurden. Teils mässig gut, teils hervorragende Qualität. Oder extreme Exoten: SBB Doppellok Ce 6/6 gibt es (noch) nicht als Modell! Welche bekanntere SBB Wechselstrom E-Lok fehlt sonst noch als H0 Modell?


    Habe mal dazu was zusammengestellt, weiss aber nicht, ob dies hier der richtige Thread ist oder ob der Beitrag nicht besser im Thread "Neue Formen von HAG, Wünsche und Ideen" aufgehoben wäre.


    Es wird hier ja öfters über Formneuheiten diskutiert. Basierend auf der heutigen Herstellungstechnologie sind genau diese aber kaum realisierbar, nicht aus technischen, sondern aus kommerziellen Gründen. Um zu einem kommerziellen Erfolg zu werden müssen ansehnliche Stückzahlen produziert und verkauft werden können. Genau daran scheitern aber solche Vorhaben. Man muss auch berücksichtigen: der Markt hat sich verändert. Wir haben heute nicht mehr die gleichen Rahmenbedingungen wie vor 20 Jahren. Die Reichweite hat sich – genauso wie die real verkehrende Fahrzeugpalette - massiv verändert.


    Schauen wir mal etwas zurück. 1996 lieferte HAG die ersten Modelle der Re 460 aus, wohlverstanden, der (von den Stadler-Loks abgesehen) letzten echten Schweizer Lok. Dies war 5 Jahre nach Erscheinen des Originals. Ergo: 22 Jahre (davon 17 von Old-HAG) wurde kein Lok-Modell mit neuer Form ausgeliefert. Warum wohl? Weil sich das ganz einfach nicht finanzieren liess. Nicht berücksichtigt sind die GTW’s (ab 2009 ausgeliefert), da es sich hier eigentlich um einen Triebwagenzug handelt (und der kommerziell ganz sicher auch kein Hit war). Ebenso aussen vor gelassen wird die Ee 922 welche ja grösstenteils von Roger Gahler bei Old-HAG konstruiert wurde, aber mangels Potential (beim Übergang von Old- zu New-HAG lagen gerade mal etwa 350 Bestellungen vor) blieb dieses Modell bei Adolf Schoch und seiner HAG Classic. Persönlich hatte ich damals das Verkaufspotential auf 800 bis 850 Exemplare geschätzt und dass mit diesen Stückzahlen kein Geld verdient werden kann, dürfte nun wirklich klar sein. Die Ee 923 war dann nach mir auch grösstenteils eine Resteverwertung aus zu viel produzierten Komponenten der Ee 922. Das ist natürlich legitim und ganz sicher kein Kritikpunkt, im Gegenteil, das macht absolut Sinn. Man darf einfach nicht vergessen, dass dieses Modell aufgrund der realen Verbreitung kein Renner sein kann. Hätte ich eine Anlage, dann würde irgendwo auf einem Abstellgleis so ein Modell zur Zierde herumstehen. Aber das wäre dann ein einziges Modell und nicht Dutzende.


    In meinen Augen war die Re 460 für HAG der absolute Glücksfall, dieses Modell mit seinen fast unzähligen Varianten hat der Firma bis heute das Überleben gesichert.


    Welche Loktypen sind seit dem Erscheinen der Re 460 eigentlich noch anzutreffen? Mir fällt da nur eine Lok-Familie mit recht grosser Verbreitung ein, nämlich die TRAXXen. Diese wurden ab 1997 gebaut. Das wäre eine echte Formneuheit gewesen und deshalb haben sich da eine ganze Reihe von Herstellern auf diese Typen gestürzt. Die Hauptverbreitung der Lok war aber nicht die Schweiz. Wenn HAG früh mit dem Modell am Markt hätte erscheinen können, wäre es sicher möglich gewesen, einen gewissen Marktanteil zu ergattern. Das Problem war aber, dass in Mörschwil ganz einfach die Mittel und Ressourcen für eine solche Entwicklung fehlten. Eine nachträgliche Veröffentlichung war für mich dann logischerweise obsolet. Da wäre HAG dann ganz einfach zu spät gewesen.


    Wie sieht der Ausblick in die Zukunft aus? Für mich eher düster. Vermehrt erscheinen im Vorbild ganze Triebwagenzüge, was ich als Horror für Modellbahnhersteller betrachte. So schön diese auch sind, so komplex, aufwändig und teuer sind sie in der Herstellung und schlussendlich im Verkauf. Auch hier gilt, dass damit keine grossen Stückzahlen mehr erreicht werden können. Der Anteil an Einzelloks wird m.E. weiter zurückgehen, es werden sich so standardisierte Typen wie die BR 185 (und Derivate) oder der BR 193 (Vectron) durchsetzen, aber sonst sehe ich da kein grosses Potential mehr.


    Eingangs des Beitrages habe ich den Begriff «Herstellungstechnologie» verwendet. Ich denke, dass darin die Zukunft liegt. Ich kann mir vorstellen, dass bei signifikant besseren Materialien und einem stark verbilligten 3D-Druck die Möglichkeit geboten wird, kleine Stückzahlen rentabel zu produzieren. Dann können auch solche Kleinserien-Typen wie die von Hermann erwähnte Ce 6/6 und erst recht absolut massstäbliche Loks kommerziell erfolgreich geliefert werden. Und genau darauf baue ich.

    Gruss


    Roland

  • Punkt!


    Dem ist wohl nichts mehr beizufügen, Roland.:thumbup:

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Zuerst möchte ich vorausschicken, dass ich deine Einschätzung NICHT teile - es fehlt mir aber gerade die Motivation dazu wieder zeilenweise zu schreiben. Ich denke, das liesse sich besser mal von Angesicht zu Angesicht akustisch klären. ;)

    Die Ee 923 war dann nach mir auch grösstenteils eine Resteverwertung aus zu viel produzierten Komponenten der Ee 922. Das ist natürlich legitim und ganz sicher kein Kritikpunkt, im Gegenteil, das macht absolut Sinn. Man darf einfach nicht vergessen, dass dieses Modell aufgrund der realen Verbreitung kein Renner sein kann.

    Diese Falschinformation möchte ich hier doch noch richtig stellen. Es konnten mit wenigen Ausnahmen (nach meinen Infos Stromabnehmer und Achsen) keine Komponenten der Ee 922 verwendet werden - die Lok ist vorbildrichtig mit allen Änderungen realisiert worden (völlig anderes Gehäuse und Irrtum vorbehalten auch ein anderer Achsstand).

  • Dem ist wohl nichts mehr beizufügen,


    Das glaubst auch nur du. :D


    Grundsätzlich stimmt was Roland schreibt, nun kommen aber diverse Aber.


    Ein Modell mit einem Druckgussgehäuse wird es von HAG nie mehr geben. Wie richtig erwähnt, viel zu teuer. Es wird auch nie ein Metallmodell von heute angewendeten additiven Verfahren (3D Druck) geben. Die Ansprüche an ein Modell können nie befriedigt werden.


    Additive Fertigung wird immer teuer sein, ist aber vermutlich die perfekte Lösung für kleine Serien wie HAG sie fertigt. Die Fertigung passiert direkt ab 3D Daten ohne den Umweg über Druckguss oder Spritzgusswerkzeuge gehen zu müssen. Im Bereich Kunststoff schreitet die Technologie sehr schnell voran und ich kann mir gut vorstellen in absehbarer Zeit brauchbare Modelle gefertigt durch diese Technologie zu sehen. Die Konturschärfe eines Spritzgussgehäuse ist mit den heutigen Verfahren allerdings nicht erreichbar. Kleine Details verschwimmen immer.


    Ein ganz wesentlicher Faktor ist, will HAG überhaupt noch die Riskien einer Investition eingehen? Spielt die doch stark überalterte Kundschaft, meine persönliche Wahrnehmung, überhaupt mit wenn ein Lokmodell oder Triebfahrzeug Modell nicht aus Metall aufgelegt wird? Lassen sich mit einem Kunststoffmodell neue Kunden finden? Fragen über Fragen.


    Wenn ich mir gewisse Neuerscheinungen anschaue, dann haben diese eine atemberaubende Detailgetreue. Auch hier stellt sich wieder die Frage, ist in der Masse der Spiel und Betriebsbahner in der Mehrheit oder der Modellbahner der nach immer mehr Detailtreue fragt?


    Ganz sicher sind die Leute die sich regelmässig in den Foren tummeln nicht das Mass der Dinge. Ihre Welt spielt sich typischerweise in engen Grenzen ab. ;)


    Zumindest ich würde seriös abklären ob es rentabel ist die Form der Re 4/4 II mit einem Formeinsatz an die Erstserie dieser Lok anzupassen. Ein kleiner Schritt der ein typisches HAG Modell realisieren lässt. Erweitert das Programm um eine Modell Variante ohne überbordende Kosten.


    Wie konturscharf sich Teile in Vakuumguss abbilden lassen, weiss ich leider nicht. Es könnte eine Technologie sein, die für kleinere Serien passend ist. In der alten Firma haben wir so Gehäuse für wenige hundert Stück produziert.


    Das gleiche Verfahren für Kunststoff.


    Vermutlich gibt es noch viel mehr Verfahren die geeignet sein könnten, man muss sie einfach kennen. Dafür gibt es Fachausstellungen der Zulieferindustrie im In- und Ausland. Der Besuch einer solchen kann nie schaden.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Ganz im Sinne von Roger: "Eure Sorgen möcht' ich haben..."


    ...und jetzt mache ich als Nichtsammler von HAG-Modellen und in Unkenntnis der von HAG angebotenen Modelle (bei mir ist einzig der BDe 4/4 1640 = im Einsatz) und in Unwissenheit der Tiefe dieser Diskussion das "Gschtürm" noch grösser als es bereits ist :D und stelle zusätzlich eine Frage zum Vorbild:
    Meines Wissens gingen seinerzeit einige Re 4/4 II zusammen mit den EW 3 Pendelzügen an die BLS. Bei diesen Re 4/4 II müsste es sich durchwegs um Loks der ersten Serie 11001 - 11050 handeln (kurzer Kasten, steilere Stirnwand, ursprünglich mit AZDK).
    Nach der 1. Unternehmensreform der SBB, ab ca. 1999 (Divisionalisierung), wurden die Re 4/4 II der SBB auf SBB Cargo und SBB Personenverkehr aufgeteilt. Meines Wissens gingen an SBB Cargo vorab nur Loks der höheren Nummern, also Loks mit längerem Kasten und weniger steiler Stirnwand.


    Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie im Hinblick auf die nicht ganz gleichen Lokkasten ein Vergleich einer BLS Re NINA mit einer Re 4/4 II von SBB Cargo zustande kommen kann? Habe ich irgendwann etwas verpasst - wer kann mir auf die Sprünge helfen? Schon mal urgewaltigen Dank :search:


    Die Antworten dürften sich in diesem Thread finden.


    Der Admin

    Gruss, René

  • Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie im Hinblick auf die nicht ganz gleichen Lokkasten ein Vergleich einer BLS Re NINA mit einer Re 4/4 II von SBB Cargo zustande kommen kann? Habe ich irgendwann etwas verpasst - wer kann mir auf die Sprünge helfen? Schon mal urgewaltigen Dank :search:

    Hag verwendet für beide Modelle das Gehäuse der 2. Serie

  • @René


    Ich denke zum Modell und dessen Verwendung des 2. Serien Gehäuses ist hier alles gesagt, jedoch zum Vorbild kann ich dir noch ein paar Infos geben.


    - Die BLS übernahm im Dezember 2004 sechs Re 4/4 II der SBB, dabei handelte es sich um folgende Loks: 11110, 11117, 11119, 111123, 11137, 11142. Dies zusammen mit den EW III Pendelzügen. Die Loks wurden als Re 420.5 im neuen silbernen BLS Desing (vielfach das NINA Design genannt) lackiert und erhielten die Nummern 501-506 bei der BLS. Dabei handelt es sich um 1. Serien Loks mit dem kürzeren Kasten und der steileren Front, jedoch um keine welche jemals für AK ausgerüstet war und daher keine verstärkten Stossbalken hatten.

    Die Loks durften frei eingesetzt werden und konnten/können ebenfalls im Güterdienst beobachtet werden, meist in DT mit einer Re 465.

    - Im Dezember 2005 übernahm die BLS dann von der SBB nochmals sechs Re 4/4 II, fünf Prototypen 11102-11106 und die erste Serien Lok 11107. Die Loks erhielten nur teilweise das BLS Design, teilw. fuhren sie in grün, in rot und in der Swiss Express Lackierung mit der BLS Nummer herum. Die BLS stellte die Loks als Re 420.5 507-512 ein. Dabei handelt es sich ebenfalls um Loks der kurzen Bauform mit steilerer Front.

    Speziell dabei sind die Loks 11103 und 11106, bei diesen handelt es sich um Swiss Express Loks, welche für AK vorbereitet waren und daher den verstärkten Stossbalken und das verlängerte UIC Rohr hatten.

    Die Loks waren an einen "Knebelvertrag" gebunden und durften nur für den P-Verkehr eingesetzt werden, nach dem Einsatzende wurden die Loks verschrottet.

    - Beim Cargo gibt es eine einzige Re 4/4 mit kurzem Kasten und steiler Front, nämlich die Re 4/4 III 11350, dabei handelt es sich um die einzig je gebaute "kurze" Re 4/4 III, die Lok wurde damals für die SOB gebaut und als Re 4/4 III 41 abgeliefert. Die Lok ging 1996 beim Tausch gegen die Re 4/4 IV (Re 446) an die SBB über und somit als Re 4/4 III gegen die Jahrtausendwende an SBB Cargo.