Wie im Thread "Jubiläum 175 Jahre Schweizer Bahnen - Historische Fahrten am Gotthard" angedroht, berichte ich hier von meinem Erlebnis der Führerstandsfahrt in der Ae 8/14 von Erstfeld nach Airolo. Vor 8 Jahren konnte ich ja mal eine Fahrt im Krokodil von Erstfeld nach Bellinzona miterleben. Darüber hatte ich hier berichtet. Fabian hatte ja auf die Fahrten zum Jubiläum hingewiesen und dank seinen Hinweis habe ich mich umgehend schlau gemacht. Ich konnte es fast nicht glauben, als ich das Angebot vom Verein Team Erstfeld sah, denn der Preis war so tief, dass ich da gleich zugreifen musste (weniger als 1/3 der Kosten von SBB -Historic - gut, schon nicht ganz mit vergleichbarer Streckenlänge). Nach dem Krokodil fehlte mir ja mit der Ae 8/14 die andere bedeutende historische Lok - jetzt sind es nur noch die Ae 6/6 (na ja ... 
), der Rehbock und - wenn die jemals wieder fahrtüchtig in Stand gestellt werden könnte - die Köfferli-Lok.
Also, dann mal los ...
In Erstfeld eingetroffen begab ich mich wie beim letzten Mal zum Depot. Weit und breit keine Ae 8/14, also fragte ich ein Klubmitglied. Er beschied mir, dass ich mich zum Bahnhof begeben müsse. Die Lokfahrt begann dort und nicht im Depot. Der Grund waren die angehängten Wagen, zwei 1.Klass- und ein Speisewagen. da musste ich mich etwas beeilen. Auf dem Perron angekommen sprach mich sogleich ein mit einer Schutzweste bestückter Mann an und war sichtbar erleichtert, als ich der Gesuchte war.... 
. Er stellte sich als Giorgio (Hoenig) vor und wie ich gleich feststellen konnte, die Wellenlänge stimmte gleich!
Hier gleich mal das "Objekt der Begierde":
Bei der Lok angekommen wurde ich auch vom Lokführer begrüsst. Das war ein ausgesprochen freudiges Hallo, denn der Lf war Charly Infanger, also der Gleiche wie bei der Krokodil-Führerstandsfahrt.
Hier sind unsere Gastgeber Giorgio und Charly (beide sind übrigens Vorstandsmitglieder vom Verein Team Erstfeld). Mein Mitfahrer Kurt stellte richtig fest, dass man sein Geld für weit dümmere Sachen ausgeben könne ...
Und hier also Charly's Arbeitsplatz (mit Totmann-Pedal):
Ich kam immer kaum aus dem Staunen heraus, mit wieviel Fingerspitzengefühl Charly hochkonzentriert die Lok in Fahrt bracht, kein Rucken, einfach perfekt! Natürlich "chlöpfte" und "tätschte" es im Maschinenraum da recht heftig. Die Lok setzte sich in Bewegung - zu meiner Überraschung erigentlich auf dem "falschen" Geleise, Poleggio hat das so bestimmt. Giorgio erklärte uns die verschiedensten Sachen, sei das von Bauwerken - wie z.B. dass die gut sichtbaren Druckleitungen vom Kraftwerk Amsteg eigentlich gar nicht mehr in Betrieb sind (die Druckstollen wurden schon länger unterirdisch verlegt) - oder von den Befestigungen entlang der Strecke (sagenhaft, was da alles gebaut werden musste!). Hat sich schon jemand mal die Gedanken gemacht, wie die Kehrtunnel gebaut wurden - ohne jegliche Hilfsmittel wie sie heute zur Verfügung stehen? Eine absolute Meisterleistung!
Irgendwann gab es dann doch noch den Spurwechsel. Giorgio erklärte uns auch noch die Beschilderung, z.B. die Steigung von 26 Promille auf 6104 Meter, den Zweck der diversen Streckenhäuschen so alle 700 Meter (offenbar konnte als die Strecke elektrifiziert wurde keine Fahrleitungen von wesentlich mehr als 700 Meter Länge produziert werden) oder die kurrligen Tafeln für den Neigezug.
Der fototechnisch wohl am meisten genutzte Punkt - an der Wattinger-Kurve vor dem Kehrtunnel - kennen wir hier im Forum ja bestens, da waren wir damals auf der 2. Gotthard-Forumsreise ja auch. Es war überhaupt interessant, an welchen Stellen überall Trainspotter zu finden waren. Eines der wohl am Meisten fotografierte Gebäude entlang der Gotthardstrecke ist ja sicher die Kirche von Wassen.
Wer kennt nicht das Häuschen des Fahnenschwingers oberhalb Wassen (er war zwar abwesend, liess sich aber durch Kinder mit kleinen Fahnen vertreten).
Schon bald danach erreichten wir Göschenen. Da gab's einen Halt und der 3. im Bunde vom Verein, der Maschinenmeister Pascal Gaberell, kontrollierte mit dem Oel-Stiitzli bewaffnet, ob es nicht irgend welche Heissläufer gegeben hat.
Für unser Wohl wurde auch gesorgt. Fabian organisierte für uns Kaffee aus dem Speisewagen. Damit hatten wir noch Glück, denn auf der Fahrt zurück fiel der Umrichter im Speisewagen aus, so dass die Kaffeemaschine nicht mehr betrieben werden konnte.
Genau nach Zeitplan erhielten wir dann freie Fahrt und los ging es in den Tunnel. Im Tunnel kommt so richtig zur Geltung, dass die Beleuchtung eigentlich nicht viel wert ist, der Lf muss sein Fahrpult sehr gut kennen und sich einfach auf die Signalisierung verlassen können.
Die Gotthardstrecke wird seit der Eröffnung des Basistunnels natürlich nicht mehr so häufig befahren. Begegnet sind uns natürlich die SOB Traverso. Zu meiner Überraschung wurden wir aber auch einmal von einem Personenzug mit Bespannung durch die schönste aller Loks (ich meine da selbstredend der Re 460 ) überholt. Was dieser Zug auf der Bergstrecke suchte, entzieht sich aber meinen Kenntnissen. Interessanterweise kam dann als wir wieder zurück in Erstfeld waren, noch ein zweiter solcher Zug.
Aber soweit sind wir noch nicht. Zuerst mal zurück nach Airolo. Die Sonnenstube der Schweiz präsentierte sich regnerisch. Es regnete und die wunderbar herausgeputzte Lok wurde doch noch nass.... Als zusätzliches Goodie konnten Kurt und ich noch das Umsetzen der Lok miterleben und auch da, Charly zeigte wieder sein Können und setzte die Lok perfekt auf die andere Seite der Wagen ...
Zum Abschluss überreichte Giorgio uns noch die Doku mit interessanten Infos zur Lok, Strecke, SBB Historic und der Urkunde, welche unsere Führerstandsfahrt belegt.
So - der Rest der Story folgt im nächsten Beitrag ....
