Fotos von Fahrzeugmodellen

    Wie werden gute Fotos von Modellen erstellt?


    Nach einigen Monaten des Experimentierens sind einige Informationen zusammengekommen die ich hier zum Besten geben möchte:


    Für was werden die Fotos gebraucht?


    Der Anspruch an die Fotos sind je nach Verwendungszweck unterschiedlich, für eBay braucht es andere Bilder als zur Dokumentation eines Umbaus. Die Bilder hier sollen Fahrzeugmodelle in einem Bild möglichst gut Präsentieren, zb. auf einer Webseite oder in einem Sammlerkatalog. Wichtig ist, dass die Bilder reproduzierbar gemacht sind, nicht dass Fotos die ein Jahr später entstehen völlig anders aussehen.


    - Einheitliche Beleuchtung und Farbeinstellungen
    - Einheitliche Ansicht der Fahrzeuge, zb. immer von Links und nicht wie bei HAG, einmal von links, einmal von rechts, einmal von sonstwo...
    - Einheitliche Grösse der Bilder


    Zum Beispiel so:



    Die Verwendung eines Dioramas als Fotostand ist Geschmackssache, je nach dem lenkt es aber stark von dem eigentlichen Fahrzeug ab...


    Um was geht es? Einen Schwank aus Herrn Specks Abenteuern, das Diorama, die Lok oder vielleicht das Nadelgehölz ganz oben?


    Der Fotostand: (da wo die Lok draufsteht...golly.gif)


    Von einem festen Aufbau bin ich wieder abgekommen, verschiedene Fahrzeuge benötigen verschiedene Aufbauten... Das Ding besteht aus einem Sockel und einer Rückwand, die je nach Bedarf belegt werden können.



    Die schwarzen Flächen schlucken das Licht, die Weissen reflektieren. Zudem stehen zwei sorten Gleise zur Auswahl, Standard C-Gleis und transparentes C-Gleis, hier ist es dasselbe wie mit den Flächen, das normale Gleis schluckt das Licht, das Transparente reflektiert...


    Dies ist zum Beispiel bei einer Re 460 von Bedeutung:



    Erstes Bild
    Weisser Boden, Standard Gleis
    recht gute Ausläuchtung, aber die Sicken kommen nicht so gut zur Geltung.


    Zweites Bild
    Schwarzer Boden, Standard Gleis
    Die Sicken sind viel besser, dafür ist das Laufwerk finster...


    Drittes Bild
    Schwarzer Boden, Transparentes Gleis mit weissem Streifen unterlegt
    Die Sicken sind immer noch gut, das Laufwerk ist jetzt besser. (dürfte noch heller sein...)

    Tageslicht ist eigentlich ein ganz gutes Licht, es hat aber auch einige Nachteile: Schlechte Verfügbarkeit, vorallem bei schlechtem Wetter, am Abend und im Moba Keller....


    Die erste Wahl: der Scheinwerfer
    (Chronologisch nicht Qualitativ)


    Hat einige Vorteile:
    Kostet nicht viel, läuft ab Steckdose, dann wann ich will. Das Licht ist im eingeschalteten Zustand ständig sichtbar. (nicht wie beim Blitz)


    der Nachteil:
    die Dinger werden warm.... je nach dem, zu warm:


    Diese Roco Lok ist nach 10 Minuten unter 2x 400 Watt Scheinwerfern bereits gut angesengt....


    Frontscheibe, Seitenscheiben und das obere Spitzenlicht angeschmolzen, das Dach beim Pantografen verbogen, die Puffer gucken auch irgendwie am falschen Ort hin...


    neue Wahl: der Blitz
    Das Blitzen scheint unbeliebt (nicht nur bei Autofahrern). Einfach aufklappen und drauflos funktioniert nicht... ausserdem sieht man das Resultat erst auf dem fertigen Bild...


    Funktioniert aber schon, sonst wären die Gerätschaften ja unverkäuflich...


    Was sieht wie aus:


    Ohne Blitz, nur mit Umgebungslicht gemacht, ganz wichtig ist hier der Weissabgleich. Aufgrund der verschiedenen Lichtquellen gibt das mit der Automatik spezielle Farben...
    der Nachteil ist, dass das Licht von irgendwo kommt und nicht wirklich kontrollierbar ist mit entsprechend unkontrollierbaren Reflektionen.... zudem ist der Weissabgleich vom Vormittag am Nachmittag bereits unbrauchbar...


    Mit dem in der Kamera eingebauten Aufklappblitz
    Frontalangriff: Das Teil hat zuwenig Leistung, ging nur mit offener Blende, entsprechend miese Tiefenschärfe. Die Reflektionen sind ein Graus, Typisches "ich hasse Blitze" Foto


    Grösserer Blitz, grössere Leistung
    den Aufklappblitz mit einem Aufsteckblitz ersetzt (Nikon SB-900), der hat genug Leistung auch für Blende 22. Sogar genug Leistung für die Unterboden Beleuchtung, dank mehr Licht auch mehr Reflektionen...


    Beim SB-900 Blitz gab es einen Diffusor dazu, der macht das Licht ein wenig weicher, schluckt aber auch gewaltig Licht....
    (und ein neuer Weissabgleich hätte auch nicht geschadet...)


    Wenn der Blitz neben der Kamera steht und nicht obendrauf, können die Reflektionen schon mal deutlich vermindert werden.


    Noch besser wird es, wenn der Plastik Diffusor durch eine Softbox ersetzt wird


    oder besser noch, zwei Softboxen, eine für die Seite, eine für die Front



    Blitz mit Diffusor, Softbox:

    Zitat von Dumeng

    Diese Roco Lok ist nach 10 Minuten unter 2x 400 Watt Scheinwerfern bereits gut angesengt....

    Sehr informativer Bericht, Dumeng. Du wirst doch die geschmolzene Re 460 nicht etwa dafür geopfert haben ;) ;) ;)

    Überbewertet, ähnlich wie die Kamera selber.... auf jeden Fall im Verhältniss zum Licht, wenn das Licht nix Taugt, nützt auch die teuerste Linse und Kamera nicht viel. Es gibt natürlich auch hier Schwarten, mit dem Kit Objektiv hab ich nichts schlaues Zustande gebracht, das Teil hab ich mittlerweile in der Bucht entsorgt. Bei nicht so guten Linsen sind oft Farbverfälschungen und Verzerrungen ein Problem, dies vor allem bei Kompakt Kameras. Die Verzerrungen lassen sich relativ einfach mit Software beheben, ist aber wieder ein Arbeitschritt mehr.


    Die besten Resultate hab ich bisher mit langen Brennweiten bekommen (180-200mm), da sind die perspektivischen Verzerrungen geringer und die Tiefenschärfe besser.


    Hier ein Vergleich zwischen einem sauteuren Profiobjektiv und einer "billig" Linse:


    Links ein Nikkor 180mm f/2.8 für 1300.-
    Rechts ein Nikkor 70-210mm f/4-5.6 für 50.- aus der Bucht...


    Der Unterschied:
    1250.- ... sonst kann nicht wirklich keinen finden.... mit viel gutem Willen sind die Bilder vom 180mm ein wenig schärfer, aber selbst auf den Original Bildern nahezu nicht sichtbar... zumindest nicht bei diesem Einsatzzweck


    Ähnlich bei diesen beiden Bildern


    Links ein Nikkor 35-70mm f/2.8 (älteres Modell, das aktuelle ist ca 1600.-)
    Rechts ein Nikkor DX 18-85mm f/3.5-5.6 (aktuelles Modell, ca 600.-)


    Die teurere Linse ist ein wenig Schärfer, sichtbar in den Details, aber ob dies den Preisunterschied rechtfertigt.... zumal die Bilder mit dem Billig Zoom besser sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dumeng ()

    Zitat von Terry

    Du wirst doch die geschmolzene Re 460 nicht etwa dafür geopfert haben

    Kollateralschaden.... das war nicht die Absicht, hat zur Ausmusterung der Scheinwerfer geführt.


    Gruss Dumeng

    Dumeng - das finde ich eine ausgesprochen informative Zusammenstellung. Da habe ich viel gelernt.


    Meine Ansicht deckt sich sehr schön mit Deiner:


    Prio 1: Licht. Da bin ich noch am experimentieren, habe je 1 Softbox auf der Seite und eine von oben. Schattenwürfe wie beim Blitz sind wirklich weg


    dann kommt lange nichts mehr ...


    Prio 2: Objektiv. Da habe ich im Moment nur zwei (billige) zur Verfügung (Kit AF-S 18-55 und ein Nikor AF-S 55-200 mm)


    Prio 3: Kamera. Zu meiner Überraschung ist der Einfluss der Kamera verhältnismässig gering.


    Der interne Blitz taugt meist wirklich nicht viel, bei einem Aufsteckblitz ist einfach das Problem wie Du beschrieben hast, einerseits der Schattenwurf und andererseits die Reflexionen.


    Um meine Vitrinen zu fotografieren brauche ich aber einen Blitz, da habe ich (schon aus Platzgründen) Probleme mit den Softboxen. Aber Blitz ist nicht gleich Blitz, da gibt es schon noch deutliche Unterschiede.

    Gruss


    Roland

    Danke, Dumeng, das ist wirklich ein super Bericht, sehr lehrreich.


    Du hast mich motiviert, endlich mal meinen Fuhrpark abzulichten. Beleuchtet habe ich mangels Sofrbox mit einem Aufsteckblitz. (Canon 430EX)


    Eigentlich bin ich mit dem Ergebnis einigermassen zufrieden, aber.... Zwischen den Rädern stimmt der Weissabgleich nicht, dort ist weiss eben überhaupt nicht weiss. ;( Schaut selbst:






    Ich denke, dass die betroffenen Stellen vom Blitz schlecht ausgeleuchtet wurden?


    Martin

    Gruess Martin

    Jetzt hab ich das weggekriegt, mittels indirektem Blitzen. Allerdings etwas auf Kosten der Belichtung, ich musste diese Bilder aufhellen. Um an Dumengs Qualität zu erreichen brauchts wohl ne Softbox.






    Besonders schwierig ist Chrom. Da müsste man wohl in einem komplett weissen Raum fotografieren.



    Martin

    Gruess Martin

    Nur um was klar zu stellen: die Softbox ist lediglich ein Konstrukt aus Stoff in welches der Blitz reingesteckt wird, als Ersatz für den Plastik Diffusor.


    @Roland

    Zitat von erzhal

    (Kit AF-S 18-55 und ein Nikor AF-S 55-200 mm)

    Das 18-55 scheint aus der gleichen Liga wie mein ex 18-105mm zu sein... aber das 55-200 soll Optisch ziemlich gut sein, müsste eigentlich auf dasselbe wie mein 70-210 kommen...


    wieso ist das mit den Vitrinen ein Problem mit den Softboxen? steckst Du nicht den Blitz in die Softbox? dann müsste das doch einfach gehen, ohne Scheiben natürlich, mit Scheiben nutzt auch ein Blitz wenig... :crazy:


    Martin
    das sieht wirklich ein wenig seltsam aus... ich vermute allerdings, dass die Loks zunahe an der Rückwand stehen und das diese Verfärbung lediglich Schatten sind. Bei mir sind zwischen der hinteren Lokseite und der Rückwand ca 20cm Abstand, versuch doch dasselbe nochmal mit mehr Abstand...


    Gruss Dumeng

    Es stand mal wieder ein Objektiv Vergleich an... nebst den bisherigen "Profilinse" 180mm f/2.8 und "RamschZoom" 70-210mm f/4-5.6 muss das Zoom 80-200 f/2.8 "Modell Ofenrohr, das Teuerste unter den Dreien", zeigen was es kann...
    es kann nichts... höchstens zum bluffen geeignet...


    hier die Bilder:



    1. Bild mit 180mm f/2.8
    2. Bild mit 70-210mm f4-5.6
    3. Bild mit 80-200mm f/2.8


    Das die ersten beiden Linsen nahezu gleiche Bilder liefern war ja schon aus früheren Tests klar. Das das 80-200mm (aus der gleichen Reihe wie das 180mm) jedoch so flaue Bilder liefert, hat mich ziemlich überrascht.
    ich hab das mehrmals versucht: Linse wechseln, Bild machen, alle Einstellungen identisch. 3x3 Bilder... alle gleich, 1+2 immer gut, 3 immer flau... sehr speziell
    Es zeigt sich einmal mehr, dass eine teure Linse nicht umbedingt bessere Bilder liefert...

    Das mit der Chromlok musste ich doch auch mal ausprobieren... kann ja nicht sooo schwierig sein... kann es doch...


    Erster Versuch, einfach so wie immer...

    kein schlechtes Bild, nur ist die Lok eigentlich Verchromt und nicht Schwarz...


    ohne Blitz

    und ohne Weissabgleich... igitt



    ohne Blitz, mit Weissabgleich

    örps... was sind das für komische schwabelflächen?



    immer noch ohne Blitz, anderer Winkel

    besser, aber nicht wirklich gut...


    mit Blitz

    naja, kein Weissabgleich



    mit Blitz, und neuem Fotostand... es bessert (die Flächen, nicht die Farbe)

    ...Weissabgleich!!



    geht halbwegs....

    wenn jetzt die schwarze Ecke nicht wär, ging es einigermassen....



    Chromloks sind sehr speziell... es geht nur um Reflektionen. Ich hab sozusagen eine weisse Kiste um die Lok herum gebaut, es ist noch nicht ausgereift, aber die Richtung könnte passen...
    Blitzen tut nur der linke Blitz, die Softbox rechts dient nur als Reflektor


    Gruss Dumeng

    Hallo Dumeng,
    Unglaublich, was unterschiedliche Lichtverhältnisse bewirken, das hast Du sehr gut gegenüber gestellt. Mir persönlich macht das vierte Foto den authentischsten Eindruck, beim letzen sieht man praktisch nicht, dass die Lok verchromt ist, sie ist schlicht grau und matt. Vielleicht liegt es auch an meinem iPad ;)

    michael: ja, beim letzten Bild ist es schwierig, auf Chrom zu kommen...
    mit dem üblichen Winkel wird es wahrscheinlich schwierig, dass der Chrom gut sichtbar wird...
    ich hab mal ein paar weitere Versuche unternommen, der Unterschied liegt vorallem in den Reflektoren....







    mir gefällt das mittlere Bild am besten, aber da könnte man meinen, die Lok ist weiss....


    Auch bei der Lok gefallen mir die Bilder irgendwie nicht so recht...


    Abgesehen davon, das der Rahmen um die Lichter komisch und der Pflug falsch ist, wirkt die Lok irgendwie flau..
    Beim zweiten Bild ist ausserdem die Kamerahöhe nicht gut und die Lok steht schräg, die Tiefenschärfe ist auch nicht grad so toll... das muss irgendwie noch besser werden...


    Gruss Dumeng

    Zitat von Dumeng

    das Wursteln eher nicht.... wird die Lok so ausgeliefert?


    Dumeng,


    Das ist reiner Datenschutz, die Lok kann doch nicht mit vollem Namen ins Netz gestellt werden. ;) :D

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

    Zitat von Dumeng

    Das mit der Chromlok musste ich doch auch mal ausprobieren... kann ja nicht sooo schwierig sein... kann es doch...


    Doch, doch, da kann ich mitreden! ist es. Es gibt zu den Chromloks nur noch eine Steigerung: Goldloks und schwarz-glanz-verchromte! Da habe ich mit allem was ich bisher ausprobiert habe noch kaum was Brauchbares hingekriegt.


    Ich staune bei jedem Beitrag, was Dumeng bereits alles ausprobiert, dokumentiert und hier präsentiert hat. Das ist wirklich ein ausgesprochen lehrreicher Thread! :thumbsup:

    Gruss


    Roland

    So, ich bin nun auch etwas weiter mit meinen Versuchen. Der erste Versuch mit einer verkleideten Holzkiste die an den Rändern LED-Strips hat ist m.E. grandios gescheitert. Wenn müssten die LED-Stripes auch noch gestreut werden. Es gibt zuviele Schätten und auch die Ausleuchtung ist nicht ideal:


    Eigentlich dachte ich schon ein Mini-Studio zu beschaffen. Kurz vor dem Bestellen hab ich mich aber mal durch Youtube-Videos geklickt und bin auf diese Lösung gestossen:

    Ein Versand-Karton auf den Seiten aufgeschnitten. Das Loch wird mit normalem Backpapier überklebt. Auf beiden Seiten habe ich 8W-LED-Lampen hingestellt (damit schmilzt auch kein Modell dahin). Und so sieht das Resultat aus:


    Fototechnisch wurde mit f/13 und 1/6s bei ISO 100 fotografiert. Nachbearbeitung ist dabei Pflicht (nicht nur wegen den Staubflecken bei geschlossener Blende), denn einerseits ist das Untergestell ansonsten viel zu dunkel und auch der Weissabgleich aufgrund der warmweissen LEDs schlecht. Das eine Foto sah OOC so aus:


    PS: Und natürlich sieht man auf den Fotos dass man eine Lok nach dem harten Anlageneinsatz zuerst zur Kosmetikerin fürs Fotoshooting hätte bringen sollen ;)


    Edith wirft noch Bilder der Märklin-LION nach (Links alte Fotobox - Rechts neue Fotobox)

    Weiter ginge mit austesten. Ich hab mir mittlerweile einen grösseren und stabileren Karton umgebaut. Dadurch konnte die Ausleuchtung etwas besser gemacht werden.


    Ein Bastelobjekt als Motiv:


    Wieder die bekannten zwei Modelle:



    Den neuen Karton kann ich zusätzlich nun auch von oben noch beleuchten, das sieht dann so aus:


    Da weiss ich noch nicht was mir besser gefallen soll...


    Ah ja,der Weissabgleich wird nun auch professionell gemacht (und in der Kugel sieht man das ganze SetUp :D ):

    Es mag vielleicht Geschmacksache sein, aber m.E. bringt ein weisser Karton bzw. weisser Hintergrund noch etwas mehr . . . ;) :)

    Gruss Günther