Gotthard Bergstrecke (wegen Entgleisung im Basistunnel, 10.8.23)

  • Hauptsache ist, dass keine Menschen zu schaden kamen, bei der Güterzugsentgleisung im GB Basistunnel.

    Da ich sowieso gerade in der Gegen war, bin statt direkt nach Hause, zur unteren Wattinger Brücke gelaufen. (und habe auf Züge gewartet, bis es zu dunkel wurde, für halbwegs gute Aufnahmen).


    Entweder sind die Züge ausgefallen? Oder dass die eine GB Basis Röhre noch benutzt werden kann? Oder die Güterzüge weichen über den Simplon aus? Oder stauen sich in Erstfeld?

    In 3 Std kam gerade mal ein einziger Güterzug. Klar kann man nicht mit einer einzigen Bo-Bo Lok >2000 Tonnen mit 75 km/h den Berg hinauf ziehen. Und wenn man die Züge trennen würde, müssten A die Loks und B die freien verfügbaren Lokführer vorhanden und am richtigen Ort sein. Jedenfalls es kamen am Abend 2 x SOB Traverso Züge, welche sowieso fahrplanmässig unterwegs waren und mindestens jede Stunde in jede Richtung als Ausweichroute ein SBB RABe 501 Giruno Zug, welcher in Normalfall den Basistunnel durchfährt. Doch ich dachte, wenn der Basistunnel blockiert ist, dass da sehr viel mehr Züge die Berglinie benutzen könnten und würden?


    Auch habe ich noch eine vielleicht blöde Frage; wie bemerkt ein Lokführer überhaupt, dass sein Zug eine oder mehrere entgleiste Achsen aufweist? Ich meine nicht als Katastrophe, wenn es den Zug zum Gleis hinaus rührt, sondern so ähnlich wie auf einer Modellbahn, wenn der Zug als solches auf dem Gleis bleibt und vorerst weiter fährt, aber 1-2 Achsen seines Zuges nicht mehr korrekt auf der Schiene rollen? Das ist ja eigentlich nur zu bemerken, wenn die Ampère Anzeige viel weniger als normal anzeigt, (z.B. wenn sich die Lok vom Zug losgerissen hat), oder mehr als normal anzeigt, wenn die Achse(n) statt rund läuft, den Zug hemmt oder gar blockieren? Der Lokführer wird kaum dauernd in den Rückspiegel schauen wollen, was sein Zug macht? Zum Glück sind SBB Entgleisungen selten.


    Gruss

    Hermann


    PS

    weiss jemand was auf dem letzten Fotos die braungrünen Zylinder mit den gelben Markierungen sind? Das werden ja wohl keine Raketen sein? Gewichte für die Fahrleitung abspannen wohl auch kaum, ebenso wenig ein elektrisches Strom-Einspeisekabel.


    Achtung, es hat dort ein recht wilder grösserer Hund, welcher nichts von Eisenbahnen fotografieren hält. Ich brauchte ziemlich viel Power, dem das beizubringen. Und prompt kam in dem Moment einer der wenigen Züge, wo der mich vertreiben wollte. Irgend wann mal kam die Hundebesitzerin mit einer grossen roten Leine daher, da ist das Hundsviech talwärts abgehauen... Sie gab sich alle Mühe, aber er war nicht so folgsam. Eisenbahnen hin oder her, die klare Umzäunung des ehemaligen Bahnwärter-Hauses gilt es zu respektieren.

  • Longimanus

    Hat den Titel des Themas von „Gotthard Bergstrecke (wegen Entgleisung im Basistunnel, 10.08.2023“ zu „Gotthard Bergstrecke (wegen Entgleisung im Basistunnel, 10.8.23)“ geändert.
  • weiss jemand was auf dem letzten Fotos die braungrünen Zylinder mit den gelben Markierungen sind?

    Das müssten die Erdungsgarnituren mit der Erdungsstange sein.


    Ich bin gespannt aus welchem Land der Wagen der als erstes entgleiste stammt. Auch wenn die definitive Unfallursache noch nicht bekannt ist, das Thema Güterzüge in Tunnels auf Strecken die extrem wichtig für den Personenverkehr sind, auch wenn ich nicht betroffen bin, regt mich bei jedem Unglück richtig auf.


    Als ich noch mit der S-Bahn pendelte, sass ich unzählige Male irgendwo fest, weil irgend ein Schrotthaufen von Gleisbauzug oder Güterzug irgend ein Tunnel zwischen Stettbach bis Zürich HB blockierte. Wenn diverse Bahngesellschaften, vor allem aus Osteuropa der Ansicht sind, das technische Niveau und der Zustand eines Güterwagens kann nicht tief genug sein. Dann sollten sie mit diesem Gerümpel allerhöchstens bis zur Schweizer Grenze verkehren können.


    Schade bin ich nicht der Eisenbahndiktator der Schweiz. Ich würde diese Schrottwagen bei Grenzübertritt schreddern und bei Swisssteel in den Schmelzofen werden. XD

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Hallo Hermann und Erwin

    Das müssten die Erdungsgarnituren mit der Erdungsstange sein.

    das ist korrekt.


    Ich bin gespannt aus welchem Land der Wagen der als erstes entgleiste stammt.

    genau dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt - an den Grenzbahnhöfen werden die Wagen durch die ZKE (siehe hier) automatisch überwacht und auch vor den langen Tunnels hat es diese Überwachungsanlagen (Heissläufer, Ladungsverschiebungen, Profilverletzung usw.) aber alles kann nicht überwacht werden ...


    Lg
    Giorgio

    Lg

    Giorgio

  • Guten Morgen zusammen


    Im Bahnforum wird ein schwedischer Doppel-Schiebewandwagen gezeigt:https://www.bahnforum.ch/index…normalspur-ch/&pageNo=942


    Es ist bestimmt noch zu früh, hier urteilen zu können, doch wenn einfach alle - auf die problematischen Wagen bezogen - hier sich „am Riemen reissen würden“, und voneinander lernen würden, ginge viel mehr (Stichwort Verspätungen und Ausfälle - vor allem DE und aktuell Nightjet) und würde weniger passieren…

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.

  • Guten Morgen Hermann


    Zur Erkennung einer Entgleisung:

    - Im Rückspiegel siehst du in der Regel keine Entgleisung, viel zu unübersichtlich.

    - Theoretisch kann es sein, das das Ampére Meter bzw. die Leistungsanzeige einen höheren Wert anzeigt, da mehr Zugkraft benötigt wird.

    - Es gibt ZKE Anlagen (Zugkontrolleinrichtung) welche an diversen Orten automatisch den Zug untersuchen, auf diverse Punkte, z.B. Ladeverschiebung, Profilüberschreitung und und und.

    - Nun kommt der Punkt, welcher „in der Regel“ in Kraft tritt. Bei einer Entgleisung entsteht meist irgendwann eine Zugstrennung. Beim Bremssystem fahren wir mit dem sog. 3-Druck Prinzip, ist die Hauptleitung „undicht“ z.B. infolge Zugstrennung entleert sie sich und beide Zugsteile bremsen und kommen somit zum stehen. Der LF muss dann den Zug überprüfen um die Ursache festzustellen.


    Zur Bergstrecke:

    - Leider können nicht mehr alle Züge umgeleitet werden, zum einen fehlt das Personal, die Loks und auch das Streckenprofil (4m Kooridor).

    - Weiter sind diverse Weichen verschraubt, wodurch die Kapazität eingeschränkt wird.

    - Die LF sind nicht mehr alle kundig. SBB P, SBB C ist in der Regel kundig. Die Bergstrecke ab Airolo darf nur noch mit den Sprachmodul italienisch befahren werden, da gewisse Bahnhöfe noch Ortsbedient sind.

  • Hier gibt es ein paar Fotos. Die Schäden sind enorm, einen Wagenaufbau scheint es komplett zerfetzt zu haben. Die Geleise mit Schwellen in einem bestimmten Bereich komplett zerstört. Es ist immer wieder erstaunlich welche Kräfte da am Werk sind.


    Die einzige lustige Komponente an dieser Entgleisung, da viele Flaschen geladen waren, sieht es im Tunnel jetzt schon aus wie es am Samstag an der Streetparade aussehen wird. ;)

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Danke Erwin, Giorgo und Michel für Eure Erklärungen :thumbsup:


    Zur Bergstrecke:

    - Leider können nicht mehr alle Züge umgeleitet werden, zum einen fehlt das Personal, die Loks und auch das Streckenprofil (4m Kooridor).

    - Weiter sind diverse Weichen verschraubt, wodurch die Kapazität eingeschränkt wird.

    - Die LF sind nicht mehr alle kundig. SBB P, SBB C ist in der Regel kundig. Die Bergstrecke ab Airolo darf nur noch mit den Sprachmodul italienisch befahren werden, da gewisse Bahnhöfe noch Ortsbedient sind.

    In dem Fall ist es eine (Teil)Illusion, dass wenn der Basistunnel gesperrt werden muss, dass dann fast automatisch die Bergstrecke als Ersatzroute - für alle Züge - dienen kann. Immerhin, wenigstens die Giruno IC-Züge... (und Traverso sowieso). Aber bereits für die DoSto Züge scheint es nicht mehr gut zu gehen, jedenfalls habe ich keinen dieser Züge gesehen. (Die überschreiten wohl das zulässige Lichtraumprofil).


    Langfristig wird die Gotthard Bergstrecke wohl auch zu einem Finanzpolitikum werden? Die schöne Gotthard-Bergstrecke dürfte ein Vielfaches aufwändiger teurer sein, als sein kleinerer Verwandte, die 24 Jahre ältere Läufelfinger Bergstrecke Basel - Olten, ab 1858. Ginge es rein oekonomisch nach den SBB, wäre das Läufelfingerli schon vor Jahrzehnten aufgegeben worden. Irrtum vorbehalten, müssen seither die beteiligten Gemeinden einen erheblichen Beitrag zuwenden, damit das Läufelfingerli "lebendig" bleibt und dies ist gegenüber dem Gotthard nur ein kleiner - schöner - Zwerg.


    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Die einzige lustige Komponente an dieser Entgleisung, da viele Flaschen geladen waren, sieht es im Tunnel jetzt schon aus wie es am Samstag an der Streetparade aussehen wird. ;)

    Die Streetparade kurzfristig zum und durch den GB umleiten (dann bleibt Zürich sauber und niemand auf dem trockenen sitzen) und den Rest hinterher aufwischen :D .

    Gruss Bruno


    Ein Herz für alte Modellbahnen aus Holz, Metall oder Karton :love:

  • wenn es den Zug zum Gleis hinaus rührt,

    Herrliches Schweizerdeutsch… :D :D :D

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Ein Hintergrundbericht zum Unfall im Gotthard Basistunnel.


    Der Schlusssatz aus dem Watson Beitrag:


    Die Geschichte zeigt: Je schlimmer ein Bahnunfall ist, desto grösser sind die danach ergriffenen Sicherheitsmassnahmen. Der Unfall in Daillens war nur von nationaler Bedeutung. Der Unfall im Gotthard hingegen hat nun ein europäisches Ausmass. Deshalb ist die Chance grösser, dass in der Folge auch das europäische Regelwerk verschärft werden könnte.


    Hier stelle ich die kühne Behauptung auf, der Unfall ist viel zu wenig einschneidend, der Verkehr rollt mit kleinen Einschränkungen, eine Röhre wird bald wieder für den Güterverkehr befahrbar sein. Damit die Sicherheitsvorschriften verschäft werden, müsste diese Transversale für Wochen oder Monate komplett gesperrt sein, damit Massnahmen ergriffen würden die letztendlich mehr Kosten verursachen.


    Ein Riss in der Grössenordnung wie er zum Bruch der Radscheibe geführt hat, sollte mit extrem einfachen Mitteln von jedem erkannt werden können. Mit einem Hammer gegen die Radscheibe schlagen, mit einem fortgeschrittenen Riss müsste diese dumpf klingen, ist sie intakt, klingt sie hell.


    Die Chance ist gross, dass diese Radscheibe zur Untersuchung bei der Empa landet, in der Schweiz die einzige Institution die völlig neutral solche Untersuchen durchführt. Ich würde mich sehr wundern, wenn das Resultat unter anderem nicht hiese, der Riss ist schon Wochen oder gar Monate alt. In Stahl ist das Risswachstum bei Ermüdung nicht besonders schnell.


    Es ist auch im Bericht korrekt erwähnt, es geht um ein europäisches Sicherheitssystem, Standards der Schweiz interessieren die ganz sicher nicht. Der Schweiz wird kaum mehr bleiben, als nach einer technischen Lösung zu suchen, die auch am durchfahrenden Zug von aussen Risse in Radscheiben festestellen kann.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Die Ermittler der Sust sind mit der Unfallaufnahme gerade erst fertig, ob der Bruch der Radscheibe für die Entgleisung verantwortlich war, oder ob die gebrochene Radscheibe nicht eine Folge der Entgleisung war, steht noch in keinem offiziellen Bericht!


    Unsere Wartungsvorschriften bei RIC fähigen Güterwagen wurden grösstenteils mit dem Ausland abgeglichen / vereinigt, dies wäre unteranderem ein Ziel von ECM. Egal wo man seinen Wagen in die Wartung gibt, das Resultat sollte immer das gleiche sein, zumindest in der Theorie.


    Klangproben / Ultraschalmessungen sind bereits heute Standart. Unsere ZKE Anlagen (Zugkontrolleinrichtungen) werden laufend erweitert und verbessert. Hier wäre es sicherlich interessant, wenn man Radscheiben erkennen könnte welche Risse aufweisen. Trotzdem ein Besuch beim Interventionszenter in Erstfeld ist immer wieder beeindruckend, was man hier alles erkennen kann mit den ZKE Anlagen.


    Zum Verkehr… aktuell ist die Reisezeit in den Tessin bzw. nach Italien, 60-120min länger, die Sitzplatzkapazität gerade mal ca. 1/2 vom gewohnten und Güterzüge verkehren rund 1/4 via Berg. Diverse Logostikpartner welche das Tessim versorgen mussten auf LKW umsteigen. Die Logistikbranche spricht nach wie vor von grossen Einschränkungen. Dies vor allem auch deshalb weil Züge die früher via Berg durften, dies heute nicht mehr dürfen, wegen Profilüberschreitung…


    Eines ist jedoch klar, weder Bahnfahren noch fliegen kann 100% sicher gemacht werden, solchen Ereignissen wie am Gotthard sind zum Glück sehr sehr selten.

  • solchen Ereignissen wie am Gotthard sind zum Glück sehr sehr selten.

    :)  :rolleyes:


    Der unterschätzte Fachmann Visiteur gab es schon mindestes seit Ende der 1930-er Jahre, welcher mit einem speziellen Hammer an das Rad schlug und an Hand vom Klang wusste, ob das Rad noch gut oder defekt ist. Aber der käme ja gar nicht mehr nach...


    Auf der Seetallinie hatte die De 6/6 von Luzern nach Lenzburg teilweise 10-16 Stunden, mit (Güter)Zügen von 2-3 bis 6-8, meist 2-achsige Güterwagen. Moderne Züge haben ca 18-32 Wagen, mehrheitlich 4-Achser Güterwagen, teils auch 6-Achser. Grob geschätzt 100-120 Achsen pro Zug. Es geht ja weniger um die Achse selbst, als viel mehr um die Räder, d.h. es sind pro Zug nicht 120, sondern 240 Räder. Und bei keinem der Räder durfte sich der Visiteur "verhören"... Das ist ja fast so unmenschlich wie die früheren Berufe der Barrierenwärter(innen). Man wird mit Komputer unterstützten Sensoren bestimmt die potentiellen Schadensfälle erheblich eingrenzen können, aber kaum 100% ausschliessen können.

    Gruss

    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Unsere Wartungsvorschriften bei RIC fähigen Güterwagen wurden grösstenteils mit dem Ausland abgeglichen / vereinigt, dies wäre unteranderem ein Ziel von ECM.

    Ist das jetzt positiv? Für mich tönt es eher, die Standards wurden an das Minimum angepasst, sprich nach unten korrigiert. Kostensenkungen haben immer Vorrang vor Sicherheit, leider. In jeder Firma ist das Riskmanagement das ungeliebte Kind das Kosten verursacht und die Organisation in ihren Abläufen behindert.


    Klangproben / Ultraschalmessungen sind bereits heute Standart. Unsere ZKE Anlagen (Zugkontrolleinrichtungen) werden laufend erweitert und verbessert. Hier wäre es sicherlich interessant, wenn man Radscheiben erkennen könnte welche Risse aufweisen. Trotzdem ein Besuch beim Interventionszenter in Erstfeld ist immer wieder beeindruckend, was man hier alles erkennen kann mit den ZKE Anlagen.

    Dann braucht es auch noch die richtigen Fachleuten dazu, die solche Prüfungen absolut seriös und korrekt ausführen. Bereits Ultraschallmessungen haben einen teils erheblichen Interpretationsspielraum ob es ein Riss oder eine Störung anderer Art ist. ZFP (Zerstörungsfreie Prüfungen) ist eine Methode bei der sehr viel falsch gemacht werden kann. Selbst für einfache Methoden wie das Farbeindringverfahren müssen spezielle Ausbildungen absolviert werden, damit sie auch in offiziellen Prüfungen anerkannt werden.


    Eines ist jedoch klar, weder Bahnfahren noch fliegen kann 100% sicher gemacht werden, solchen Ereignissen wie am Gotthard sind zum Glück sehr sehr selten.

    100 Prozent Sicherheit kann es nicht geben, herabfallende Teile, Radscheibenbrüche, festsitzende Bremsen und ähnliches dürfen nicht sein. Das sind immer folgenden mangelnder Wartung und billigster Konstruktionen. Das alles gibt es nicht umsonst.


    Ich arbeite mittlerweile mehr als 23 Jahre bei der Empa. Bereits vor meiner Zeit und bald nach meinem Eintritt wurden immer wieder Kontrollaufgaben der Empa privatisiert oder durch Anordnung des Bundes aufgehoben. Darunter gibt es doch Prüfungen, wie z.B. Seilprüfungen an Seilbahnen, die ich viel lieber immer noch beim Bund sehen würde.


    Viele Probleme sind auch hausgemacht. Um die 2000er Jahre wurden in manchen Firmen alle älteren Mitarbeiter entlassen, frühpensioniert und was auch immer. Damit hat man für einen nachhaltigen Know how Verlust gesorgt, der sich bald einmal in erhöhten Schäden zeigte. Oft bin ich in der Lage mit meinem Werkstattwissen die Ursache sofort richtig zu erkennen können oder mit einer passenden Vermutung einzugrenzen. In immer mehr Firmen sind Leute am Werk die über keinerlei Know how in Sachen Werkstoff oder Mechanik verfügen aber dafür verantwortlich sind.


    Es können problemlos Massnahmen auf dem Papier niedergeschrieben werden, die sich in der Praxis immer weniger umsetzen lassen, da dafür kaum mehr Leute ausgebildet werden und der Anteil Arbeitnehmer der noch einer praktischen Tätigkeit nachgeht sehr drastisch am Schrumpfen ist. Da ich auch Abschlussprüfungen von Poly- und Produktionsmechaniker betreue, sehe ich jedes Jahr in einem Ausschnitt welche Lernende mit welchem Potential ihr Lehre abschliessen. Das ist leider im Gesamten gesehen nicht besonders erfreulich. Die wenigen guten und engagierten Lernenden bilden sich sofort weiter und sind für praxisbezogene Tätigkeiten für alle Zeiten verloren.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Gemäss diesem Artikel aus 20min sind die beiden Loks aus Deutschland, sowie eine Anzahl der Wagen. Der Ursprungsartikel wird vermutlich im Tages Anzeiger zu lesen sein. Ein Bezahlartikel. Dort findet sich auch ein Foto des in Erstfeld abgestellten Zuges der unbeschädigt ist.


    Bereits am Montag war im Tages Anzeiger zu lesen, der Unglückswagen stammt von der Firma Transwagon mit Sitz in Zug. Diese vermietet Güterwagen in ganz Europa. Hat der Tages Anzeiger einen speziellen Draht zu den Untersuchungsbehörden?

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Ist es nicht müssig, anzukreiden, dass die Loks und ein grosser Teil der Wagen aus DE stammen?


    Gemäss SBB-Sprecher hat SBB Cargo den Zug betrieben, mit zwei deutschen BR 185 (die nun wirklich rein gar nichts für den Unfall können) und diversen Wagen. Es ist absolut sinnlos und falsch, jetzt Deutsche indirekt fürs Unglück verantwortlich machen zu wollen. In meinen Augen einfach dumm gelaufen. Das Unglück hätte auch an jeder x-beliebigen Stelle im Schienennetz passieren können. Mich wundert überhaupt, dass nicht weit mehr Unfälle passieren.

    Gruss


    Roland

  • Für die Haftungsfrage ist die ganze Zusammenstellung sehr wichtig. Die DB Loks wurden wohl durch die SBB Cargo betrieben, da es eine entsprechende Ausbildung braucht um auf dem Schweizer Schienennetz Züge zu fahren. So sind nach meinem Wissen SBB Cargo, die DB und Transwagon in den Unfall involviert. Zum Glück alles keine kleinen und armen Firmen. Die Juristen haben sicher jetzt schon Party time und reiben sich die Hände. Nach jahrelangem Juristischem Streit bezahlt am Schluss sowieso der Staat, also wir Steuerzahler. Eine langjährig bewährte Lösung. ;)


    Übrigens gibt mir am ganzen viel mehr zu denken, der Unfall zeigt auf wie störanfällig solche Transportrouten sind. In der heutigen unsicheren Zeit ist es ein Leichtes mit wenigen gezielten Terroranschlägen die Schweiz zu trennen und die internationalen Nord-Süd Transporte zum Erliegen zu bringen. Mindestens diese durch die Schweiz. Ich behaupte die Schweiz ist überhaupt nicht dafür gerüstet. Ach ja, ich habe ganz vergessen, Sicherheit darf nichts kosten.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Hallo zusammen

    Das Unglück hätte auch an jeder x-beliebigen Stelle im Schienennetz passieren können.

    Ja, z.Bsp. bei der Durchfahrt in Bellinzona am Perron wo gerade 500 Reisende auf den kurz danach folgenden EC oder Twindexx warten…

    (das ist nicht als Witz gedacht - so ein Szenario wäre fatal gewesen).


    Die DB Loks wurden wohl durch die SBB Cargo betrieben, da es eine entsprechende Ausbildung braucht um auf dem Schweizer Schienennetz Züge zu fahren.


    Die werden von allen möglichen Lokführern gefahren - in erster Prio wohl von DB Cargo Lf mit entsprechender Ausbildung, dann wohl auch von SBB CI oder Lf-Verleihfirmen.

    Einer - ich meine er arbeitet bei DB Cargo - ist Christian Snizek aus dem Dreiländereck, deutscher Teil mit Begleitet Paul. Er berichtet sehr aktiv und toll inkl. guten Bildern von seinen Touren (Domodossola inkl. Tonzüge, Gotthard oder Autos, „Oel“ und Getränke in/von der Ostschweiz. Die zwei letzten Berichte :


    - https://www.drehscheibe-online…ren/read.php?106,10524043

    - https://www.drehscheibe-online…ren/read.php?106,10519628 (da ist Paul prominent zu sehen - er ist bestimmt traurig, dass seine „Erdmannhöhle“ gerade defekt ist…)


    Er ist auch ein überaus kompetenter Modellbahner (UKV Züge, Vectron-Sammler, DB IC), seine Beiträge auch im Modellbahnforum bei DSO sehr lesenswert.

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.

  • Weichen sind meistens die besonders heiklen Stellen. Beim Unfall in Enschede war der Zug noch 6km mit dem gebrochenen Radreifen unterwegs bis auf der Weiche die Katastrophe begann.


    Darum bin ich gespannt, was die Untersuchung im Gotthard Tunnel zu Tage fördert. War der Bruch des Rades vor der Weiche oder auf der Weiche.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.